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1. Bd. 1 - S. 315

1854 - Leipzig : Engelmann
Das Römerreich. 315 verzehrten die Einkünfte des Staats und führten die ärgsten Erpressungen herbei. Von Künstlerlaune getrieben durchzog er mit unsinnigen Festaufzügen die Provinzen, ließ sich von den entarteten und schmeichlerischen Griechen mit Siegeskränzen beschenken und nöthigte die Söhne der ersten Familien Roms sich durch niedrige Gaukelspiele der öffentlichen Verachtung preiszugeben. In frevelhaftem Uebermuth ließ der Despot Rom anzünden, um von den Zinnen seines Palastes herab den Brand von Troja zu besingen, und schob dann, um den Volkshaß von sich abzulenken, die Schuld auf die Christen*), die da- für durch Schwert, Scheiterhaufen und Kreuz büßen mußten. Der verschö- nerte Aufbau der Stadt und „Nero's goldenes Haus" auf dem Palatin ver- mehrten den Druck, bis endlich die gehäuften Missethaten die spanischen und gallischen Legionen zum Aufruhr führten. Als diese sich unter Serv. Sulpi- tius Galba der Hauptstadt näherten, floh Nero auf ein Landhaus und ließ sich (unter dem Ruf der Selbstbewunderung, „welch' großerdichter der Welt in ihm verloren gehe!") zitternd von einem Freigelassenen durchbohren. Ju- lius Bin d ex, der zuerst in Gallien die Fahne der Empörung aufgepflanzt hatte, erlebte den Untergang seines Todfeindes nicht mehr. Die Niederlage seines Heers in einem unglücklichen aus Mißverständniß herbeigeführten Treffen mit den Legionen des Oberrheins trieb ihn zum Selbstmord. *) Damals wurden die Christen noch für eine jüdische Sekte gehalten und beide wegen ihrer religiösen Abgeschlossenheit und der ängstlichen Scheu, womit sie jede Bctheiligung an dem heidnischen Cultus mieden, von den Römern gehaßt und verachtet. Bei der ersten Christen Verfolgung sollen die Apostel Petrus und Paulus ihren Tod gesunden haben. §. 219. In Nero erlosch das Augusteische Haus. Galba wurde sein Galba. Nachfolger und eröffnete die Reihe der durch Militärgewalt erhobenen Herr- Vnulius scher. Als aber der strenge, geizige Greis die Habsucht der Prätorianer nicht 68~'0' befriedigte, riefen diese Otho zum Imperator aus und ermordeten Galba und den von ihm ernannten Nachfolger und Mitregenten Pi so, einen jungen un- bescholtenen Mann von vornehmer Herkunft, auf dessen Stelle sich der tief- verschuldete Otho vergeblich Hoffnung gemacht hatte. Gleichzeitig erhob sich jedoch am Rhein Vitellins, zog mit seinen Legionen nach Italien und besiegte am Po (bei Bedriacum) die Heere seines Gegners. Otho, früher ein Lust- genosse Nero's, beurkundete nach feiner Erhebung eine edle Gesinnung und sühnte, um ferneres Blutvergießen zu verhüten, durch einen selbstgewählten Tod ein sündhaftes Leben. Viele seiner Getreuen ahmten sein Beispiel nach. Vitellius war ein roher Schlemmer von gemeiner Denkart, der die kurze Zeit seiner Regierung zu den schwelgerischsten Mahlzeiten und gewaltsamsten Gelderpressungen benutzte. Ergrimmt über den unwürdigen Herrscher riefen die syrischen und ägyptischen Legionen ihren tapfern Feldherrn Fla- vius Vespasianus zum Kaiser aus. Bald traten auch die Truppen in Dalmatien und Pannonien bei und schlugen, in Oberitalien einrückend, die feindlichen Heere unweit Cremona, wobei diese schöne Stadt ihre
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