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1. Bd. 1 - S. 496

1854 - Leipzig : Engelmann
496 Das Mittelalter. schast sich Bühn brüch. Nunmehr bekämpften über die geringern, von allen Aemtern und politischen Rechten ausgeschlossenen Bürger die aristokratische Herr- schaft der Patrizierfamilien. Und damit sie dies mit besserm Erfolg voll- bringen möchten, trat der Handwerkerstand allenthalben in Gilden, Zünfte und Innungen zusammen. Dadurch wurde ein Gemeingeist erzeugt, der für die Erstarkung des untern Bürgerstandes von den wichtigsten Folgen war. Bald erlangten die von Zunftmeistern geleiteten, mit eigenen Fahnen und Versammlungsorten (Herbergen) versehenen Handwerkerzünfte, deren Kraft in den derben Fausten der „Gesellen" bestand, solche Macht, daß sie sich nicht nur allenthalben bürgerliche Rechte und Antheil an der städtischen Verwaltung erkämpften, sondern daß in sehr vielen Städten das aristokratische Geschlechter- regiment mit dem ständigen Schöffenthum durch eine demokratische Zunftregierung mit Rathmannern aus der Gemeinde verdrängt wurde, was natürlich nicht ohne blutige und gewaltsame Kampfe bewirkt ward; nur in wenigen blieben, wie in Nürnberg, die Patriziergeschlechter bis zur Reformation im Besitze der höhern Stellen. Die Zünfte, deren Glieder in den Feierstunden den Wasfenübungen oblagen, bildeten die streitbare Bürgermacht in den Kämpfen der Städte wider den Adel (§. 359). Geschützt durch Mauern, Thürme und Graben trotzten sie den Angriffen der geharnischten Ritter und zogen mit eigenen Fahnen unter der Leitung ihrerzunftmeister ins Feld, um die Freiheit nach Außen zu vertheidigen, wie sie dieselbe im Innern zu erringen und zu be- haupten gewußt. Mit dem Wohlstand und der äußern Macht kehrte auch gesellige Heiterkeit und Lebenslust, gehoben durch Zunfttanze, Maispiele, Schützenfeste und Kurzweil aller Art in die Städte ein. 0 An den beiden Hauptströmen Deutschlands, am Rhein und an der D onau, ferner in den Provinzen Rhätien, Noricum und Pannonien waren zur Zeit der Römer theils aus befestigten Lagerplätzen, theils aus eigentlichen römischen Colonien, theils aus Handelsstationen eine Reihe von ansehnlichen Städten entstanden, „deren Reichthum und Glanz hier und da noch aus den erhaltenen Trümmern ersichtlich ist, deren römische Ver- fassung zumtheil noch durch aufgefundene Inschriften bezeugt ward. Einzelne, wie Cöln, genossen sogar des in diesen Gegenden seltenen Vorzugs des italischen Stadtrechts." Diese Römerstädte überdauerten in ihrem äußern Bestand die Stürme der Völkerwanderung, so viele Verwüstungen auch über sie hingingen; und einzelne, wie Cöln, Trier, Rcgens- burg, mögen auch noch einige Trümmer der altstädtischen Verfassung und Einrichtung aus dem allgemeinen Ruine in die spätern, etwas ruhiger» Zeiten gerettet und unter dem Schutze der Kirche neu belebt haben, wie denn einige in der Cölner Richerzech heit, einer patrizischen Genossenschaft, aus welcher die Schöffen, Bürgermeister und Zunftmeister ge- wählt wurden, eine Fortsetzung der altrömischen Curie erkennen wollten. Die meisten jedoch erhielten neue Bevölkerung und neue, germanische Einrichtungen und Satzungen.— Die deutschen Städte, die ihren Ursprung im Z ei t a l t e r der Karolinger nahmen, waren theils bischöfliche Städte, welche ihre Entstehung oder ihr neues Empor- kommen der bischöflichen Kirche verdankten (§. 272.), theils königliche Städte, die ihren Ursprung von ansehnlichen Pfalzen des Königs in der Mitte der Reichskammer- güter genommen, und sich daher unmittelbar unter der Vogtci desselben befanden wie z. B. Frankfurt a. M., Ulm, Nürnberg. An vielbesuchten Klöstern und Stiftern wurden zur Zeit der großen Feste Markte angelegt, die nicht selten zur Gründung von Handelsplätzen Anlaß gaben. „Weltliche und geistliche Geschäfte, Andacht und Gewinn- sucht, gingen Hand in Hand, durchdrangen sich einander; die heiligsten Stätten, nicht die Kirchhöfe allein, auch die Kirchen, erfüllten sich mit anstößigem Getümmel. In Kirchen
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