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1. Bd. 1 - S. 448

1854 - Leipzig : Engelmann
448 Das Mittelalter. Geheimlehren, ihre Weihen und Grade, ihre geheimen Orgien und ihre Missionäre, welche Prsselyten machten und mehrentheils auch für politische Zwecke arbeiteten. Die Laien nannte man Resiks, die Eingeweihten Fedai's, die Lehrer und Missionäre Dai's." Zu den ismaelitischen Secten gehörten die Karamathier, die von Hakem bis auf unsere Zeit im Libanon lebenden Drusen, die Nosairis und die von Obeidallah in Afrika gestiftete Secte der Fatimiden. Am bekanntesten aber machte sich der von Hassan den Sabah ge- stiftete Orden der Assassinen (§. 308). §.302. Peter von Amiens. Schon seit dem 4. Jahrhundert war die Sitte herrschend geworden, zum Heil der Seele und zur Büßung eines sündhaften Lebens Wallfahrten nach Palästina zu unternehmen, um an der Stelle, die man für Christi Grab hielt, und die darum von Helena mit einem prächtigen Gewölbe und einer Kirche versehen worden war, zu beten. Je mehr die religiösen Ideen die Herrschaft über die Gemüther der Menschen erlangten, desto häufiger wurden die Pilgerfahrten, zumal als um das Jahr 1000 der Glaube Eingang fand, daß das jüngste Gericht und die Wiederkehr Jesu nahe seien. So lange die handeltreibenden Araber (§. 260.) im Besitze des Landes waren, durften die Pilger, gegen Entrich- tung einer Steuer ungehindert kommen und gehen; als aber Syrien und Palästina von den Seldschukkischen Türken (§§. 265. 301.) erobert wurde, erlitten sowohl die eingeborenen Christen als die Wallfahrer harte Drangsale. Die Klagen über Mißhandlung, Mord und Raub wurden immer lauter, so daß schon Gregor Vii. mit dem Gedanken umging, sich des Religionseifers des Abendlandes zur Befreiung der heiligen Stätte zu bedienen. Sein Kampf mit dem Kaiser hinderte die Ausführung. Da trat ein von Jerusalem heimkehrender Pilger, Peter der Einsiedler von Amiens, vor Urbanil-, schilderte ihm die Leiden der Christen im Morgen- lande, und erhielt den Auftrag, in Stadt und Land umherzuziehen und die Gemüther für das große Unternehmen einer Befreiung des heiligen Landes aus den Händen der Ungläubigen vorzubereiten. Wunderbar war die Be- wegung, die die feurigberedten Schilderungen des phantasiereichen Pilgers in allen Ländern, besonders in Frankreich, und unter allen Ständen hervor- riefen. Sein abgehärmtes Gesicht, sein dürftiges mit einem Strick umgür- tetes Gewand gaben seinen Worten Nachdruck. Als daher der Papst in einer auf der weiten Ebene von Clermont, im südlichen Frankreich, abgehaltenen ross. Versammlung, der viele Bischöfe, Herren und eine zahllose Menge Volks romanischer Zunge aus allen Ständen beiwohnten, das Abendland wider das Morgenland unter die Waffen rief, und seine feurige Rede mit der Er- mahnung schloß: „daß Jeder sich selbst verläugne und sein Kreuz auf sich nehme, damit er Christum gewinne," so ertönte aus allen Kehlen der Ruf: „Gott will es!" und Tausende knieten nieder und begehrten sogleich in die Zahl der heiligen Streiter ausgenommen zu werden. Sie hefteten sich ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter, woher die zum gemeinsamen Unterneh- men zusammengetretene neue Verbrüderung den Namen Kreuzfahrer erhielt.
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