1. Bd. 2
- S. 68
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das Zeitalter der Reformation.
April, grafen, nach Süden auf, besetzten Augsburg und rückten, die zerstreuten
Besatzungen des Kaisers niederwerfend, in Tyrol ein, indeß die französischen
Truppen Metz eroberten und über Lothringen nach dem Elsaß und Ober-
rhein vordrangen. Schon hatte Moritz die Ehrenberger Klause erstürmt
und näherte sich Ins druck, um den Kaiser, der sich in der größten Ver-
legenheit befand, gefangen zu nehmen, als eine Meuterei unter den deutschen
Landsknechten dem letztern Gelegenheit zur Flucht gab. In großer Be-
stürzung hatte sich bereits das Concil aufgelöst, als Karl den gefangenen
Kurfürsten Johann Friedrich in Freiheit setzte und dann gichtkrank und nie-
dergeschlagen bei nächtlicher Weile über die schneebedeckten tyroler Gebirge
nach Villach in Kärnthen floh. Seinem Bruder Ferdinand, der des Kaisers
Absichten und Interessen nicht theilte und den Deutschen mehr gewogen war,
wurde nun das schwierige Geschäft der Friedensstiftung übertragen. Nach
Abschluß einer Waffenruhe trat dieser sofort mit den sechs Kurfürsten, mit
den Herzögen von Pommern, Würtemberg, Bayern, Braunschweig u. a.
zu einer Berathung zusammen, die den Abschluß des Pasfauer Vertrags
iö52.' zu Folge hatte.
In dcm Passaucr Vertrag wurde die Herstellung eines beständigen Frie-
denszustandes als erste Bedingung festgesetzt, so daß alles, was diesem Frieden im
Wege stehe, theils sogleich gehoben, theils aus einem demnächst zu berufenden Reichstag
beigelegt werden sollte. Vor allem kam man daher überein, daß den Bekennern der
Augsburgerconfession unbedingtereligionsfreiheit gewährt, das
Interim abgeftellt, das Tridentiner Concilnicht auf die Protestan-
ten ausgedehnt und der Landgraf von Hessen in Freiheit gesetzt würde;
der Entscheidung des Reichstags sollten die Beschwerden über Verletzung der Reichsgesctze
und die Herstellung der Einigkeit in Glaubcnssachcn Vorbehalten bleiben, doch so, daß
wenn auch kein Religionsgesetz zu Stande käme, doch der Friedenszustand bestehen solle.
Der Zutritt zum Kammergericht sollte beiden Confessioncn geöffnet sein und durch
eine umfassende Amnestie das Vergangene vergessen und vergeben werden. — Unter den
Freudenthränen und dem Jubel des Volks kehrten die gefangenen gleich Märtyrern ver-
ehrten Fürsten in die Heimath und die vertriebenen Prediger zu ihren Gemeinden zurück.
Zwei Jahre später (März 1554) starb der vielgeprüfte Kurfürst Joh a n n Friedrich.
h. 495. Moritzens Tod. Der Kaiser, immer noch auf Wiederherstel-
lung der Religionseinheit bedacht, verwarf den Artikel von dem unbedingten
Friedenszustand; aber der französisch - osmanische Krieg, der mit erneuter
Starke ausbrach, zog ihn von den deutschen Angelegenheiten ab. Wahrend nun
die kaiserlichen Truppen die von den Franzosen besetzte und von dem Herzog von
Guise tapfer vertheidigte Stadt Metz vergebens belagerten, Moritz mit Ferdi-
nand gegen die Osmanen in Ungarn kämpfte und eine französisch-türkische Flotte
Neapel bedrohte, führte Markgraf Albrecht von Brandenburg, der dem
Passauer Vertrag nicht beigetreten war, einen Raubkrieg wider die Bischöfe von
Bamberg und Würzburg und suchte sich für seine Kriegskosten durch die
Plünderung und Brandschatzung von Klöstern und Stiftern zu entschädigen. Da
der Kaiser seinem wilden Treiben ruhig zusah und ihn schonte, um sich seiner
gegen die Franzosen und bei Gelegenheit auch gegen die deutschen Fürsten zu be-
dienen, so verband sich Moritz mit Ferdinand, Heinrich von Braunschweig (der