1. Bd. 2
- S. 172
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
1628.
1629.
172 Das siebenzehnte Jahrhundert.
des Königs wollte sich nicht unter den Geist der Zeit beugen, der für den
gebildeten Mittelstand Theilnahme am Staatsleben ansprach. Karls frei-
gebige Natur nahm Aergerniß an der Kargheit des Parlaments, das des
Königs Geldbedürfnisse zur Sicherstellung der Volksrechte benutzen wollte,
und darum nicht nur höchst sparsam in seinen Bewilligungen war, sondern
nicht einmal die Erhebung des Tonnen- und Pfundgeld für ein- und
ausgehende Waaren auf die ganze Regierungszeit zugestand, wie bisher
üblich gewesen.
Karl nahm diese Beschränkung um so ungnädiger auf, als ihm ein unglücklicher
Krieg wider S p a n i e n und die Unterstützung der Heerführer in Deutschland große
Ausgaben verursachte. Er erhob daher das Tonnen-und Pfundgeld ohne ständische
Bewilligung, erzwang Gaben und Anlehen von den Unterthanen und verkaufte
Domänen und Monopolien ; und statt nach einer Beseitigung des spanischen Kriegs
zu trachten, ließ er sich durch den leichtfertigen Buckingham zu einem neuen
Krieg widerfrankreich bereden, angeblich zur Unterstützung derhuguenotten (§.609.),
eigentlich aber, weil der eitle Günstling an dem französischen Hofe Rache nehmen
wollte wegen einer von Richelieu ihm zugefügten Kränkung.
Als auch der Krieg gegen Frankreich einen unglücklichen Ausgang nahm
und englisches Blut und englische Ehre schmachvoll geopfert wurden, da
entstand in dem dritten Parlament ein so heftiger Sturm gegen Bucking-
ham, daß der König die von beiden Häusern ihm vorgelegte Bitte um
Recht (Petition ok right) als rechtsgültig anerkannte, um seinen Günstling
vor der gedrohten Anklage zu retten. — In dieser Bitte waren die alten Rechte
über persönliche Sicherheit und Unverletzbarkeit des Eigenthums so klar dar-
gethan, daß jede willkürliche Verhaftung von Parlamentsräthen, wie sie von
Jakob und Karl verhängt worden, und jede eigenmächtige Besteuerung künftig
als Eingriff in die Verfassung und Gesetze erscheinen mußte. Doch wurde das
Parlament nicht geschmeidig. Buckingham galt für die Ursache aller Leiden
des Volkes, seine Ermordung durch Felton konnte daher nicht blos als das
Werk der Privatrache, sondern auch als Wirkung der allgemeinen Aufregung
angesehen werden. Es war ein neuer Geist über das Volk gekommen; auch
das dritte Parlament wurde aufgelöst, nachdem es in einer stürmischen Sitzung
jede Erhebung eines Zolles für ungesetzmäßig und jeden, der ihn bezahle,
für einen Verräther erklärt. Neun Mitglieder, darunter Hollis, wurden
verhaftet.
h. 593. Strafford und Laud. Zu diesem Gewaltschritt war der
König vonthomas Went worth beredet worden, „den der Ehrgeiz ver-
lockt hatte, von scharfer Opposition im Unterhause in den königlichen Rath
überzutreten, und der nun raschen Schritts zum Statthalter von Irland und
zum Grafen Strafford stieg. Er war ein harter, aber kraftvoller Mann,
jetzt über alles beflissen, die Macht der Krone zu verstärken. Er wollte Un-
umschränktheit, aber zum Besten des Volks gebraucht." Darum rieth er dem
König den Versuch zu machen, ohne Parlament zu regieren und ging mit