1. Bd. 2
- S. 171
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die englische Thronumwälzung.
zugesagt und das Versprechen gegeben, die englischen Katholiken fernerhin nicht
mehr zu Geldstrafen anzuhalten, noch ihre Hausandacht zu hindern.
3) Die Tudors hatten das Parlament zu einem fügsamen Werkzeug
ihrer Despotie gemacht. Jakob, durchdrungen von der Allmacht und Majestät
der aus Gott stammenden Königswürde, war weit entfernt diese Schranken
zu erweitern. Aber er besaß weder dieherrfcherkraft Elisabeths, um den auf-
strebenden Widerstandsgeist zu bändigen, noch konnte er wie sie durch den
Glanz und Ruhm seiner Regierung den Despotismus verhüllen; und wäh-
rend Elisabeths sparsamer Staatshaushalt sie in Stand setzte, selten die
Hülfe des Parlaments ansprechen zu müssen, war der verschwenderische
Jakob stets in Noth.
Dieser Noth suchte er auf verschiedeneweise abzuhelfen: er nöthigte reichere
Einwohner zu Darlehen und Gaben, an deren Rückzahlung er nie dachte; er ver-
kaufte Monopolrechte und schuf einen niedern Brief-Adel (Baronets) zu dem
man das Patent (Brief) erkaufen konnte: und als dieß alles nicht zureichte
und das Parlament in seinen Geldbewilligungen sehr karg war, beschwerte er,
ohne bei demselben anzufragen, die Ein- und Ausfuhr aller Waaren
mit willkürlichen Taxen.
Diese willkürliche Besteuerung erklärten die Stände als eine Verletzung
ihrer Rechte. Umsonst drohte der König, löste das Parlament wiederholt im
Zorne auf, ließ die kühnsten Redner in Haft bringen — jede neue Verfamm- 1614-
lung führte dieselbe Sprache; sie widersetzten sich nicht nur allen Eingriffen
in die alten Rechte, sondern äußerten auch unverholen ihr Mißfallen über
die spanische Brautwerbung und die Nichtunterstützung des protestantischen
Kurfürsten. Der König verwieß ihnen diese Einmischung in Dinge, die weit
über das Begriffsvermögen des Hauses gingen und erklärte, ihre vermeint-
lichen Rechte seien nur Privilegien, die sie der königlichen Gnade 1021.
zu verdanken hätten. Da gaben die Glieder des Unterhauses einen Protest
zu Protokoll, worin sie die Freiheiten des Parlaments für das unzweifelhafte
Geburtsrecht und Erbe der Unterthanen von England erklärten, nicht nur
Gesetzgebung und Steuerbewilligung, sondern auch die Befugniß
ansprachen, in schwierigen und dringenden Geschäften ihren Rath zu geben
und Beschwerden einzureichen; dabei nahmen sie volle Freiheit der Rede und
Sicherheit der Person gegen willkürliche Haft für alle Parlamentsglieder in
Anspruch. Wüthend über die Vermessenheit, riß der König eigenhändig
das Blatt aus dem Protokollbuch, löste das Parlament auf und ließ einige
Deputirte festsetzen — aber der Geist des Widerstands blieb im Volke und
äußerte sich noch stürmischer, als Karl I., ein stolzer und eigensinniger Herr,
den Thron bestieg.
§. 592. Karl I. — Wachsende Aufregung. Karls Regierung ^5-49
begann mit einem so heftigen Kampf gegen das Parlament, daß dasselbe in
den beiden ersten Jahren zweimal aufgelöst ward. Der stolze Herrscherwille