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1. Bd. 1 - S. 163

1854 - Leipzig : Engelmann
163 Die griechische Welt. Tiefe der Gedanken und an historischer Treue weit hinter Thukydides zurück. Obgleich ein Athener, ist Mnophcm ein Verehrer und Lobredner der Spartaner, besonders ihres Königs Agesilaos, den er auf seinem Feldzuge gegen die Perser begleitete und dessen Leben er auch beschrieben hat. Darum sind seine hellenischen Geschichten mit bewußter Parteilichkeit verfaßt und namentlich die großen The- baner Pelopidas und Ep amein ondas ganz in Schatten gestellt. Seine Geschichte schließt mit der Schlacht von Mantineia (362). Tenophon schrieb auch eine Bildungsgeschichte des altern Kyros (Kyropadie), eine Art poli- tisch-philosophischen Romans, worin er den Stifter des persischen Reichs als das Ideal eines nach Sokratischenbegriffengebildetenherrschers darstellt und dievor- züge einer weise geleiteten Monarchie, worin Ordnung und Ruhe herrschen und die Unterthanen ein behagliches Leben führen, der stürmischen republikanischen Verfassung seiner Landsleute entgegenhalt. Von Athen verbannt brachte Tenophon seine letzten Lebensjahre im Peloponnes aufeinem ihm von den Spartanern zuge- wiesenen Landgute zu. — Von der Geschichte Persiens, die der am per- sischen Hof weilende griechische Arzt Ktesias von Knidos, ein Zeitgenosse Teno- phons, verfaßte, besitzen wir nur Fragmente und Auszüge; ebenso von dem Syrakusaner P h i list os, der in seiner Geschichte von Sicilien denthuky- dmstos dides zum Vorbild nahm. 1. Fenophon. Ist Thukydides ausgezeichnet durch sein „Hinstrcben zum Erhabenen," so ist das innerste Wesen des Xenophontischen Geistes „eine durchgängige Harmonie." „Xcnophon ist keine von den Naturen, die durch ungewöhnliche Intensión derselben, durch das Unbeschränkte ihrer Richtung verbunden mit einer unbegränzten Fülle des Gemüths merkwürdig werden: sondern seine Eigenthümlichkeit ist das Maß selbst. Diese zeigt sich in seiner Lebensweise durch jene Diät oder jene sorgfältige Wachsamkeit über das richtige Verhältnis zwischen Körper und Geist, die er uns selbst beschreibt, deren Frucht eine herr- schende Gesundheit des inneren und äußeren Menschen ist. Jene Besonnenheit bringt ihn dem Ziele alles seines Strebens, der schönen Vollendung (Kalokagathie) sehr nahe, wenn ihn nicht wieder eine von solchen Naturen unzertrennliche Nüchternheit und Magerkeit des Geistes davon entfernte. Diese letzteren Mängel erscheinen oft als eine zu große Bestimm- barkeit durch fremde Einflüsse, und als beschränkte Ansicht der Welt. — Jene innere Maß- gebung und Nüchternheit machte ihn zugleich der spartanischen Denkart vorzüglich geneigt, und er schloß sich gern an Agesilaos an, der in seinem Leben ein Bild strenger dorischer Sitte ausstellte." Als Vorzüge der Xenophontischcn Geschichtschreibung wurden schon im Alterthum gerühmt: 1) Eine große Natürlichkeit, Unschuld und Einfalt in Ansicht und Darstellung, Eigenschaften, die durch den Einfluß der Sokratischen Lehre fester begründet wurden. 2) Anmuth und ungeschminkte Lieblichkeit des Styls und der Sprache; 3) ein kindlicher frommer Sinn, der allenthalben das Eingreifen der Gottheit in die menschlichen Schicksale als letzte Ursache der Handlungen aufstellt. 2. Ktesias. Da Ktesias als Leibarzt des Königs Artaxerxes, dem er in der Schlacht von Kunaxa (§. 102.) zur Seite gestanden, aus orientalischen Quellen geschöpft hat, die den griechischen Historikern unzugänglich waren, so wich seine Darstellung in vielen Din- gen von der der übrigen ab; und da er sich aus Mangel an vaterländischer Gesinnung ebenso entschieden auf den persischen Standpunkt stellte, als Hcrodot auf den griechischen, so zog er sich die Mißachtung seiner Landsleute und den Vorwurf der Unwahrhaftigkeit und Par- teilichkeit zu. Sein aus 23 Büchern bestehendes Werk behandelte die Geschichte des assy- rischen, meoischen und persischen Reiches bis zu seiner Rückkehr in sein Vaterland, im I. 399. Sein Hauptzweck war, die vielen Jrrthümer und Vorurtheile, welche die Griechen theils aus Unkunde, theils aus Nationaleitelkeit über Persien hegten, zu widerlegen und zu beseitigen. — Noch reicher an unzuverlässigen Nachrichten und Fabeln als die persische Ge- ll*
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