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1. Bd. 2 - S. 55

1854 - Leipzig : Engelmann
Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V. 55 Kadan) das Geschehene gutheißen. In Kurzem war in ganz Würtemberg die Kirche umgewandelt. Das Evangelium, dessen Trost Ulrich im Unglück empfun- den, wurde dem Volke, das wahrend der östreichischen Landesverwaltung den frü- hern Druck vergessen, und dem angestammten Herrscher freudig entgegenkam, durch Brentz und Schneps in lutherischem Sinn mitgetheilt. — Bald fand auch in andern Gegenden des Oberlandes, wo der schwäbische Bund bisher die evange- lischen Regungen niedergehalten hatte, die Reformation Eingang. Markgraf Bernhard von Baden, mehrere grundherrliche Familien und Reichsstädte, so wie ein Theil des Elsasses traten der neuen Kirche bei. Tübingen wurde eine der vornehmsten Pflanzstätten der protestantischen Gelehrsamkeit. §.480. Die Wiedertäufer in Münster (1533—1535). Wäh- rend des Bauernkriegs waren die sächsischen Wiedertäufer, die ihre Leiden- schaften für göttliche Eingebung gehalten, größtentheils vernichtet worden (§. 461.); aber ihre durch Flüchtlinge insgeheim fortgepflanzten schwärme- schen Lehren tauchten hie und da wieder auf, so sehr sie auch von jeder gesetzmäßigen Obrigkeit ausgestoßen und von deutschen und helvetischen Re- formatoren bekämpft wurden. In Westfalen hatte in mehreren Städten, wie Soest, Paderborn u. a., die von dem Bürgerstand geforderte, vom Adel und Klerus bekämpfte Reformation etwas gewaltsam gesiegt, und in Münster war der Bischof mit den Domherren und einigen dem alten Glauben ergebenen Stadträthen vertrieben und nur gegen das Versprechen, die freie Predigt des Evangeliums fürder nicht hindern zu wollen, wieder zugelassen worden. Bald aber zeigte es sich, daß der einflußreichste Prediger derstadt, Rottmann, wiedertäuferiscbeansichten hege (§.456.) Umsonst widerstrebten ihm die Gemäßigtern im Rath und in der Bürgerschaft; sein Talent und einnehmendes Wesen erwarben ihm Anhänger, und als von den Niederlanden her, wo die wiedertäuferischen Lehren in dem zahlreichen Gewerbstand einen fruchtbaren Boden gefunden, der wandernde Prophet Jan Matthys (ein Bäcker aus Leiden) mit seinem Landsmann und Jünger, dem Schneider Joh. Bockold (genannt Johann von Leiden) in Münster einzog, erlangte ihre Partei bald so sehr das Uebergewicht, daß sie die städ- tische Verwaltung stürzten, den Rath und alle Aemter mit ihren Glaubens- genossen besetzten und endlich, von Fanatismus und Habsucht getrieben, ihre die Wiedertaufe verwerfenden Mitbürger mitten im Winter hülflos aus der Stadt jagten und deren Habe unter sich theilten. Nun errichteten sie ein religiöses Gemeinwesen, worin Matthys unumschränkte Gewalt besaß, Gütergemeinschaft einführte, Propheten aussandte und die Ver- theidigung der mit Kriegs- und Mundvorrath reichlich versehenen Stadt gegen das Belagerungs Heer des von Köln und Hessen unterstützten Bischofs ordnete und leitete. Am höchsten stieg die Schwärmerei, als Matthys bei einem Ausfall getödtet ward und Bock old an die Spitze des Gemeinwesens trat. Dieser übertrug zuerst (in Folge göttlicher Eingebung!) das Regiment der Stadt den aus den ärgsten Schwärmern ausgcwählten 1534.
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