1. Bd. 1
- S. 188
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Geschichte der alten Welt.
überschritt, seiner Herrschaft zu unterwerfen. Aber die streitbaren, von ihren
Büßern und Priestern angefeuerten Bewohner der Berggegenden des P end-
schab setzten ihm einen kräftigem Widerstand entgegen, als die feigen Unter-
thanen des Perserkönigs. Mehr als einmal schwebte, bei Erstürmung der
festen Burgen, Alexanders Leben in der höchsten Gefahr. Die gegenseitige
Eifersucht der vielen kleinen Fürsten des Pendschab erleichterte den Makedo-
niern die Einnahme (wie in unfern Tagen den Engländern). Mehrere von
ihnen (darunter der ostwärts vom Indus herrschende Taxiles) verbanden
sich mit Alexander gegen Poros, den mächtigsten dieser Fürsten, jenseit des
Hydaspes (Dschelum). Der Uebergang über diesen Fluß im Angesicht des
Feindes und die darauf folgende Elephanten-Schlacht, in welcher der tapfere,
stattlicheporos verwundet und gefangen wurde und 20,000jnder diewahl-
statt deckten, gehören zu den größten Kriegsthaten des Alterthums. Zwei
neugegründete Städte, Bukephala (Alexanders gefallenem Schlachtroß zu
Ehren) und Nikäa (Siegesstadt) sollten auch diese Länder der griechischen
Cultur erschließen. Auf beschwerlichen Märschen zog er dann immer weiter
nach Osten bis zum Hyphäsi's, an der Grenze des Fünfstromlandes, und
traf bereits Anstalten, die Gangesländer mit ihrer hohen Fruchtbarkeit,
Cultur und alten Herrlichkeit seinem Weltreiche beizufügen. Da murrten
aber die Makedonier so laut, daß Alexander, wiewohl mit innerem Wider-
streben, den Rückzug antrat. Zwölf steinerne Altäre am Ufer des Flusses
bezeichneten das östliche Ende der Eroberungszüge. Nachdem er den Poros
und den übrigen mit ihm durch Verträge verbundenen Fürsten ihre Länder
unter makedonischer Oberhoheit zurückgegeben, auf einem kühnen Streisiug
das kriegerische Volk der Mal lier mit eigner Lebensgefahr zur Unterwerfung
gebracht und an der Mündung des Fünfstroms noch eine Stadt angelegt
hatte, fuhr er auf Schiffen, die er auf dem Hydaspes hatte bauen lassen, den
Indus hinab, um einen andern Rückweg zu suchen und die unerforschten
Länder des Südens der Welt zu öffnen.
§. 119. Dieses von Alexanders Heldengeist eingegebene Unternehmen
schlug zum Verderben aus. Während sein geschickter Flottenführer Nearch
längs der Küste des heutigen Beludschistan hinfegelte, zog nämlich
Alexander mit seinen Truppen durch die schauerliche Wüste von Gedrosien,
wo die glühendste Sonnenhitze, der brennendste Durst in einer wasserlosen
Sandebene, der gräßlichste Hunger und die schrecklichste Ermüdung in zwei
Monaten drei Viertheile des Heeres aufrieben. Die heldenmüthigen Krieger,
die in so mancher Schlacht dem Schwerte und der Lanze getrotzt, bei so
mancher Erstürmung den Geschossen der Feinde entronnen waren, erlagen in
der dürren, wasserlosen Einöde theils den Qualen des Mangels und der
Anstrengung, theils den Leiden des Klima's, der stechenden Sonne, dem
glühenden, das Auge entzündenden Staube, dem nächtlichen Froste. Edel-
müthig theilte Alexander alle Beschwerden und Gefahren mit dem Geringsten