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1. Bd. 1 - S. 451

1854 - Leipzig : Engelmann
Die Uebermacht der Kirche im Zeitalter der Kreuzzüge. 451 tigte. Aus dieser Lage rettete sie die nach der Angabe eines Priesters in der Peterskirche entdeckte heilige Lanze, deren Auffindung die ausgehunger- ten, halbnackten Kreuzfahrer in solche Begeisterung versetzte, daß sie bei einem Ausfall das übermüthige Heer der Belagerer in die Flucht schlugen und sich den Weg nach Jerusalem öffneten. Der Glaube an die Aechtheit der Lanze schwand jedoch bald, als der Priester Peter an den Folgen des ihm aufgelegten Gottesurtheils starb. Das Gottesgericht und Peters Ausgang. „Am Nachmittage des stillen Freitags-, nachdem Peter durch Fasten sich vorbereitet, wurden zwei Scheiterhaufen von trocknen Oelbäumen, vierzehn Fuß hoch, und durch einen Zwischenraum von einem Fuße getrennt, erbaut. Um diesen Scheiterhaufen schloß das Heer der Wallbrüder, vierzig Lau- send Bewaffnete an der Zahl, einen Kreis, in welchem alle Geistliche sich befanden, mit ent- blößten Füßen, und in priesterlicher Kleidung. Als das Feuer so heftig brannte, daß die Flamme bis dreißig Fuß in die Luft sich erhob, und niemand demselben sich zu nähern ver- mochte, trat ein Priester auf, und rief die Worte: „Wenn wirklich der allmächtige Gott mit diesem Manne von Angesicht zu Angesicht geredet, und der heiligeandreas ihm wachend die heilige Lanze gezeigt hat, dann gehe er unversehrt durch das Feuer. War aber dieses Trug, dann verbrenne er mit der Lanze, welche er in seinen Händen tragen wird." Alle Anwesende riefen mit gebogenen Knieen: Amen. Alsdann kniete Peter, nur mit einem kur- zen Gewände bekleidet vor den Bischof von Albara und ries laut Gott zum Zeugen an, daß nichts was er von der Apostel Peter und Andreas Erscheinungen berichtet, von ihm er- funden worden, flehte um die Vergebung seiner Sünden gegen Gott und seinen Nächsten, und bat den Bischof, alle übrigen Geistlichen, und das ganze anwesende Volk für ihn ihr Gebet mit dem seinigen zu vereinigen. Nachdem hierauf der Bischof die heilige Lanze in seine Hände gelegt, und mit dem Zeichen des Kreuzes ihn gesegnet hatte, erhob er sich, und ging langsamen Schrittes durch die hochlodcrnde Flamme. Als Peter aus der Flamme wie- der hervortrat, ohne daß weder seine Kleidung, noch das Gewand, welches die Lanze um- hüllte, versehrt schien, und laut rufend : „Gott hilf" mit der Lanze dem Volke den Segen gab, da jubelten alle, welche der heiligen Lanze sich angenommen. Aber nach überstande- nem Gottesgericht war die Verehrung des Volkes für Petern gefährlicher, als das Gottes- gericht selbst. Denn über den von der Flamme schwer verwundeten Mann stürzte mit wüthender Frömmigkeit das Volk her, riß ihn zu Boden, um seiner Kleider sich zu bemäch- tigen, und einige rissen Fleisch von den Gebeinen des armen Heiligen. Raimund Pilcz und einige Ritter mußten mit bewaffneter Hand ihn befreien. Andere begnügten sich damit, Feuerbrände und Kohlen von dem Scheiterhaufen mit sich zu nehmen, und in wenigen Augenblicken war davon keine Spur mehr vorhanden. Die Anhänger von Raimund sahen während des Gottesgerichts eine Menge Erscheinungen, Peter selbst wollte mitten in den Flammen mit dem Apostel Andreas sich unterredet haben. Aber er starb am zwölften Tage nach diesem Gottesgericht, fei es von den empfangenen Brandwunden, wie die Gegner der heiligen Lanze behaupteten, oder von den Folgen der Mishandlung des Volks. Dafür wa- ren alle andern Fürsten und Ritter von der Unechtheit der Lanze überzeugt, nur die Pro- venzalcn nicht, welche fortfuhren sie vor ihrem Heere mit derselben Verehrung zu tragen, zum Gespötte der übrigen Wallbrüder. tz. 306. Jerusalem. Nunmehr zwang das Heer die hadernden Für- sten, die das hohe Ziel über selbstsüchtigen Zwecken aus dem Auge verloren, zum schleunigen Aufbruch. Ihr Weg führte zwischen der Meeresküste und dem Libanon hin. Als sie um Pfingsten über Ramla uno Emaus die Anhöhe 29* 1099
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