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1. Bd. 1 - S. 308

1854 - Leipzig : Engelmann
308 Geschichte der alten Welt. erlesenen der gcsammten Jugend vor die Schlachtreihcn stellt. Die Schlachtordnung wird in Keilrotten aufgestellt. Aurückweichcn, wofern man nur wieder ansetzt, heißt ihnen viel- mehr Klugheit als Zaghaftigkeit. Die Leichname der Ihrigen tragen sie, auch in unentschie- denen Gefechten, weg. Den Schild zurücklassen, ist die größte Schande. Solch ein Ehr- loser darf weder Opfern beiwohnen, noch in Volksversammlungen treten. Viele den Krieg Ueberlebende haben die Schmach mit dem Strange geendigt. Der Könige Wahl bestimmt die Geburt, der Heerführer die Tapferkeit. Die Könige haben keine unumschränkte oder willkürliche Gewalt, und die Heerführer sind es mehr durch Beispiel als durch Oberbefehl; wenn sie rasch, wenn sie vorleuchtcnd, wenn sie an der Spitze streiten, herrschen sie durch Bewunderung. Uebrigens darf Niemand tödten, binden, nicht einmal schlagen, denn allein die Priester; nicht als zur Strafe, noch auf des Heerführers Geheiß, sondern als auf der Gottheit Befehl, die, wie sie glauben, über dem Kriegsmanne waltet. Das vorzüglichste Bclebungsmittel der Tapferkeit aber ist, daß nicht das Ungefähr oder zufälligerzusammcn- lauf, sondern Familienbande und Verwandtschaften das Geschwader oder die Keilrotte bil- den; dann die Nähe ihrer Lieben, so daß der Weiber Geheul, daß das Gewimmer der Kin- der herüberschallt. Diese sind Jedem die heiligsten Zeugen, diese die höchsten Lobredner. Zu den Müttern, zu den Gattinnen bringen sie die Wunden ; diese scheuen sich nicht, die Hiebe zu zählen und zu untersuchen. Auch Speise tragen sie und Anseurung den Kämpfenden zu. Man erzählt Beispiele, daß wankende, ja schon weichende Schlachtreihcn von Weibern her- gestellt worden durch unablässiges Flehen, durch Hinweisen auf die nahe Gefangenschaft, die sie weit empfindlicher für ihre Weiber fürchten, also daß die Gcmüther derjenigen Gemein- den wirksamer verpflichtet werden, denen man unter den Geiseln auch edle Jungfrauen ab- fordert. Ja sie sehen im Weibe etwas Heiliges, Vorahnendes; sie achten ihres Raths und gehorchen ihrem Ausspruche. Der Hoheit der Götter halten sie es unangemessen, sie in Wände einzuschließen oder irgend in Gestalt menschlichen Antlitzes abzubildcn. Haine und Ge- hölze weihen sie und rufen unter göttlichen Namen jenes uncrforschliche Wesen an, das nur ihr ehrfurchtsvolles Gemüth erkennt. — Eine üblefolge der Freiheit ist, daß sie nicht Alle zu- gleich noch aufbesehl sich (zuverhandlungen) einfinden, sondern daß der zweite und dritte Tag über dem Zaudern der Kommenden hingeht. So wie die Schaar sich zahlreich genug dünkt, setzt sie sich bewaffnet nieder. Die Priester, denen hier auch das Zwangsrccht zustcht, gebieten Stillschweigen. Dann nimmt der König oder ein Vorsteher, wie jeglichem Alter oder Adel, wie Kriegsruhm oder Wohlredcnheit beiwohnt, das Wort, mehr durch Ucber- redung eindringend, als durch Macht gebietend. Mißfällt der Vorschlag, so wird er mit Gemurmel verworfen; gefällt er, so rasseln sie mit den Framen. Die ehrenvollste Art der Zustimmung ist Waffengeklirr. — In den Volksversammlungen werden auch die Vorsteher gewählt, welche in den Gauen und Dörfern Recht sprechen. Jeglichem werden hundert Beisitzer aus dem Volke, zum Rathe sowohl als zur Abstimmung, zugeordnet. — Kein öffentliches, noch besonderes Geschäft verhandeln sie anders als in Waffen. Solche anzu- legcn ist aber keinem erlaubt, bevor nicht die Gemeinde ihn für wehrhaft erklärt hat. — Kommt es zur Schlacht, so ist es Schande für den Fürsten, an Tapferkeit nachzusiehen, Schande für sein Gefolge, nicht dem Fürsten an Tapferkeit gleichzukommen. Ehrlos und geschändet auf Lebenslang ist, wer den Anführer überlebend aus der Schlacht zurückkehrt. Ihn zu vertheidigcn, ihn zu schützen, ja eigene Heldcnthatcn ihm zum Ruhme anzurechnen, ist die höchste Eidespflicht. Die Fürsten kämpfen für den Sieg, das Gefolge für den Fürsten. Wenn ihr Stammvolk in langem Frieden thatenlos hinstarrt, so ziehen die Schaaren edler Jünglinge freiwillig zu den Völkerschaften, die gerade Krieg führen. Nicht so leicht be- redet man sie, die Erde zu pflügen und den Jahreslauf abzuwarten, als Feinde hcrauszu- fordcrn und Wunden zu erkämpfen; ja es dünkt sie Trägheit und Erschlaffung, mit Schweiß zu erwerben, was mit Blut zu gewinnen ist. — Wann sic nicht in den Krieg ziehen, brin- gen sic viele Zeit mit Jagen, mehr noch in Müßiggang zu, dem Schlafen und Schmausen
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