1. Bd. 1
- S. 358
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Untergang der alten Welt.
ten zu können, wurde aber von Theodosius in einer stürmischen Schlacht
besiegt und zum Selbstmord getrieben. Auch Eugenius starb eines gewalt-
394. samen Todes. So erlangte endlich nach vielen blutigen Kämpfen Theodo-
sius, fortan der Große zubenannt, auch die Herrschaft über das Abend-
land und vereinigte zum letztenmal das ganze römische Weltreich unter sei-
nem Scepter. Aber wie sehr er auch durch gute Gesetze den gesunkenen Staat
zu heben suchte — der Steuerdruck, die Beamtenhabsucht und die kostspielige
Hofhaltung hatten bereits eine drückendearmuth erzeugt, die, verbunden mit
den blutigen Kriegen eine solche Entvölkerung herbeiführten, daß in Ita-
lien, wie in den Provinzen ganze Landerstrecken wüste lagen und die
Aecker der bebauenden Arme entbehrten.
Die Kirebenbuße, die der unerschrockene Ambrosius von Mailand
über den hohen Herrscher verhängte, als dieser in einer Anwandlung von Jäh-
zorn im Circus von Thessalonich 7000 Bürger hatte tobten lasten, weil sie
einen Statthalter erschlagen, beweist, zu welcher Höhe die Episcopalgewalt
bereits gestiegen war und in der edlen Demuth, womit sich der Kaiser der
Büßung unterzog, liegt eine tiefe Anerkennung der geistigen und sittlichen Macht
des Christenthums, das den Mißbrauch der Herrschergewalt strafen und zügeln
dürfe. „So wurde die Kirche der Hort der Volksfreiheit, und Heilige über-
nahmen die Rolle von Volkstribunen."
395. Bei seinem Tode übertrug Theodosius die Verwaltung des Orients
und Illyriens seinem von dem rankevollen und habsüchtigen Gallier R u-
395-äfinus geleiteten achtzehnjährigen Sohn Arcadius*), indeß der eilsjährige
395-423 Honorius unter dem Beistände des staatsklugen und kriegskundigen Van-
dalen Stilicho das Abendland beherrschen sollte.
^ *) Unter den Nachfolgern des willen- und thatlofen Arcadius verdient nur der
sius >>.' schwache, von Weibern , Priestern und Höflingen geleitete Th e o d o siu s Ji. wegen des
408—450. ^ter ihm veranstalteten Gesetzbuchs (Codex Theodosianus) und der Gemahl seiner
Marcia- klösterlicher Enthaltsamkeit lebenden Schwester Pulcheria, der kräftige und streitbare
>n,s Marcian, eine Erwähnung. (Mehr §. 250.) Das morgenländisch-byzantinische Reich
450-457. na^m jmmer mehr die Formen und den Charakter des Orients an und entfernte sich durch
Einführung der griechischen Sprache als Amtssprache mit der Zeit gänzlich vom
Abendland. Wie einst am persischen Hof erlangten schmeichelnde Günstlinge, verschmizte
Ränkemacher und übermüthige Hauptleute allen Einfluß und machten das Reich und die
Hauptstadt zum Schauplatz ihrer Leidenschaften und Umtriebe. Rufinus wurde durch den
Eunuchen Eutropius gestürzt und ermordet, diesen brachte wieder der Gothe Gainas
zu Fall, indem er seine Verbannung und Hinrichtung bewirkte (399).
K. Westgothen. Burgunder. Vandalen.
§. 240. Dietheilung schwächte vollends das Reich, das schon großen-
theils von fremden Beamten verwaltet und durch fremde Krieger geschützt
wurde. Der Geist des Alterthums war spurlos verschwunden. Neid und
Eifersucht auf Stilicho trieb den tückischen Nusinus an, den kühnen West-
gothenkönig Alarich zum Einfall in die Provinzen des abendländischen