1. Bd. 1
- S. 281
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Römerreich.
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ein gemeinsames Band. Das von einem ritterlichen Adel und der mächtigen,
stolzen Priesterschaft der Druiden beherrschte Volk war unfrei und trotz
mannichfacher Kunstfertigkeit, städtischer Anlagen und gesellschaftlicher Ein-
richtungen in einem beschränkten Bildungskreise und einer wenig veredelten
Gedankenwelt befangen. Wild und kriegerisch von Natur stürzten sie sich,
von Druiden und Barden angefeuert, mit Ungestüm in die Schlacht, erman-
gelten aber der Ausdauer. Von diesem Gallien war bereits der Südosten
römische Provinz geworden (daher Provence) als der Plan der Helve-
tier, ihr armes und wenig fruchtbares Bergland mit dem reichen südwestli-
chen Gallien zu vertauschen, den Römern, die dieses nicht dulden wollten,
die gewünschte Veranlassung gab, in das Herz der keltischen Staaten einzu-
dringen. Casar besiegte die Helvetier in einer blutigen Schlacht (bei Bibracte),
zwang sie zur Rückkehr in ihre niedergebrannten Dörfer und verwüsteten
Gaue und machte sie zinspflichtig. Alsdann überwand er den germani-
sch en Heerführer Ari ovift, der mit seinen abgehärteten Truppen die im
östlichen Gallien wohnenden Sequaner und Ae du er mit harter Botmä-
ßigkeit drückte, und nöthigte ihn, mit dem Rest seines geschlagenen Heeres
sein überrheinisches Vaterland wieder aufzusuchen. Nachdem Cäsar auch die
tapfern Belgier unterworfen und die heldenmüthigen Nervier in einer-
schweren Schlacht an der Sambre (Sabis) besiegt hatte, setzte er zweimal
über den Rhein (bei Andernach und Bonn), um die kriegerischen Bewohner
des rauhen, von dunkeln Wäldern (Hercynia) durchzogenen Germaniens
zu schrecken und von feindlichen Angriffen auf Gallien abzuhalten. Diesem
Unternehmen, bei welchem die Römer wider gegebene Zusage die germani-
schen Volksstämme der Usiputer und Tenchterer am Niederrhein treulos über-
fielen und niedermachten, verdanken wir die erste, kurze Beschreibung unsers
Vaterlandes Ln Casars Denkwürdigkeiten über den gallischen
Krieg. Doch gedachte der römische Feldherr weder in Deutschland noch in
Britannien, an dessen felsiger Küste er gleichfalls zweimal landete, blei-
bende Eroberungen zu machen. Nachdem er den in Thierselle gekleideten
Insulanern keltischer Abkunft, die auf Streitwagen kämpften, Ehrfurcht
vor Roms Größe eingeflößt, segelte er zurück, um die gallischen Völker, die,
von unruhiger und wankelmüthiger Natur, immer wieder absielen und zu
den Waffen griffen, wenn er anderswo beschäftigt war, vollends zu unter-
werfen. Aber erst als der letzte allgemeine Aufstand unter Vercingetörix
bei Ale si a in Burgund bewältigt war, gelang es dem Eroberer, das ganze
Land bis zum Rheinstrom allmählich zu unterwerfen und in eine Provinz
des römischen Weltreichs umzuwandeln. Freundliche Behandlung der Stamm-
häuptlinge (mit Ausnahme des Vercingetörix, der sich selbst dem Sieger
ausgeliefert aber dennoch zur Erhöhung des Triumphes in Ketten gelegt und
später hingerichtet wurde) und mäßige Steuern befestigten die Herrschaft der
Römer und Cäsars Ansehen. Die Druidenreligion (§. 15) mit ihren düstern