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1. Bd. 1 - S. 476

1854 - Leipzig : Engelmann
476 Das Mittelalter. stehenden geistlichen Einrichtungen galt als Feind der Kirche und die furchtbarste Kirchenstrafe in ihrer dreifachen Abstufung, als Bann (der den Einzelnen traf), als Interdikt (das über ganze Landschaften ausgesprochen alle kirch- lichen und gottesdienstlichen Handlungen untersagte), und als Kreuzzug mit Inquisition (wodurch ganze der Häresie oder des Unglaubens beschuldigte Völkerschaften und Kirchengemeinden der Vernichtung preisgegeben wurden) be- drohte die Vermessenen. Außer den Hohenstaufen fühlten besonders die englischen Könige Heinrich Ii. und Johann die päpstliche Allgewalt. — Diese Macht der Kirche wurde hauptsächlich befördert 1. durch die große Zunahme des Mönchs- wesens und die Vermehrung der geistlichen Orden und Klöster, 2. durch die Scholastik. §.321. 1) Mönchs orden. Aus dem allmahlig schlaff gewordenen Benediktiner-Orden (§.281.) schied sich im 10. Jahrhundert das Kloster Clugny in Burgundien aus und führte strengere Ordensregeln ein. „Die Regel wurde dahin ausgebildet, daß durch schwere, ununterbrochene geistlich mechanische Beschäftigungen jede Individualität vernichtet und der kirchlich-klösterliche Ge- meinsinn allein großgezogen wurde." Im 12. Jahrhundert zahlte die Brüder- schaft der Eluniacenser über 2000 Klöster. Aber auch dieser Orden genügte den strengen Anforderungen des Mittelalters gegen die Lockungen der Sünde und die Verführung des Fleisches auf die Dauer nicht, weshalb sich am Ende des 11. Jahrhunderts der Cisterzienser-Orden und einige Decennien spater der Pram onstratenser-Orden aufthaten, jener in Burgund (Citeaux, berühmt durch den phantasievollen, glaubensstarken, mit wunderbarer Beredsam- keit begabten Bernhard von C la irv aux §. 311.), dieser in einer waldigen Gegend unweit Laon (Premontre), mit gleichem Erfolg wie die erstern. Am weitesten ging in der Entsagung der uin 1084 gegründete Orden der Karthau- ser, welcher mit einem in einem rauhen Thal bei Grenoble angelegten Einsiedler- Kloster (Carthusia, Chartreuse) begann. Ein abgeschlossenes, schweigsames Zel- lenleben, spärliche und geringe Nahrung, ein härenes Büßergewand, Geißelungen, und strenge Andachtsübungen wurden jedem Gliede dieses Ordens zur Pflicht ge- macht. — Besonders erfolgreich war die Gründung der sogenannten M e n d i- canten- oder Bettel-Orden im 13. Jahrhundert, die in treuer Nach- ahmung des arnien Lebens Jesu und der Apostel sich aller irdischen Habe entschlu- gen und durch ein elendes Erdenwallen in Armuth und Entbehrung die himm- lischen Güter zu erringen trachteten. Franz von Assisi (ff 1226), der Sohn eines reichen Kaufmanns, entsagte allen seinen Gütern, hüllte sich in Lumpen und zog bettelnd und Buße predigend durch die Welt. Sein Feuereifer verschaffte ihm Anhänger, die gleich ihm Geld und Gut von sich warfen, fasteten, beteten, sich mit Geißeln den Rücken zerrissen und ihre geringen Bedürfnisse von freiwilligen Gaben und Almosen fristeten. Der von ihm gegründete Orden derfranzis- ka n er oder Min o r iten (deren einziger Besitz eine braune mit einem Strick umgürtete Kutte war) verbreitete sich schnell über alle Länder. Mit der Zeit theil- ten sich die Franziskaner in mehrere Zweige. Zuerst trennten sich die eifrigen Mino riten (Spiritualen), in denen der kühne Geist des Gründers sort- lebte, und die nicht einmal dem Orden das Recht des Güterbesitzes zugestanden, von den Gemäßigten, die blos dem Einzelnen, nicht aber der Genossen- schaft unbedingte Armuth auflegten, und verfochten ihre Grundsätze sogar gegen die Päpste, welche die letztere Ansicht begünstigten; später schieden sich die Bar- füßer, C o n v en tu a l en, Ca pu ein er u. a. aus. Gleichzeitig mit den Fran- ziskanern entstand der von einem vornehmen, gebildeten Spanier (D ominicus)
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