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1. Bd. 1 - S. 601

1854 - Leipzig : Engelmann
6. Ungarn. 601 Sprache und Einrichtungen beibehielten. Sie haben das Land durch Fleiß und Ausdauer aus einer Wüste in einen blühenden Landstrich mit reichen Städten und wohlhabenden Dörfern umgeschaffen und sich ihre großen Frei- heiten — eigene Gerichtsbarkeit, freie Wahl der Beamten und Geistlichen u. dergl. gegen alle Anfechtungen kräftig gewahrt. Im 13. Jahrhundert er- ,222 zwangen die Großen (Magnaten) von König Andreas Ii., dem Kreuz- Andreas fahrer (§. 325.), einen Freibrief („die goldene Bulle"), der dem Adel 1205— und Klerus wichtige Rechte (darunter Steuerfreiheit und persönlichen Schutz gegen richterliche Willkür) zusicherte und (wie in England die magna charta [§. 373.]) die Grundlage zu Ungarns freier Verfassung bildete. Eine Verletzung des „goldenen Privilegiums" durch den König berechtigte den Adel zu gewaffneter Widersetzlichkeit. Die bald nachher erfolgten grausenhaften Verheerungen der Mongolen (§. 332.) nach der Schlacht auf dem Mo- 1241. hyfelde entvölkerten das Land so sehr, daß nach ihrem Abzug König Bela Iv. gerathen fand, deutsche und italienische Kolonisten herbeizurufen, ^35-70. was die Gründung von Städten (Ofen 1245), die bessere Bebauung des ®te^an Bodens, die Anlegung von Weinbergen, die Benutzung der Bergwerke u. dgl.^O]^ zur Folge hatte. Auf ihn folgten noch drei Könige aus dem Herrscherhause Arpads, Stephanv., Ladislaus der Cumane und Andreas Iii. der Venetianer. )>>- ?#) Ungarn als Wahlreich. 1301. tz. 406. Als mit Andreas 111. die arpadische Dynastie ausstarb, wankte der Thron einige Jahre bis Karl Robert von dem zu Neapel6 V^J,08 regierenden Hause Anjou (§. 391.) ihn befestigte und gesichert seinem u Sohne Ludwig dem Großen hinterließ. Unter diesem als Kriegs h eld^Große und Regent gleich ausgezeichneten König gelangte Ungarn auf den Gipfel äußerer Macht und innerer Cultur. Ludwig erwarb die Krone von Polen, dehnte Ungarns Grenzen an der Niederdonau über Bulgarien, die Wa- lachei u. a. O. aus und zwang die Venetianer zu einem jährlichen Tribut. Sein Reich berührte die Küsten des schwarzen, adriatischen und baltischen Meers und begriff Völker von sehr verschiedenen Sitten, Sprachen und Culturstufen in sich; aber so groß war sein Herrschergeist, daß er an der Mündung der Weichsel wie an der Save gleich geliebt und gefürchtet war. Durch seine italienischen Kriegszüge (§. 391.) wurden die Ungarn mit den Vortheilen der Civilisation vertraut und folgten nun gerne seinen Anord- nungen. Die Hügel um Tokay wurden mit Reben bepflanzt, die Gesetz- gebung erhielt treffliche Verbesserungen, die Bürger und Bauern wurden gegen Druck und Willkür sicher gestellt; Bildungsanstalten (Universität in Fünfkirchen) traten ins Leben. — Nach Ludwigs Tod wurde Ungarn aber- mals die Beute wüthender Parteien und Thronkämpfe, bis sich zuletzt sein Schwiegersohn, der deutsche Kaiser Siegmund, mehr durch Nachgeben als Kraft, sowohl gegen die Großen, die ihn sogar einige Monate gefangen
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