1. Bd. 2
- S. 167
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Der Norden Emopa's.
167
zögerte die Eroberung der über ein Jahr belagerten Hauptstadt Dänemarks.
Ein langwieriger Krieg drohte, als Karls X. plötzlicher Tod eine rasche wao.
Wendung der Dinge herbeiführte. Wie groß aber das Ansehen der schwedi-
schen Kriegskunst war, ersieht man daraus, daß der neue, unter Vermitte-
lung von Frankreich, den Niederlanden und England geschlossene Kopen- 2l¿ai
Hagener Frieden dem Rothschilder fast gleich war, nur daß Schweden
Drontheim und Bornholm fahren ließ. Korfiz Ulfeld, der aufs Neue Ver-
rath gesponnen, endete als Flüchtling im Auslande.
tz. 589. Verfassungsänderungen. Karls X. Tod hatte in den
beiden skandinavischen Reichen innere Veränderungen entgegengesetzternatur
zur Folge. In Schweden trat nämlich wieder wie nach Gustav Adolfs Tod
eine v ormundsch aftliche Regierung der fünf erstenkronbeamten und
des Reichsraths ein, die ihre Stellung zur Hebung der Aristokratie be-
nutzten, während in Dänemark durch eine blutlose Revolution der beschränk-
teste Monarch Europa's in den allerunbeschränktesten umgeschaffen und der
mächtige Adel seiner Vorrechte beraubt wurde.
Bisher mußten die dänischen Könige bei ihrer Wahl eine Capitulation Däne-
unterzeichnen, wodurch alle Regierungsgewalt einem aristokratischen Reichs-
rath zusiel und der grundbesitzende Adel, der bei der Königswahl gewöhnlich den
Ausschlag gab, allmählich eine Menge Vorrechte, als Steuer- und Zollfreiheit,
Besetzung der Reichsrathstellen, geringen Pachtzins für die Krongüter, Vorzug
vor Gerichts, dgl. erwarb. Als nun nach Beendigung des Kriegs, in dem der
Adel eben so viel Selbstsucht und Gleichgültigkeit als der Bürgerstand Auf-
opferung und Eifer gezeigt, ein Reichstag (Ständeversammlung) die zur Deckung
der Schulden und Kriegskosten erforderlichen Summen durch Umlagen aufbringen
sollte, suchte der Adel dem Bürgerstand alle Lasten zuzuwälzen. Die dadurch
erzeugte Verstimmung wurde von der Königin und dem schlauen Kabinets-
sekretär Gabel klug zum Umsturz der bestehenden Verfassung benutzt. Mit
Hülfe des einflußreichen Bischofs von Seeland (Svane) und des geachteten
Bürgermeisters Nansen von Kopenhagen und unterstützt von der in der Haupt-
stadt anwesenden Militärmacht gelang es der Hofpartei, die Stände zu dem Be-
schluß zu bringen, „daß das Wahlkönigthum und die darauf beruhende
Capitulation in Dänemark aufgehoben sein und die Krone Friedrichs Iii. Nach-
kommen, männlichen wie weiblichen, erblich zustehen solle." Statt aber selbst ein
* neues Staatsgrundgesetz zu entwerfen, legte dieständeversammlung vertrauungs-
voll die Ausarbeitung der an die Stelle der aufgegebenen Capitulation zu treten-
den Verfassung in die Hände des Königs und leistete unbedingte Huldigung,
Dadurch führte sie nicht nur die Schwächung der Aristokratie, sondern den Um-
sturz der ganzen ständischen Verfassung herbei. Denn die von Gabel entworfene
Souveränetäts-Akte, worauf das einige Jahre später von dem klugen
Kanzlei-Sekretär Schumacher ausgearbeitete oder verbesserte Königs-Ge-
setz beruhte, legte dem Monarchen absolute Gewalt bei. Doch ging
Friedrich Iii. bei der Umgestaltung des ganzen öffentlichen Lebens behutsam zu
Werke. Eine neue Besteuerungsart, ein stehendes Heer, Erhöhung des Pacht-
zinses für die Domänen und Verwandlung des Reichsraths in eine berathende
Behörde waren die wichtigsten Einrichtungen. Erst unter seinem Nachfolger Christian
Christian V. wurde nach dem Rath des zum Großkanzler und Reichsgrasen 1070-99.