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1. Bd. 1 - S. 360

1854 - Leipzig : Engelmann
360 Untergang der alten Welt. thums beraubt, mit gleicher Wuth Stadt und Land verwüstet. Da keine Saat ausgestreut und die vorhandenen Früchte mehr verdorben als genossen wurden, so brach eine solche Hungersnoth aus, daß die Bewohner genöthigt wurden, ihr elendes Leben durch das Fleisch der Tobten zu fristen. Die wilden Thiere, durch die vielen Leichname, die nicht begraben werden konnten, an Menschenfleisch ge- wöhnt, sielen die Lebenden an und zerrissen sie, und damit das Uebermaß der Leiden nicht ausbliebe, brach die gewöhnliche Gefährtin des Hungers, die Pest aus, und raffte Bedrücker und Bedrückte in ungeheuerer Zahl dahin." *) Ueberhaupt waren während der großen Wanderung die Stämme vielfach gemischt; der vorherrschende gab dem ganzen Zug den Namen. §. 241. In seiner Bedrängniß hatte der wackere Stilicho mit Alarich um einen jährlichen Tribut ein Freundschaftsbündniß geschlossen. Dies be- nutzten seine Feinde zu einer Anklage auf Hochverralh und bewirkten seine Hinrichtung in Ravenna. Da rückte Alarich, ergrimmt über die Vorenthal- tung des Tributs und von Stilicho's verfolgten Anhängern und den schwer gedrückten Arianern um Schutz angegangen, in Italien ein, belagerte Rom und zwang die geangstigten, von entsetzlicher Hungersnoth heimgesuchten Einwohner, mit Gold, Silber und kostbaren Gewändern die Gnade des Sie- gers zu erkaufen. Als aber der Hof von Ravenna Alarichs Friedensanträge hochmüthig zurückwies, erschien der Gothenfürst wiederholt vor den Mauern der einst weltbeherrschenden Stadt, erstürmte sie endlich bei nächtlicher Weile und gestattete seinem Heer und den zu ihm übergegangenen Schaaren von Sclaven eine dreitägige Plünderung. Doch ließen sie den christlichen Kirchen ihren reichen Schmuck und goldenen Gefäße. Bald darauf starb der Held in des Lebens Blüthe in Unteritalien. Sein Sarg und seine Schätze wurden, der Sage nach, in dem abgeleiteten Flüßchen B usento in die Erde gesenkt und dann alle bei der Arbeit verwendeten Gefangenen getbdtet, damit Nie- mand erfahre, wo der große König begraben sei und römische Habsucht die Ruhe seiner Gebeine nicht störe. Sein Schwager Athaulf (Adolf) schloß mit Honorius, dessen edle Schwester Placidia ihm vermählt ward, einen Vertrag, worin der Abzug der Gothen nach dem von fremdenkriegsschaaren verheerten und von ungetreuen Statthaltern und Feldherren von wilder Em- pörung heimgesuchten Gallien bedungen war. Hier gründete Athaulf und nach dessen Ermordung auf einem Feldzüge in Barcellona sein Nachfolger Wallia das weftgothische Reich, das anfangs von der Garonne bis zum Ebro sich erstreckte und Tolosa (Toulouse) zur Hauptstadt hatte, bald aber, nach dem Abzug der Vandalen und Alanen nach Nordafrika, allmäh- lich auch die übrigen Provinzen von Spanien umfaßte, wogegen der süd- gallische Landstrich mit der Zeit den Franken zufiel. — Placidia kehrte an den Hof nach Ravenna zurück und bewirkte nach Honorius' Tod mit by- zantinischer Hülfe die Erhebung ihres feigen und verweichlichten Sohnes aus zweiter Ehe Valentinians (Iii.) zum Imperator des Abendlandes, über den sie dann bis an ihren Tod einflußreich herrschte.
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