1. Bd. 2
- S. 113
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das Zeitalter Philipps Ii. und Elisabeths.
tz. 539. Heinrichs Hi. Ausgang. Die Ermordung der Guisen
brachte eine furchtbare Aufregung im ganzen Reiche hervor. Rache gegen
den gottvergessenen König, der die Säulen des Katholicismus gestürzt, war
die Losung des Tages. Paris gerieth in eine fieberhafte Gährung; fana-
tische Volksredner erhielten die reizbare Bevölkerung in steter Bewegung.
Unverholen wurde die Lehre verkündigt, „daß ein Tyrann, der das gemeine
Wesen und die Religion verletze, von Privathänden ermordet werden könne."
Guise's Bruder, Karl Herzog von Mayenne, stellte sich an die Spitze der
Ligue und der Bundestruppen; dem König wurde der Gehorsam aufgekün-
digt; in einem großen Theil des Reichs ging die Regierungsgewalt von den
königlichen Beamten an den liguistischen Rath der Vierzig und in
Paris an den demokratischen Rath der Sechzehn über, der sich die
städtische Verwaltung aneignete. Vergebens versuchte Heinrich 111. den
Sturm zu beschwören und die Gemüther zu beruhigen — von dem Papste
gebannt, von seinen Freunden verlassen, von seinem Volke gehöhnt, ohne
Geld und Heer, blieb ihm nichts übrig als ein Bund mit Heinrich
von Navarra und den Huguenotten. Blutiger als je wüthete aufs
Neue der Bürgerkrieg; aber das Glück war der Ligue entgegen. Schon be-
lagerte Heinrich Paris und drohte, die treulose Stadt in einen Trümmer-
haufen zu verwandeln, als das Messer eines fanatischen Dominicaner-Mönchs,
Jakob Clement, den Mord der Guisen blutig rächte. Am 1. August 1589
starb der letzte Valois von Mörderhand, nachdem er den von dem vierten
Sohne Ludwigs des Heiligen abstammenden Heinrich von Navarra
undbearnzu seinem Nachfolger bestimmt.
§. 540. Heinrich Iv. Aber diesem stand noch ein schwerer Kampf
bevor, ehe Frankreichs Krone sein Haupt schmückte. Die Liguisten, von J-
Mayenne geführt und von den spanischen Truppen des waffenkundigen
Parma unterstützt, widerstanden dem calvinischen Thronerben aus allen
Kräften. In ihrem Religionshaß hätten sie lieber einen König aus Phi-
lipps Ii. Hand empfangen und sich unter Spaniens Protectorat gestellt, als
einen Ketzer auf dem Thron geduldet, so sehr sie auch dessen ritterliche Eigen-
schaften bewunderten. Lange versuchte Heinrich mit dem Schwert sein Erbe
zu erringen; nach der siegreichen Schlacht bei Jvry über Mayenne be- 159°.
drängte er Paris mit harter Belagerung und ließ die Bürgerschaft alle
Schrecknisse des Hungers und des Kriegs empfinden. Aber die Zahl der
Feinde mehrte sich; Spanien trat immer kecker mit seinen Absichten hervor;
ganze Provinzen drohten, sich von dem Reiche zu lösen und unter einheimi-
schen Fürsten eine unabhängige Stellung zu erringen. Da überzeugte sich
Heinrich Iv., daß er durch Schlachten und Siege nie zum ruhigen Besitz
des französischen Thrones gelangen könnte und „hielt die Krone Frankreichs
einer Messe werth." Er trat in der Kathedrale von St. Denis zur katholi-
schen Kirche über und brach dadurch die Kraft der Ligue. Paris öffnete nun
Weber, Geschichte. Ii. 6. Aufl. 8