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1. Bd. 1
- S. 602
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
602
Das Mittelalter.
hielten, als gegen die Osmanen und andere Feinde, behauptete und bei seinem
1437- Tode die ungarische Krone seiner zuerst mit A l bre ch t v o n Oeftreich, dann
mit Wladislav von Polen vermahlten Tochter Elisabeth hinterließ.
Unter Siegmund erhielt die Nationalreprasentation ihre Aus-
bildung. Vier Stande, Prälaten, hoher und niederer Adel und
Stadteabgeordnete sollten über Noth und Nutzen des Reichs berathen und
beschließen; die beiden erstem führen den Namen Magnaten, wahrend unter
der Benennung Stande meistens nur die beiden letzrern verstanden werden.
1444. §. 407. Nachdem Wladislav in der Schlacht von Varna
(§. 413.) wider die osmanischen Türken gefallen, führte der heldenmüthige
Hunyad (Woiwode von Siebenbürgen) die Reichsverwesung von Ungarn
für Alb rechts minderjährigen Sohn Ladislaus (Posthumus) und be-
1436. kämpfte zuerst die streitbaren Osmanen mit Glück und Ruhm. Nach seinem
Tode verhängte der undankbare, mit Mißtrauen erfüllte König schwere Ver-
folgungen über dessen Geschlecht, das er ganz ausgerottet haben würde, wäre
i4.>7. er selbst im nächsten Jahr ins Grab gesunken. Nun führte die unga-
Matthi'as rische Nation Hunyads kräftigen Sohn Matthias Corvinus aus dem Ker-
1438-90. ker auf denthron, wo er sich während einer 32jährigen ruhmvollen Regierung
als würdigen Nachfolger Stephans des Heiligen und Ludwigs des
Großen bewies. Matthias glänzte in den Künsten des Krieges wie des
Friedens und alle seine Handlungen tragen eine großartige Prägung. Er
hielt die Macht der Osmanen in Schranken und entriß ihnen Bosnien;
er zwang Friedrich Iii. zur Flucht aus Wien und zu beträchtlichen Abtre-
tungen in den ostreichischen Staaten; er brachte Mähren, Schlesien und die
Lausitz auf einige Zeit an Ungarn und verbesserte das Kriegswesen. Seine
„schwarze Legion" war der Schrecken seiner Feinde. — In Ofen (Buda)
und Preß bürg wurden durch ihn neue Universitäten gegründet, mit großen
Kosten eine herrliche Bibliothek angelegt und die Cultur des Volks durch
Herbeiziehung fremder (besonders italienischer) Gelehrten und Künstler, Buch-
drucker und Baumeister, Gärtner, Oekonomen (Ackerbauverständiger) und
Gewerbsleute nach allen Seiten gehoben. Dabei sicherte er den Landfrieden
und handhabte Recht und Gerechtigkeit mit solcher Kraft, daß sein Name noch
lange im Munde des Volkes fortlebte. („Matthias ist tobt, die Gerechtigkeit
kj 1493 ward mit ihm begraben.") — Unter seinen Nachfolgern Wladislav von
Ludwig' Böhmen und dessen Sohn Ludwig Ii. gingen alle diese Vortheile wieder ver-
1516-^6 ^oren. Die Türken eroberten Bosnien und erstürmten Belgrad; schimpf-
liche Friedensschlüsse und Verträge lösten die westlichen Erwerbungen wieder
von Ungarn los; die Fehden zwischen dem Adel und den Prälaten brachen
ungehindert aus; „ein Feldzug gegen die Türken verwandelte sich in einen
Aufstand der Bauern, in Morden und Sengen gegen Städte und Schlösser
der Edelleute bis die Bauernheere endlich gesprengt und deraufruhr in einem
Blutbade ersäuft war." Dabei wurde die Königsmacht durch eine Capitula-