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1. Bd. 1 - S. 212

1854 - Leipzig : Engelmann
212 Geschichte der alten Welt. umgeben, die abenteuerlichen Gebirgs-, Vorgebirgs- und Küstenbildungen, die Menge von heißen Quellen mit ihren mephitischen Ausdünstungen, die zerstörenden Wirkungen von häufigen, hier statthabenden Erderschütterungen und die theils noch thätigen, theils längst schon erloschenen Vulkane die Einbildungskraft überall in Bewegung setzen und großentheils für das verborgene Wunderbare empfänglich machen mußten; dazu kam noch, daß das zu Cumä frühe schon ausgcbildete Apollo-Orakel, von dem die Sage der Sibylla Cumana, der Pythia ähnlich, ausging, sich in diesen Gegenden einen großen Kreis von Gläubigen verschafft und sicher auf die moralische Bildung der Bewohner dieses Theils von Italien eben so bedeutend zu wirken verstanden hat, als dieses mit der intel- lectuellen gewiß der Fall war." Iii. Unteritalien, von den griechischen Kolonien an den Küsten auch Großgriechenland genannt, war im Innern von Völkerschaften osri- schen und sab el lisch en Ursprungs bewohnt. Es zerfiel in dreitheile: 1) Apu- lien und Calabrien, von der vulkanischen Berggruppe Garg anus, dem Sporne Italiens, bis zur Südostspitze, mit dem reißenden Berg- und Küstenstrom Aufidus, ein an Eichenwaldungen, Ebern und Wölfen reichesland. Unter den Städten sind merkwürdig a) an der Küste: Sip ontum, ein von den Römern zu einer Eolonie erhobener Handelsort, deffen Bewohner im Mittelalter nach Manfredonia verpflanzt wurden; Barium, Egnatia und die als Ueber- fahrtsort nach Griechenland (Dyrrhachium) berühmte Handels- und Hafenstadt Brundusium, wo die appische Straße ihr Ende erreichte, ursprünglich eine griechische, dann eine römische Eolonie; auch H.y dru ntum (Otranto) diente als Ueberfahrtsort. — Die Küste um den Meerbusen von Tarent herum war größtentheils von Griechen bevölkert, b) Im Innern: das wollreiche Luceria, eine römische Ansiedelung, nachdem im Samniterkrieg die alte Bevölkerung un- tergegangen. Südlich davon bis zu dem durch die Niederlage der Römer (216 v. Ehr.) berühmten Städtchen Eanna am Aufidus erstreckt sich ein großes Fruchtgesilde (Campus Diomedis), Venusia in einer romantischen Gegend am schaumenden Aufidus, Geburtsort des Dichters Horatius. — Die Einwohner Apuliens und Calabriens waren ein aus pelasgischen, hellenischen und altitalischen Bestandtheilen gemischtes Volk von großer Betriebsamkeit, die im zweiten puni- schen Krieg von den Römern hart mitgenommen wurden. 2) Lucanien, ein von Felsengebirgen durchzogenes, an Waldungen und weidereichen Triften (luca- nische Ochsen) reiches Land, wo der Weinstock und der Oelbaum blüht und blu- menreiche Thaler durch ihre Naturschönheiten entzücken. Weder in Lucanien noch in dem ähnlich gebildeten, von einem rohen Mischvolkc bewohnten 3) Brut- tium befanden sich im Innern des Landes bedeutende Städte, mit Ausnahme von Consentia und dem uralten Pandosia; dagegen bemächtigten sich die kräftigen, wilden und kriegerischen Bewohner allmählich der griechischen Küsten- stadte, die sich der Weichlichkeit ergeben und der Waffen entwöhnt hatten, bis auch sie hinwieder die Beute der Römer wurden, die in die entvölkerten Städte neue Colonisten schickten. Die großartigen Tempelreste von Pastum (Posidonia), die Trümmer von Säulen, Prachtgebauden, Thoren und Mauern, die schön- gepragten Münzen und die bemalten Vasen von edler Form und herrlicher Zeich- nung geben noch jetzt Zeugniß von der ehemaligen Pracht, Größe und Bildung dieser hellenischen Colonien, Velia (Elea), Rhegium, Lokri, Kroton, Thurii und Sybaris, Metapontum u. a. (vgl. §. 59. 4). Innere Parteikampfe und die durch Reichthum und Luxus bewirkte Erfchlaffung schwächten ihre Kraft und machten sie unfähig, ihre Unabhängigkeit und Freiheit gegen die streitbaren Nach- barn zu behaupten.
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