1. Bd. 1
- S. 448
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das Mittelalter.
Geheimlehren, ihre Weihen und Grade, ihre geheimen Orgien und ihre Missionäre, welche
Prsselyten machten und mehrentheils auch für politische Zwecke arbeiteten. Die Laien
nannte man Resiks, die Eingeweihten Fedai's, die Lehrer und Missionäre Dai's." Zu den
ismaelitischen Secten gehörten die Karamathier, die von Hakem bis auf unsere Zeit im
Libanon lebenden Drusen, die Nosairis und die von Obeidallah in Afrika gestiftete Secte
der Fatimiden. Am bekanntesten aber machte sich der von Hassan den Sabah ge-
stiftete Orden der Assassinen (§. 308).
§.302. Peter von Amiens. Schon seit dem 4. Jahrhundert war
die Sitte herrschend geworden, zum Heil der Seele und zur Büßung eines
sündhaften Lebens Wallfahrten nach Palästina zu unternehmen, um an
der Stelle, die man für Christi Grab hielt, und die darum von Helena
mit einem prächtigen Gewölbe und einer Kirche versehen worden war, zu
beten. Je mehr die religiösen Ideen die Herrschaft über die Gemüther der
Menschen erlangten, desto häufiger wurden die Pilgerfahrten, zumal als um
das Jahr 1000 der Glaube Eingang fand, daß das jüngste Gericht und die
Wiederkehr Jesu nahe seien. So lange die handeltreibenden Araber
(§. 260.) im Besitze des Landes waren, durften die Pilger, gegen Entrich-
tung einer Steuer ungehindert kommen und gehen; als aber Syrien und
Palästina von den Seldschukkischen Türken (§§. 265. 301.) erobert
wurde, erlitten sowohl die eingeborenen Christen als die Wallfahrer harte
Drangsale. Die Klagen über Mißhandlung, Mord und Raub wurden
immer lauter, so daß schon Gregor Vii. mit dem Gedanken umging, sich
des Religionseifers des Abendlandes zur Befreiung der heiligen Stätte zu
bedienen. Sein Kampf mit dem Kaiser hinderte die Ausführung. Da trat
ein von Jerusalem heimkehrender Pilger, Peter der Einsiedler von
Amiens, vor Urbanil-, schilderte ihm die Leiden der Christen im Morgen-
lande, und erhielt den Auftrag, in Stadt und Land umherzuziehen und die
Gemüther für das große Unternehmen einer Befreiung des heiligen Landes
aus den Händen der Ungläubigen vorzubereiten. Wunderbar war die Be-
wegung, die die feurigberedten Schilderungen des phantasiereichen Pilgers
in allen Ländern, besonders in Frankreich, und unter allen Ständen hervor-
riefen. Sein abgehärmtes Gesicht, sein dürftiges mit einem Strick umgür-
tetes Gewand gaben seinen Worten Nachdruck. Als daher der Papst in einer
auf der weiten Ebene von Clermont, im südlichen Frankreich, abgehaltenen
ross. Versammlung, der viele Bischöfe, Herren und eine zahllose Menge Volks
romanischer Zunge aus allen Ständen beiwohnten, das Abendland wider
das Morgenland unter die Waffen rief, und seine feurige Rede mit der Er-
mahnung schloß: „daß Jeder sich selbst verläugne und sein Kreuz auf sich
nehme, damit er Christum gewinne," so ertönte aus allen Kehlen der Ruf:
„Gott will es!" und Tausende knieten nieder und begehrten sogleich in die
Zahl der heiligen Streiter ausgenommen zu werden. Sie hefteten sich ein
rothes Kreuz auf die rechte Schulter, woher die zum gemeinsamen Unterneh-
men zusammengetretene neue Verbrüderung den Namen Kreuzfahrer erhielt.