1. Bd. 2
- S. 168
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das siebenzehnte Jahrhundert.
von Greifenfeld erhobenen Peter Schumacher die neue Regierungsweise
vollständig organisirt. Ein neu geschaffener Grafen- und Freiherrenstand
*671. mit bestimmten Privilegien und die Errichtung des D a n e b r o g - O r d e n s
vernichtete vollends die alte Adelsmacht. Menschliche Eitelkeit griff
begierig nach dem Spiel werk und verhüllte die Ohnmacht
mit einem vom Throne verliehenen Schimmer. — Greifenfeld selbst
fühlte das Gewicht einer despotischen Königsgewalt. Denn er mußte 23 Jahre
lang in enger Gefangenschaft schmachten, weil es einer Adelsfaction gelang, den
König zu tauschen und gegen seinen Kanzler aufzubringen. —
Schwe- Diese Vorgänge blieben nicht ohne Einfluß auf S ch w e d en, wo indeffen
stattxi. Karl Xi., ein kluger, sparsamer und strenger Fürst, die Zügel der Herrschaft in
*660-97. die eigene Hand genommen. Durch die mit Harte ausgeführte Einforderung alles
entfremdeten Kronguts, wobei freilich mancher Edelmann Hab und Gut verlor,
erhöhte der König die Staatseinnahmen so, daß die Schuldenlast gemindert und
die Steuern erleichtert werden konnten. Dem Reichsrath entzog er die unbefugte
Gewalt und zwang ihn, innerhalb der Schranken einer berathenden Behörde zu
bleiben; aber den Reichstag (die Stande) ließ er bestehen und erkannte das
Steuerbewilligungsrecht deffelben an. Karlxi. regierte fast eben so unumschränkt
wie die dänischen Könige; aber die Institutionen blieben und gaben dem Adel
späterhin Gelegenheit, die alte Macht wieder an sich zu bringen.
Hk. Die englische Thronumwälzung.
t. Die beiden ersten Stuarts.
Jakobi. tz. 590. Jakobs I. Charakter und Grundsätze. Maria's Sohn
1603-25. ^^Eob I. war von der Natur körperlich und geistig verkürzt worden. Mit häß-
licher Gestalt und ungraziösem Wesen verband er einen beschrankten Verstand,
einen unbegrenzten Hochmuts) und eine verschrobene Bildung. Ausgewachsen
unter dem Gezanke presbyterianischer Prediger war er besonders mit theologischer
Gelehrsamkeit ausgerüstet und befaßte sich gerne mit kirchlichen Streitfragen.
Sein Geist hatte eine einseitige, pedantische Richtung genommen, und wahrend
er sich in Schrift und Rede als einen tiefen Gelehrten zeigte, war er als Staats-
mann und Herrscher in kurzsichtiger Verblendung befangen. Aus Furchtsamkeit
friedliebend brachte er der äußern Ruhe die Ehre des Landes zum Opfer; und
unwürdige Günstlinge (besonders der zum Herzog von Somerset erhobene
Robert Carc und der als Herzog von Buckingham bekannte G. Villiers),
die durch körperliche Wohlgestalt den schwachen Monarchen zu feffeln wußten, wurden
mit Ehren und Reichthümern überschüttet und nach dem Tode des umsichtigen
Rob. Cecil (Lord Burleigh) bei Besetzung einflußreicher Staatsamter den ver-
dientesten Männern vorgezogen. — Sein häusliches und sittliches Leben war
vorwurfsfrei, Neigung zu Verschwendung und Trunk abgerechnet; aber Adel der
Gesinnung gebrach ihm eben so, wie praktische Klugheit im Leben und Staat. —
Von der Königs macht hegte er die übertriebensten Vorstellungen; er war fest
überzeugt, daß sie unmittelbar von Gott herrühre und unumschränkt sei, und
suchte die Beweise für diese Ansicht im alten Testamente. „Indem er aber seine
Beredsamkeit anstrengte, um das unumschränkte Recht der Könige zu