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1. Bd. 1 - S. 368

1854 - Leipzig : Engelmann
368 Untergang der alten Welt. wenn der schwankende Sieg sich zu seinen Gunsten entscheide, den Glauben seiner christlichen Gemahlin (Clotilde, einer burgundischen Königstochter) an- zunehmen; und noch in demselben Jahr empfing er mit 3000 Edeln seines Gefolges durch den Bischof Remigius in Rheims die Taufe nach atha- nasianischem Bekenntniß. Aber in seinem verwilderten Herzen schuf das Christenthum keine Regungen der Milde. Er blieb seiner aus roher Kraft, listiger Verstellung und barbarischer Härte zusammengesetzten Natur treu, so?. Nachdem er das Frankenreich nach Osten, durch Bewältigung und Zins- barmachung der in Zwkltracht und blutigen Familienhader zerfallenen Bur- gunder, bis an die Rhone, nach Süden, durch Besiegung der Weft- g oth en (bei Voug lc unweit P o itiers), bis an die Garonne ausge- dehnt hatte, suchte er durch grausame Ermordung aller fränkischen Stamm- häupter die Herrschaft über das ganze Reich sich und seinen Nachkommen zu sichern. Wegen seines Eifers für die Verbreitung der katholischen Kirchenlehre unter den arianischen Germanen wurde er von der Geistlichkeit als „aller- christlichster" König und zweiter Constantin gepriesen. Aus dieser Zeit mögen die größtentheils auf Gewohnheitsrecht beruhenden salischen Ge- setze herrühren. (§. 343. 3. B.) Doch behielt das Frankenreich in Gallien sowohl in den Rechtsbestimmungen als in allen staatlichen und kirchlichen Einrichtungen das Meiste aus der Römerzeit bei. Die „blondgelockten" frän- kischen Heerkönige traten an die Stelle der römischen Imperatoren und Statt- halter, und in Verwaltung, Steuerwesen, Gerichtsverfahren, kurz iin ganzen öffentlichen Leben blieben die alten Ordnungen, Gewohnheiten und Formen bestehen. Romanen von alter Bildung umgaben den neuen Hof, leiteten die Hof- und Staatshaushaltung und bekleideten die ersten Aemter. Daher ge- wann auch in dem fränkischen Gallien das romanische Wesen in allen seinen Aeußerungen bald die Oberhand, zumal der Sinn der germanischen Franken vorzugsweise dem Kriege zugekehrt blieb. Schon im dritten Jahrhundert war nach Gallien, welches mit Rom in der innigsten Verbindung stand, das Christenthum durch römische Soldaten gebracht worden, mag auch die Sage von der t h eb an i sch e n L e g i o n, die unter Maximinian gegen die B ag a u de n (§. 227.) fechtend, um ihres christlichen Glaubens willen nebst ihrem Feldherrn Mauri- tius den Märtyrertod gestorben, nur eine heilige Legende sein. Im vierten Jahrh. nahm die Zahl der Bekenner unter dem empfänglichen Volke der romanischen Gallier bedeutend zu. „Man hat es sich dort zur Ehre gerechnet, daß das Haus der römischen Imperatoren, welches in dem Gegensatz der Religionen die Entscheidung zu Gunsten des Christenthums gegeben hat, in Gallien seinen vornehmsten Sitz hatte; eben da, sagt man, hat Constantin das Zeichen des Christenthums an das Labarum geheftet. Doch dauerte es dann noch einige Zeit, bis auch das Volk sich bekehrte. Erst in der zweiten Hälfte des vierten Jahrhunderts erschien der pannonische Kriegsmann, der heilige Martin, der seine Person einsetzend vor den Augen des Volkes die Gegenstände seiner Anbetung umstürztc, die konischen Denkmale und heiligen Bäume der einheimischen, so wie die Tempel und Bildsäulen der römischen Götter — denn beide standen und fielen jetzt mit einander — und an ihrer Stelle christ- liche Kirchen errichtete. Er stiftete das große Münster in Tours, dem zahlreiche andere
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