1. Bd. 1
- S. 335
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das Römerreich.
Niederrhein und Gallien, die Gothen die Donauländer und Kleinasien. ààz
Da ward, nachdem der tapfere Ueberwinder der Gothen, Claudius Ii.,268-270,
bei Sirmium an der Pest gestorben war, der Pannonier Aurelianus, ein 270-275
Mann von altrdmischer Tapferkeit und rauher Kriegszucht, Wiederhersteller
des Reichs. Er überwand den Imperator von Gallien (Tetricus) und sicherte
das Abendland; dann rückte er an das von Odenn tus in Syrien gegrün-
dete und tapfer wider die Perser vertheidigte palmyrenische Königreich,
wo nach Odenats Ermordung seine geistreiche, schöne und heldenmüthige
Gemahlin Zenöbia herrschte, und stellte durch die Zerstörung der auf einer
Oase der syrischen Wüste gelegenen Palmenstadt (Palmyra) die Ost-
grenze wieder her. Zenobia, die gesittete Königin dieses durch Künste,
Wiffenschaft und Handel blühenden Reichs zierte in goldenen Ketten den
Triumph des Kaisers, indeß ihr Lehrer und Rathgeber, der wackere Philosoph
Longinus (§. 224 Not.) mit dem Leben büßte. Noch jetzt fesseln die Rui-
nen von Palmyra die Phantasie der Reisenden. Im Norden stellte Aurelian
die Donaugrenze wieder her, gab den vordringenden Feinden die jenseitige
Provinz Dacien preis und verpflanzte die Einwohner auf das rechte Ufer
(Mösien); und damit die Hauptstadt nicht durch einen plötzlichen Angriff
in Gefahr komme, umgab er dieselbe mit einer Ringmauer. Nachdem er
von seinen Soldaten ermordet worden, sein Nachfolger, der reiche Tacitus 275-270.
(ein Abkömmling des Geschichtschreibers), auf einem Zug wider die Gothen
durch die eigenen Soldaten umgekommen war, wurde Aurelians Landsmann,
der tapfere und redliche Probus auf den Thron erhoben. Dieser vollendete 270-282.
und erweiterte den gegen die Germanen errichteten Grenzwall (Pfahl-
graben, Teufelsmauer, §.221.) von der bayerischen Donau bis zum Taunus
und sicherte ihn durch Grenzsoldaten, denen er Ländereien, Häuser und eine
bürgerliche Ordnung verlieh; er überwand die wilden Isaurier in ihrenberg-
schluchten und festigte Roms Herrschaft von Neuem in Kleinasien; er ließ in
Gallien, am Rhein und in Ungarn Reben pflanzen; er suchte durch Auf-
nahme fremder Truppen in die Legionen und durch Herstellung strenger
Mannszucht das Heerwesen zu bessern; aber seine Ermordung durch seine
empörten Soldaten in seiner Vaterstadt Sirmium hemmte sein Werk. Zwei
Jahre später, nachdem Kaiser Carus auf einem Zug gegen die Perser durch ojís*.
einen Blitzstrahl oder durch Mörderhand gefallen, und seine beiden Söhne
Carinus und Nu meri anus getödtet worden, kam der kluge und gewandte
Diocletian an die Regierung.
Der rohe Barbar Maximums Thrax kam während seiner dreijährigen Regierung
nicht nach Rom, sondern blieb an der. Spitze des Heers, das er mit der Habe der Hinge-
richteten bereicherte. Ein Verächter der Weichlichkeit und des Luxus, aber auch jeder Bil-
dung ließ er alle Lehranstalten verfallen und nahm die für öffentliche Spiele bestimmten
Summen in Beschlag. Seine Grausamkeit und Habsucht brachte zuletzt den Senat zur
Verzweiflung, so daß derselbe nicht nur sogleich den in Afrika zum Kaiser ausgerusenen
Gordianus, der seinen Sohn zum Mitregenten annahm, bestätigte, sondern auch, als die