1. Bd. 1
- S. 550
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das Mittelalter.
um —
1451.
1455.
1462.
ihm keine Hülfe geleistet, sondern eine neutrale Stellung eingenommen hatten
und überließ sie ihrem Schicksale. Nach der Niederlage des Markgrafen
durch die Nürnberger am Billenreuther See schlossen die streitenden Parteien
zu Bamberg einen Vergleich. In Sachsen und Thüringen wüthete 5 Jahre
lang zwischen Kurfürst Friedrich dem Sanfmüthigen und Herzog Wilhelm
ein unseliger Bruderkrieg, der den bekannten Prinzenraub durch den
verwegenen Kunz von Kaufungen, dem der Kurfürst den Ersatz seiner
Kriegsverluste verweigerte, zu Folge hatte. Kunz, in einem Walde von Köh-
lern gefangen genommen und nebst dem Prinzen nach dem Schloß Altenburg
zurückgeführt, büßte seine That auf dem Blutgerüste. Die Gegenden am
Rhein und Neckar wurden durch die Pfalz erfehd e verwüstet, worin zwar
der Pfalzgraf Friedrich der Siegreiche, ein trutziger Gegner des Kai-
sers, die glorreiche Schlacht bei Sekkenheim (Friedrichsfeld) gewann,
und die Häupter der wider ihn Verbündeten (Ulrich von Würtemberg, den
Markgrafen von Baden und den Bischof von Metz) gefangen nahm, aber
dennoch die Absetzung seines Bundesgenossen, des von dem Papste wegen
Vorenthaltung der Annaten gebannten Erzbischofs Dieter von Mainz, zu
dessen Schutz er die Waffen ergriffen, nicht hindern konnte. Auch die Ort-
schaften an der Donau fühlten die Leiden des Kriegs, als der Kurfürst von
Brandenburg und viele Reichsstädte im Namen des Kaisers den geachteten
H erz o g v o n B ay ern bekämpften, (der die Reichsstadt Donauworth
eingenommen und Friedrichs Tochter entführt und gegen des Vaters Willen
geheirathet); und Breslaus tapfere Bürger wurden von dem neuen Bbh-
menkbnig Podiebrad bedroht. — So war ganz Deutschland durch innere
Fehden zerrissen, indeß die Türken die Ostgrenzen mit verheerenden Einfallen
heimsuchten und weder die Bemühungen des Papstes, noch die Anträge des
Kaisers auf den (von Kurfürsten, geistlichen und weltlichen Herren, und
Abgeordneten der freien Städte besuchten) Reichstagen vermögend waren,
ein christliches Heer gegen den gemeinschaftlichen Feind in Bewegung zu
fetzen. Wie sollte man der Ferne gedenken, da in der Nahe über tausend
Herrschaften das Fehderecht übten und außerdem jeder geringe Edelmann
das Waffen- und Vergeltungsrccht handhabte, ohne Rücksicht auf die macht-
losen Gesetze des Landfriedens? *)
*) Georg Podiebrad, durch die Utraquistenpartei auf den Thron erhoben, wurde
vom Kaiser und Papst als König anerkannt; als er aber die Sache der Hussiten gegen den
päpstlichen Legaten verfocht und auf Erfüllung der Beschlüsse des Baseler Concils bestand,
sprach der letztere den Bann über ihn aus und bewirkte, daß Böhmen abermals von
Kreuzheeren bekriegt ward. Der Kummer darüber verkürzte Podicbrads Tage. Cr starb
1471; nach feinem Tod kam Böhmen an den Polen W l a d i s l a u s, der nach Matthias
Corvinus'tod auch die ungarische Krone erhielt. Doch sielen durch die Vermählung
von Maximilians Enkeln mit Wladislaus' Kindern die beiden Staaten mit ihren Neben-
ländern endlich wieder an Oestreich. 1526 wurde Ferdinand I. von den Ständen gewählt
und als König von Böhmen, Schlesien und der Lausitz gekrönt.