1. Bd. 2
- S. 155
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Der dreißigjährige Krieg. 155
lchiisherrschaft über die künftig zu erobernden Länder. Im Frieden wird ihm Mecklenburg
wieder überwiesen."
§. 576. Schlacht bei Lützen. Aber Wallenstein verfolgte andere
Plane. Nachdem er sein Lager angezündet, rückte er unter wilder Verhee-
rung über Bamberg (wo ihn Maximilian mit seinen Truppen verließ) in
Sachsen ein, eroberte Leipzig und vereinigte sich mit Pappenheim. Drin-
gend flehte der bedrohte Kursürst Gustav's Hülfe an und dieser zog abermals
zur Rettung des zweideutigen Bundesgenossen an die Saale. Da ereignete
sich an einem neblichen Novembertage die folgenreiche Schlacht bei^N^-
Lützen, wo die Schweden siegten, ihr König aber den Heldentod starb.
Nach dem Blasen des Liedes „Ein' feste Burg ist unser Gott!" rückten die
schwedischen Krieger, ihren heldenmüthigen König an der Spitze, muthig vor und
begannen den Angriff mit Erfolg. Als jedoch Pappenheim's Reiter den ermüdeten
linken Flügel warfen und zum Weichen brachten, eilte Gustav Adolf zur Herstel-
lung der Ordnung dorthin, kam aber mit seinem kurzen Gesichte dem Feinde zu
nahe und siel, von zwei Kugeln durchbohrt, im Schlachtgetümmel.
Schon hofften die Kaiserlichen zu siegen; allein die Kunde von Gustav's
Fall füllte die Schweden mit dem Gefühl der Rache. Unter der Anführung
des wackern Bernhard von Weimar drangen sie mit Ungestüm vor;
bald wurde der kühne Pappen he im tödtlich verwundet von der Wahlstatt
getragen und Wallenstein genöthigt, das Schlachtfeld den Feinden zu über-
lassen und mit seiner geschlagenen Armee nach Böhmen zu ziehen.
Die Schweden zogen den ausgeplünderten und durch viele Wunden und
Pferdetritte entstellten Leichnam ihres Heldenkönigs unter den Tobten hervor und
ließen ihn in vaterländischer Erde bestatten. Im 38. Jahre seines thatenreichen
Lebens schied Gustav Adolf von dem blutigen Schauplatz. Er war die Säule des
Protestantismus, darum erfüllte sein Fall alle Freunde des Evangeliums mir
Schrecken und Trauer. Adel der Gesinnung, ungeheuchelte Frömmigkeit und ein
mitleidvolles Herz für die Drangsale des Volks haben ihm selbst seine Feinde zu-
gestanden. Er war die Zierde des Throns, der reinste Charakter in dieser tiefbe-
wegten Zeit. Die katholischen Eiferer triumphirten, aber Ferdinand konnte sich
bei dem Anblick des blutigen Kollers einer tiefen Bewegung nicht enthalten. Für
Deutschlands Einheit und Unabhängigkeit wie für Gustav's eigenen Ruhm war
sein früher Tod ein Glück. Aus einem Retter wäre er wahrscheinlich ein Eroberer
geworden und hätte dadurch den Glanz, der jetzt um seinen Namen strahlt, ver-
dunkelt. Elf Tage nach Gustav starb Kurfürst Friedrich V. „kaum bemerkt und
unbeklagt."
§.577. Der Heilbronner Bund. Derschwedischereichsrath,
der während der Minderjährigkeit Christina's, Gustav Adolfs Tochter,
das Regiment führte, beschloß die Fortsetzung des deutschen Kriegs und
übertrug dessen Leitung dem Kanzler Axel Oxenstierna, einem umsichtigen,
thatkräftigen und von höhern Ideen erfüllten Staatsmann. Da aber die
niederdeutschen Stände (besonders Sachsen, das gern selbst an die Spitze
der Protestanten getreten wäre, und Brandenburg, aus Besorgniß für