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1. Bd. 1 - S. 536

1854 - Leipzig : Engelmann
536 Das Mittelalter. Karl Iv. 1347— 1378. als Vorgänger Luthers gelten. Er unterschied strenge das innere Christenthum von dem äußern Kirchenthum und stellte auf mystischer Grundlage den christlichen Glauben „als etwas rein Innerliches" dar, „das zwischen dem Herzen und Gott allein abgemacht werde." *) Die große Geißetfahrt wird in der Chronik Jakobs von Königshofen folgender Gestalt beschrieben: „Wann sie nun wollten büßen (also nannten sie das Geißeln), das war am Tage zweimal, frühe und spät, so zogen sie zu Felde aus; da läutete man die Glocken und es gingen je zween und zween und fungen ihren Leich also wie vorher gesagt; und wann sie kamen an die Gcißelstatt, so zogen sie sich aus nackend und barfuß bis an die Hüfte und zogen Kittel oder weiße Linnen an und die gingen ihnen von dem Nabel bis auf die Füße und legten sich nieder in einen weiten Kreis; und wie jeglicher gesündet hätte, darnach legte er sich. War er ein meineidiger Bösewicht, so legte er sich auf eine Seite und streckte seine drei Finger auf; war er ein Ehebrecher, so legte er sich auf den Bauch; so legten sie sich mancherweis nach mancherlei Sünde; dabei erkannte man wohl, was für Sünde jeg- licher gethan hatte. Nachdem sie sich so gelegt hatten, so sing ihr Meister an wo er wollte und schrie über einen und rührte ihn mit seiner Geißel und sprach: Steh' auf durch der reinen Marter Ehre Und hüte dich vor der Sünden mehre. So schreit er über sie alle, und über welchen er schreit, der steht auf und schreit dem Meister nach über die vor ihm liegen, bis sie alle aufgestanden und sangen dann und geißel- ten sich mit Riemen, die hatten vorne Knoten. Und wann sie sich also gegeißelt und gesun- gen, so las einer unter ihnen einen Brief und sie sprachen, der Engel hätte ihn vom Himmel herab gebracht und in dem Brief stand wie daß Gott erzürnt wäre über der Welt Sünde und wollte sie haben untergehen lassen; da wurde er gebeten von seiner Mutter und von seinen Engeln daß er sich sollte erbarmen über die Welt; und viele andre Dinge standen in demselben Briese geschrieben; und wenn der Brief gelesen war, so zogen sie wieder in die Stadt singend je zween und gingen ihren Fahnen und Kerzen nach. Auch wann sie sich geißelten, so war gar groß Zulaufen und das Volk wähnte und glaubte, daß der Brief von dem Himmel hcrabgekommen wäre und alles was sie sagten das sei wahr. Und wenn die Pfaffen sprachen, wodurch man erkennen sollte, daß die Geißelsahrt gerecht wäre und wer den Brief besiegelt hätte, da antworteten sie und sprachen, wer die Evangelien besiegelt hätte. So brachten sie die Leute dazu, daß man den Geißlern mehr glaubte als den Priestern, und wo sie in die Städte kamen, da kam gar viel Volkes in ihre Brüderschaft, die auch Geißler wurden. — c) Karl Iv. und Wenzel (Ksiv—14«4s). §. 358. Karl Iv. war ein kluger nur auf seinen Vortheil und auf die Vergrößerung seiner Hausmacht bedachter Fürst, dem Geld und Gut über Ruhm und Ehre ging. „Er vereinigte das tückische Wesen der Slaven, die erbeherrschte, mit der diplomatischen Gewandtheit der Franzosen, die ihn erzogen und mit den treulosen egoistischen und politischen Künsten der Ita- liener, die ihn ausgebildet hatten." Durch ihn wurde in Italien auch noch das Schattenbild kaiserlicher Macht vernichtet, indem er sich von Für- sten und Städten die Reichsrechte abkaufen ließ und die Kaiserkrone als ein Geschenk des Papstes unter der Bedingung annahm, daß er nur Einen Tag in Rom verweile. Unbewegt durch die Vorwürfe des Dichters Petrarka
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