1. Bd. 1
- S. 218
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Ancus
Martius
c. 625.
Ä
218 Geschichte der alten Welt.
die Curiati er die Herrschaft über Alba longa, dessen Einwohner, nach
Zerstörung der Stadt, nach Rom verpflanzt wurden, wo sie wahrscheinlich
die Grundlage des bürgerrechtlosen Standes der Plebejer bildeten, der unter
seinem Nachfolger Ancus Martius, dem Erbauer der Hafenstadt Ostia,
durch Ansiedelung besiegter Bürger der umliegenden Orte noch bedeutend
vermehrt ward. Auch die Staatsländereien und ein großer Tbeil des Land-
eigenthums der erworbenen Ortschaften wurden von den Römern eingezogen.
Der Kamps bcv römischen Horatier mit den Curtatiern von Albalonga blieb
in der dichterischen Sage dem Volke eine theuere Erinnerung. Die beiden Heere standen
kampfbereit einander gegenüber. Da kam man überein, um die blutigen Folgen einer
Schlacht zu vermeiden, die Entscheidung von dem Ausgange eines Zweikampfes abhängig
zu machen. Wohin sich der Sieg neigen würde, da solle die Herrschaft sein. Nun befan-
den sich in beiden Heeren Drillingsbrüder, weder an Jahren noch Kräften einander un-
gleich und nahe Verwandte zu einander. Diese wurden ausgewählt, um mit ihren Waffen
das künftige Loos ihrer Vaterstadt zu entscheiden. Im Anblick der beiden Heere ging der
große Kamps vor sich. „Als beim Zusammentreffen (erzählt Livius) die Waffen klirrten
und die blanken Schwerter blitzten, durchzuckte ein mächtiger Schauer die Zuschauer, und
so lange auf keine Seite sich die Hoffnung neigte, stockte Stimme und Athem. Daraus als
sie handgemein wurden, und man nunmehr nicht blos die Bewegungen der Körper und das
Hin- und Herschwingen der Schwerter und der Schilde, sondern auch Blut und Wunden
sah, da stürzten zwei Römer, einer nach dem andern, leblos nieder, während die drei Al-
baner verwundet waren." Hierauf ersann der noch unverwundete Römer eine List. Um
den Kampf zu theilen, ergriff er die Flucht, in der Hoffnung, die Gegner würden ihm
nachsetzen, jeder in dem Maße, wie es seine Wunde ihm erlaube. Und so geschah es. Als
er nach einiger Zeit zurückblickte, sah er sie in großen Zwischenräumen folgen, einen aber
nicht sehr ferne von sich. Auf diesen rannte er mit großem Ungestüm los und erlegte ihn,
che die beiden andern ihm zu Hülfe kommen konnten; dann eilte er zum zweiten und als
er auch diesen im siegreichen Kampf überwältigt, war der Ausgang kaum mehr zweifelhaft.
Der dritte, der vor Schwäche kaum den Schild mehr halten konnte, vermochte dem sieges-
starken Gegner nicht zu widerstehen. Er siel und sein Tod entschied die Dienstbarkeit Alba-
longa's. Freudig zog das römische Heer nach Haus. Voran schritt Horatius, die drei
Rüstungen vor sich hertragend. „Ihm kam seine Schwester, eine Jungfrau, welche einem
der Curiatier verlobt gewesen war, vor dem Capenerthor entgegen, und als sie auf des
Bruders Schultern ihres Verlobten Waffenrock, den sie selbst verfertigt hatte, erblickt, zer-
rauft sie sich die Haare und ruft weinend ihren tobten Bräutigam bei Namen. Da ent-
brennt der Jüngling über dem Wehklagen der Schwester bei seinem Siege und bei so großer
allgemeiner Freude. Er zieht das Schwert und durchbohrt das Mädchen mit scheltenden
Worten: „„Fahre hin, zu deinem Bräutigam mit deiner unzcitigen Liebe, die du vergaßest
deiner Brüder, der tobten und des lebenden, vergaßest deines Vaterlandes! So fahre jede
Römerin, die um einen Feind trauern wird."" Gräßlich erschien diese Unthat den Vätern
und den Bürgern; aber das frische Verdienst stand der That gegenüber." Doch wurde er
vor Gericht gezogen. Nach dem strpngcn Gesetze sollte er mit dem Tode bestraft werden.
Aber die Thränen und Fürbitten des alten Vaters, der da flehte, man möchte ihn, den
man so eben noch reich an trefflichen Nachkommen gesehen, nicht ganz kinderlos machen,
bewirkten, daß das Volk, an das sich Horatius gewendet hatte, eine Milderung des Gesetzes
beschloß und den Jüngling mit einer geringen Strafe belegte.
§. 141. Die drei letzten Könige, Tarquinius der Alte (Priscus),
Servius Tullius und Tarquinius der H ossär ti ge (Superbus) gehörten