1. Bd. 2
- S. 177
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die englische Thronumwälzung. 177
mentshaus zurückgeführt. Dieß hielt Karl nicht aus. Er begab sich nach
Pork und beschloß Krieg.
tz. 596. Bürgerkrieg (1642— 1646). — Qatti der König früher
durch Verletzung der Volksrechte gegründeten Anlaß zu Klagen gegeben, so
machte sich jetzt das Parlament einer gleichen Verletzung der Königsrechte
schuldig. Nicht zufrieden, die königliche Macht in die gesetzlichen Schranken
gewiesen zu haben, legte es sich die gesetzgebende Gewalt in Staat
und Kirche allein bei, und riß die ganze Regierungsgemalt an
sich, indem es die Ernennung und Absetzung der höhern Staatsbeamten und
Heerführer ansprach, die Einrichtungen der Land- und Seemacht seiner Zu-
stimmung unterwerfen und sogar die Erziehung und Vermählung der könig-
lichen Kinder von seiner Einwilligung abhängig machen wollte. Diese For-
derungen konnte der König nicht bewilligen. Er sammelte in Pork die ihm
ergebenen Mitglieder des Ober- und Unterhauses und die bewaffnete Kriegs-
macht um sich, indeß die Königin sich nach Holland flüchtete, um fremde
Hülfe anzusprechen. Da aber die ganze Streitmacht des Festlandes in dem
30jährigen Krieg verwendet war, so konnte keine Unterstützung erlangt wer-
den; und wo hätte dieselbe auch landen sollen, da alle Hafenstädte und die
ganze Seemacht sich in den Händen des Parlaments befanden? So begann
der Krieg mit sehr ungleichen Streitkräften. Denn während der König ohne
Geld war und sein Heer an Allem Mangel litt, besaß das Parlament nicht
nur alle öffentlichen Einnahmen, sondern ward auch durch Privat-Beiträge
reichlich unterstützt. Bei der ersten Aufforderung brachten die Familien ihr
Silbergeräth, die Weiber ihren Schmuck; und alle Steuern und Abgaben,
die man dem König hartnäckig bestritten, wurden dem Parlamente willig dar-
gereicht. Dennoch war Karls kleines, aus geübten Truppen bestehendes Heer
anfangs im Vortheil gegen die frischen Schaaren des Parlaments, mit denen
Graf Essex ins Feld zog. In zwei Treffen behielt die von Karls stürmi-
schem Neffen Ruprecht von der Pfalz geführte königliche Reiterei die Ober-
hand. Auch das zweite Jahr begann für das Parlament mit Verlusten, un-
ter denen der Fall des redlichen und tapfern John Hamden, in einem
Gefechte unweit Oxford, der empfindlichste war. Als aber Oliver Crom-
well, der puritanische Religionseiferer, aus seinen gottseligen Freunden
eine entschlossene Reiterschaar bildete, die ohne Rücksicht auf Menschen und
ohne Scheu vor den Mühseligkeiten und Gefahren des Kriegslebens für
Gottes Sache blind in die Schlacht gingen und das Parlament mit den
Schotten einen Bund schloß, in Folge dessen ihre fanatischen Truppen aber-
mals über die Grenze rückten, nahmen die Dinge eine andere Wendung.
In der Schlacht von Marftenmoor verlor Pfalzgraf Ruprecht durch
seinen kriegerischen Ungestüm ohne Voraussicht den Sieg an Cromwells fin-
ster blickende Schwadronen. 10,000 Royalisten deckten die Wahlstatt. Die
treue Stadt Pork siel in die Hände der Puritaner. Seitdem stand Cromwells
Weber, Geschichte. Ii. ö.aufl. 12
3. Juli
1644.