1. Bd. 1
- S. 424
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das Mittelalter.
sächsischen Kaiserhauses besetzt. Eine gewaltige Herrschernatur, die sich schon
in dem majestätischen Aeußern und dem Ehrfurcht gebietenden Blick und We-
sen kund gab, warfotto alle trotzigen Widersacher nieder, aber dendemüthi-
gen und Gebeugten begegnete er mit Großmuth und Gerechtigkeit. 2) Wie
Heinrich erweiterte auch Otto das Reich gegen Dänen und Slav en und
suchte durch Pflanzung des Christenthums Civilisation unter ihnen zu verbrei-
ten. Er zwang den König Harald zur Herausgabe Schleswigs und zur
Annahme des Christenthums, drang in Jütland ein, wo er seine Lanze in
einen Arm des Meerbusens Limsiord warf, der davon den Namen Ottensund
erhielt und legte drei dem Erzstift Bremen untergeordnete Bisthümer
(Schleswig, Ripen, Aarhus) dafelbst an. Zur Bekehrung der überelbischen
Wenden-Slaven, bei deren Bezwingung der tapfere und verschlagene Sachse
Gero große Dienste that, gründete er die Lausitzer Mark und die der
Metropolitankirche von Magdeburg unterworfenen Bisthümer Merse-
burg, Zeitz, Meißen, Brandenburg und Havelberg. Innerer
Verrath und Zwiespalt und die treulose Ermordung von dreißig Häuptlingen
bei einem Mahle durch den zum Markgrafen erhobenen Gero hatten die Sla-
ven geschwächt und zur Unterwerfung gebracht. Auch in Böhmen wurde
unter Boleslav dem Frommen mit der deutschen Lehnsherrlichkeit
das Christenthum befestigt und in Prag ein bischöflicher Sitz errichtet.
3) Mittlerweile hatten sich die Ungarn wieder erholt, und als sie nun mit
neuen Raubzügen Deutschland heimsuchten und drohten, mit den Hufen ihrer
zahllosen Roffe die deutschen Städte zu zertreten, brachte ihnen der kriegskun-
dige König unter dem Reichsbanner mit dem Erzengel Michael in der
»55. Schlacht auf dem Lechfelde (bei Augsburg) eine solche Niederlage bei, daß
von den großen Schwärmen nur Wenige dem scharfen Schwert der Baiern,
Franken, Schwaben und Böhmen entrannen und ihre Streifzüge fortan auf-
hörten. Hunderttausend Todte, darunter Otto's tapferer Schwiegersohn
Konrad und die Bischöfe von Eichstadt und Regensburg, sollen die Wahl-
statt gedeckt haben. In allen Kirchen erschallten Lobgesänge zu Ehren Otto's,
des Vaterlanderretters. — Bald schuf das Christenthum, das von Passau
aus bereits in Ungarn Eingang gefunden und am Ende des Jahrhunderts
£C. looo. unter König Stephan dem Heiligen, dem Gesetzgeber und Ordner des Lan-
des, den Sieg erlangte, mildere Sitten und friedfertigen Sinn.
*) Der Erzbischof von Mainz (als Erzkanzler) so wie die Erzbischöfe von Trier
undköln waren bei der Krönung thätig; der Herzog von L o th r i n g en war K ä m-
merer, der Herzog von Franken Truchseß, der Herzog von Schwaben Obcr-
schenke, der Herzog von B ay ern Marschall.
§. 291. 4) Ein folgenreiches Ereigniß für Deutschland war Otto's Er-
962. Werbung der römischen Kaiserwürde, die fortan bei dem „h eilig en römi-
sch en R eich deutsch er Nation" verblieb. Es hatte nämlich Berengar
von Jvrea den lasterhaften und tyrannischen König Hugo von Nieder-