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1. Bd. 2 - S. 54

1854 - Leipzig : Engelmann
54 Das Zeitalter der Reformation. anfertigen; er beförderte Gewerbfleiß (Seidenspinnerei in Lyon), legte den Grund zur französischen Seemacht und trug zur Verbesserung des Kriegswesens bei. Aber für Volksfreiheit, Bürger- und Menschenrechte hatte er keinen Sinn, und zur Befriedigung seiner sinnlichen Genüsse gestattete er sich jede, auch die ungerechteste Handlung. („Der König amusirt sich".) Um den zunehmenden Aufwand zu decken wurde unter ihm die Sitte, die Richter- und Beamtenstellen zu verkaufen, immer mehr herrschend. — „Franz I. (so schließt Ranke die Charakterschilderung dieses Königs) liebte den Genuß. Glänzend in der ihm angeborenen Würde, von dem Volke angebetet, herrlich und in Freuden wollte er seine Tage zubringen, in einer ununterbrochenen raschen, vollen Bewegung aller Lebenskräfte: aber zugleich hatte er eine große Sache durchzuführen und widmete sich ihr. Sein Leben war ein fortwährendes Gefecht, ein politischer und militärischer Wettkampf. Den höchsten Preis, der ihm in seiner Jugend vorfchwebte, hat er nicht davon getragen, aber gegen den klugen, ruhigen und niemals rastenden, die Welt mit ehrgeizigen und großen Gedanken umfassenden Gegner hat er das unabhängigeansehen, diemacht seiner Krone behauptet. Daß er dies anstrebte und erreichte, darin lag das Ge- heimniß des Gehorsams, den er fand. Er lebte, dachte und fühlte, wie sein Volk; sein Glückswechsel, seine Gefahren und Verluste, so wie seine guten Erfolge, wa- ren die der Nation." I») Zunehmende Spaltung in Deutschland. tz. 479. Herzog Ulrichs Rückkehr nach Würtemberg (1534). Wie Frankreich und der Papst des Kaisers Uebermacht in Italien fürchteten, so die deutschen Fürsten die Vergrößerung des östreichischen Hauses ini Süden und Osten. Besonders fühlten sich die ringsum von östreichischem Gebiet eingeschloffe- nen Herzoge von Bayern dadurch beunruhigt und machten nicht selten gemeine Sache mit den protestantischen Fürsten gegen die Habsburger, mit denen sie doch wieder gleiches kirchliches Interesse hatten. Dies zeigte sich besonders in der Würtemberger Angelegenheit. Herzog Ulrich von Würtemberg nämlich, ein jähzorniger, tyrannischer Mann, der aus Eifersucht einen Ritter sei- nes Hofs (Hans von Hutten) mit eigener Hand erschlagen, seine Gemahlin, eine bayerische Fürstentochter durch Mißhandlung zur Flucht gezwungen, seine Unter- thanen gedrückt und die Reichsstadt Reutlingen erobert hatte, wurde endlich wegen Landfriedensbruch geächtet und durch den schwäbischen Bund (§. 461.), dem Reutlingen angehörte, und in welchem der Herzog von Bayern (1519.) die Feldhauptmannschaft führte, von Land und Leuten vertrieben. Während der 14 Jahre, die er als Flüchtling im Ausland zubrachte, stand sein Herzogthum unter östreichischer Verwaltung, da der schwäbische Bund dasselbe für den Ersatz der Kriegskosten an den Kaiser verpfändet und dieser seinen Bruder Ferdinand damit belehnt hatte. Als dieser aber anfing, das Land als sein Eigenthum zu behandeln, erwachte das Mißtrauen der Fürsten, besonders der bayerischen. Sie begünstigten daher die Flucht von Ulrichs Sohn aus östreichischer Gefangenschaft in demselben Augenblick, wo die Auflösung des schwäbischen Bundes dem Land- grafen Philipp von Hessen den Gedanken eingab, den an seinem Hofe als Flüchtling lebenden Herzog nach Würtemberg zurückzuführen. Unterstützt von Frankreich zog Philipp mit einem wohlgerüsteten Heer nach Schwaben - besiegte den östreichischen Statthalter bei Laufen am Neckar und gab das mit leichter Mühe eroberte Herzogthum dem rechtmäßigen Gebieter zurück. Ferdinand, der umsonst den Papst um Hülfsgelder angegangen, mußte (durch den Vertrag von
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