1. Bd. 1
- S. 576
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das Mittelalter.
1450.
1476.
1500.
1512.
1515.
1416.
1434.
1439.
und tapfern Rottenführer Franz Sforza, dem Eidam des verstorbenen Her-
zogs, die Herrschaft über das Land. Ihm folgte in der herzoglichen Würde
sein Sohn Galeazzo Maria, ein zügelloser Mann von wollüstiger und
grausamer Natur. Diesem „genügte es nicht, die edlen Frauen zu verführen,
er fand auch noch Vergnügen daran, ihre Schuld bekannt zu machen; und
er war nicht damit zufrieden, seine Unterthancn hinrichten zu lassen, wenn er
sie nicht auf eine grausame Art zu Tode marterte." Verhaßt ob feiner Sitten
und Frevelthaten siel er am Weihnachtsfeste als Opfer einer Verschwörung
in der Stephanskirche zu Mailand. Die unter solchen Verhältnissen herbei-
geführte Unordnung und Schwache des Staats erfüllte die Franzosen und
Spanier, die nach dem schönen und reichen Lande Gelüste trugen, mit der
Hoffnung, sich des Herzogthums zu bemächtigen. Streitigkeiten in Sfor-
za's Familie erleichterten dem König von Frankreich Ludwig Xu., der
als Abkömmling einer Tochter des ersten Visconti Ansprüche geltend machte,
die Eroberung des Landes. Er führte den Herzog (Ludwig Moro) gefan-
gen weg und ließ ihn zehn Jahre lang in einem unterirdischen Kerker
schmachten. Als aber die Franzosen in dem durch den Bund von Cam-
bray herbeigeführten Krieg zuletzt (trotz der Tapferkeit eines Bay ard und
Gaston'svonfoix) den vereinten Streitkräften der I t a l i e n e r und der
mit ihnen verbündeten Schweizer erlagen, wurde ihnen das Herzogthum
Mailand wieder entrissen und dem Sohne des gefangenen Moro (Maximi-
lian Sforza) verliehen, der es jedoch schon nach drei Jahren an den ritterli-
chen König Franzi, abermals verlor, so tapfer auch seine Schweizer in der
„Mesenschlacht" von Marignano wider die Franzosen stritten. Zehn
Jahre später kam das Herzogthum in die Gewalt der Spanier, die endlich
nach harten Kämpfen beinahe zwei Jahrhunderte im Besitz desselben blieben.
§. 386. Savoyen und Piemont. Die westlichen Staaten des
obern Italiens kamen zum Theil an die Grafen von Savoyen, die ihr
ursprünglich kleines Gebiet durch Klugheit, Glück und Waffengewalt all-
mählich zu einem bedeutenden Herzogthum erweiterten, das sich nord-
wärts über die südliche Schweiz bis zum Jura (Genf, Waadt, Wallis
u. a.) erstreckte und südwärts Piemont mit Turin, die Grafschaft Nizza
und andere Gebiete umfaßte. Herzog Amadeus, der nach langer und
rühmlicher Regierung das Reich seinen Söhnen übergab und zu Ripaille
am Genfer See „als ein heiliger Einsiedler" gemächlich lebte, wurde von
dem Baseler Concil (§.367.) zum Papst gewählt, fand aber nur geringean-
erkennung. Im savoyischen Haufe ward früh das Recht der Erstgeburt
und der Grundsatz der Untheilbarkeit und Unveräußerlichkeit
der Erblande geltend, was nicht wenig zur Vergrößerung des Staats
beitrug. Als aber im Norden die kriegsgeübten Eidgenossen, im Westen
das zu einem starken Königreich vereinigte Frankreich Savoyens Grenznach-
barn wurden, da schmälerte sich allmählich dessen Umfang. Im burgun-