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1. Bd. 2 - S. 85

1854 - Leipzig : Engelmann
85 Das katholische Kirchenthum. lassen und demselben in unbedingter gläubiger Folgsamkeit nachzukommen. Im nächsten Jahr ging Ignaz über Spanien, wo er wie ein Heiliger verehrt ward, nach Italien, um der Uebereinkunft gemäß mit seinen Genossen in Venedig zu- sammenzutreffen. Durch Bußübungen und Predigten, durch Krankenpflege und Bekehrungen erlangten alle einen großen Ruf, ehe sie sich dem heiligen Vater in Rom zu Füßen warfen und die Bestätigung ihres neuen Ordens nachsuchten. Nach einigem Bedenken willigte Paul Iii. in ihre Bitte und ertheilte der Ge- sel l sch ñ ft I e su auf die von ihnen aufgestellte Grundlage seine Genehmigung. Ignatius wurde der erste Ordensgeneral, aber nicht ihm, sondern seinem klugen Nachfolger, dem Spanier Lainez (ff 1564) verdankt die Gesellschaft Jesu ihre feinberechnete Organisation. Bei Ignaz hielt die glühende Phantasie den Verstand befangen; in seiner religiösen Aufgeregtheit vermochte er nur das Nächste zu erfassen; sein Leben war Krankenpflege, Kinderlehre und Seelsorge; geistliche Hebungen und Ertödtung aller sinnlichen Triebe bildeten den Mittelpunkt seines Strebens. Er starb 1556. Per. Canisius war der erste Deutsche im Orden, dessen Zwecke er in Köln und Wien, wo ec 1597 starb, eifrig verfolgte. §. 513. Verfassung. Die Verfassung des Ordens war militärisch- monarchisch. Dem Haupte dieser Glaub ensr ittersch aft, dem General in Rom mit seinem Rath von Assistenten, waren die Vorsteher der Provinzen, die Provinziale, unterworfen und von diesen ging wieder, wie beim Heer, eine Reihe von Abstufungen durch Superiore und Rectoren in genau ge- gliederter Hierarchie bis zum untersten Bruder hinab. Gehorsam und strenge Subordination war die Seele des Bundes. Alle Glieder wurden aufs sorg- fältigste überwacht. Die Aufzunehmenden mußten eine lange und schwere Prü- fungszeit bestehen, während welcher die Eigenschaften und Neigungen eines Jeden genau erforscht wurden, um ihm den geeignetsten Wirkungskreis anzuweisen. Nur wenige Erwählte gelangten zu der Meisterschaft der Professen, aus denen die Obern hervorgingen, die Mehrzahl dienten als Ge hülfen (Coadjutoren), ohne die innersten Triebfedern des großen Maschinenwerks, dessen Räder sie wa- ren, zu kennen. Der Eintretende mußte alle Bande, die ihn an die Welt knüpf- ten, lösen, den Orden als Vaterland, die Obern als seine Vorsehung betrachten. Dadurch wurde es möglich, daß ein unveränderlicher Wille den ganzen Bund in allen Welttheilen beherrschte. — Die Wirksamkeit und Verbreitung der Gesell- schaftjesu war in Kurzem sehr ausgedehnt. Diepapstliche Curie verlieh ihr nicht nur alle Privilegien der Bettelmönche, sondern stellte ihr auch jede Act von Dispen- sation zu Gebot, so daß die Glieder in alle Verhältnisse des Lebens eindringen und sich allenthalben frei bewegen konnten, und damit der Zweck des Bundes nie durch ein anderes Streben gefährdet werde, schlossen sich die Jesuiten selbst von allen festen Aemtern und Kirchenwürden aus. Die Beschäftigungen der Mitglie- der waren mannichfach und nach den Gaben und Geistesrichtungen eines Jeden geregelt. Dem Einen gestattete man ein frommes Klosterleben oder wissenschaft- liche Muße, Andere leiteten den Unterricht der Jugend; die Klügsten und Fein- sten suchten eine einflußreiche Wirksamkeit an Höfen und in Palästen, feurige Redner wirkten als Prediger der innern Mission und die Eiferer zogen als Heidenbekehrer in ferne Welttheile*). *) In Indien, China, Japan (Xaver), ausceylon, den i n d i s ch e n I n - sein und in Afrika errichteten sie Anstalten und führten dem Papste Gläubige zu; in Südamerika gründeten sie einen eigenen Staat (Paraguay) und in Brasilien und den spanischen Colonien waren sie zahlreich und mächtig. Klug verbanden sie 1540.
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