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1. Bd. 1 - S. 527

1854 - Leipzig : Engelmann
Verfall der Lehnsmonarchie und Entartung der Kirche. 527 merkwürdigsten und verbreitetsten Geschichtsbücher des Mittelalters. Villani war ein praktischer Geschäftsmann, vertraut mit der ganzen Bildung jener Tage und in Gesinnung und religiöser Anschauung, in Aberglauben und Wunderglauben ganz ein Kind seiner Zeit; gut und wacker suchte er allenthalben das Wohl seiner Vaterstadt zu befördern, war friedfertig und ein Feind aller Unruhe, aber „ein weiteres Staatsintereffe mißt er mit seinem Blick nickt aus." Matteo Villani fff 1378), der das Werk bis zum I. 1363 fortführte, war seinem Bruder an Gesinnung, Rechtschaffenheit und Vaterlandsliebe gleich. Er beklagt den Ver-- fall der alten Sitte und Bürgertugend, das Emporkommen des untern Volkes und die Abnahme der Staatskunst unter den Händen unerfahrener Neulinge. Dante. Was Dante besonders zur Höhe erhob, war die glückliche Weltcrziehung, die er, wie die alten griechischen und römischen Schriftsteller in dem mannichfaltigsten Dienst eines republikanischen Vaterlands genoß, welche Schule den großartigen Charakter durch harte Prüfungen stählte und läuterte. Schon in seiner Jugend machte er im Dienste seiner Vaterstadt Floren z zwei rühmliche Gefechte mit. Dabei trieb er jedoch eifrig die Studien und seine Schriften geben das Zeugniß von seiner außerordentlichen Vielseitigkeit und der geistigen Ausbildung, die schon seine Zeitgenossen in Erstaunen setzte. Was aber den wichtigsten Einfluß auf sein großes Gedicht hatte, was die eigentliche Grundlage des- selben bildete, den historischen und epischen Stoff zu demselben lieferte, das war sein be- wegtes politisches Leben und der thätige Antheil, den er an den Schicksalen und der Poli- tik seines Vaterlandes nahm. Er wurde bald in die oberste Behörde des Staats gewählt, und machte sich durch seinen Scharfsinn, seine reifen Ansichten, seinen durch tiefe Studien geläuterten, vorurtheilsfreien Geist und seine Talente so bemcrklich, daß ohne seinen Rath und Einfluß kein wichtiger Beschluß gefaßt, keine Gesandtschaft, keine Gesetzverbesserung unternommen wurde. In dieser vielfachen politischen Thätigkeit gewann er seine Ansichten über die Verhältnisse der Fürsten und Völker, der Kirche und des Reichs, über die Rechte und Pflichten der verschiedenen Stände, welche ihn unendlich hoch über den engen Gesichts- kreis seiner Vaterstadt und auf den festen Boden seiner gegründeten Ueberzeugung frei über alle Parteien, Meinungen und Leidenschaften seiner Zeit stellten. Diese Ansichten hat er in ein tiefpoetisches Gewand in seinem berühmten Gedicht, die göttliche Komödie, gehüllt. Systematischer hat er sie aber in einem Werke seines reiferen Alters, dem Traktat von der Monarchie, dargestellt, der daher in genauem Zusammenhang mit der gött- lichen Komödie steht und zugleich mit seinen Briefen die Hauptbasis zum Verständniß des schwierigen Gedichts bildet. In dem Chaos von großen und kleinen Leidenschaften, Bürgerkriegen im Innern, Angriffen und Verheerungen von Außen, Gewaltsamkeit und Grausamkeit der Tyrannen, Uebergriffen der Kirche sah Dante kein anderes Mittel, seine Nation wieder frei, einig und stark unter trefflichen Gesetzen zu machen, als daß er sie un- ter den Schutz eines allgemeinen Kaisers stellte, der erhaben über allen Königen, Her- zogen und Fürsten, also frei von allen Begierden, Leidenschaften und Parteilichkeiten, Gerechtigkeit übte und den Frieden, die Grundlage der Volksentwickelung sicherte, und unter den Schutz der Kirche, welche aller Arroganz sich entäußerte, aller Einmischung in weltliche Angelegenheiten beraubt, sich desto wirksamer um das geistige Wohl der Völker bemühte. Die Grundidee versetzte der Dichter nach dem Geschmack seiner Zeit in die höchste Sphäre der Mystik und machte sie in seiner visionären Reise durch Hölle, Fegfeuer und Himmel mittelst einer Menge erhabener Bilder anschaulich. Zwei ganz gleichgestellte, nur Gott verantwortliche Führer und Ordner sollten der Welt voranleuchten, der Kaiser, der durch weise Einrichtungen, von den Lehren der Philosophen unterstützt, das weltliche Glück auf der Erde verbreitete, und der P apst, der nach den Lehren der Offenbarung die Welt zum rechten Glauben und zur Tugend führte und sie so der himmlischen Glückseligkeit wür- dig machte. Daher wählte sich Dante auch zwei Führer aus seiner mysteriösen Reise, den
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