Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bd. 2 - S. 179

1854 - Leipzig : Engelmann
Die englische Thronumwälzung. 179 Eifer verschmähte weltliche Rücksicht. Das allgemeine Gebetbuch und die anglicanischeliturgie wurden sofort durch einen dem presbyterianischen nach- gebildeten Gottesdienst und das hierarchische Episcopalsyftem von der presbyte- rianischen Synodalversassung verdrängt; Bilder, Zierrath, Orgeln u. dergl. verschwanden aus der Kirche, die gemalten Fenster wurden eingeschlagen, Monu- mente, die als Träger des Aberglaubens und der Abgötterei gelten konnten, nie- dcrgerissen und die Feiertage verboten. Die von Laud entsetzten puritanischen Geistlichen traten ihre Stellen wieder an und hielten durch lange Predigten den Fanatismus wach, indeß der gefangene Erzbischof sein Leben auf dem Blutgerüste beschloß, und die anglicanischen Geistlichen, die der neuen Kirchenform nicht hul- digen und dem geistlichen Ornate nicht entsagen wollten, ihre Pfarreien verloren. Die früher mißhandelten Puritaner schwangen die Geißel der Verfolgung über die Nacken ihrer ehemaligen Verfolger und wurden aus Bedrückten Bedrücker. Die Erscheinungen blieben dieselben, aber die Spieler auf der Schaubühne des Lebens hatten ihre Rollen gewechselt. — Bald brach jedoch im Heerlager der Sieger selbst Zwiespalt aus. Die Independenten, die wegen ihres Enthu- siasmus, ihres Eifers und ihrer Energie bei dem Parlamente, dem Heere uno der Bürgerschaft immer mehr an Ansehen gewannen und nicht gewillt waren, die schwer errungene Freiheit und Unabhängigkeit einem fremden Kirchenregiment unterzuordnen, murrten, daß der kirchliche Despotismus nur eine andere Form angenommen und daß nun statt einiger wenigen Bischöfe eine Schaar presby- terianischer Geistlichen in den Synoden ihre Zwingherrschaft übten. Sie ver- langten, daß jede kirchliche Gemeinschaft gesetzgebendes Recht über Glauben, Cul- tus und Disciplin habe, daß alle Kirchengemeinden, die sich durch das freiwillige Zusammentreten gleichgesinnter Gläubigen bildeten, gleichberechtigt seien, und daß Niemand gezwungen werde, sein Gewissen unter eine allgemeine Vorschrift zu beugen, sondern daß Jedermann Gott nach eigenem Ermessen dienen möge; Ver- schiedenheit des Glaubens und Cultus müsse folglich gestattet und Toleranz eine heilige Pflicht sein. Geistige Freiheit, sowohl auf dem Gebiete der Religion als im Bereiche des Gedankens und des geschriebenen und gesprochenen Worts, war die mächtige Losung der Independenten. Aus Furcht über die zunehmende Macht der Independenten suchten die Presbyterianer im Parlament eine Versöhnung mit Karl. Allein die Unter- handlungen von Uxbridge scheiterten an der geforderten Abschaffung des Episcopats und der Uebertragung des Befehls über die Land- und Seemacht an das Unterhaus. Um so kühner erhoben die Independenten das Haupt. Sie setzten die Selbstentsagungsakte durch, nach welcher kein Mit- glied der beiden Häuser eine Befehlshaberstelle oder ein Amt bekleiden dürfe. Dadurch wurde Essex zur Niederlegung seiner Kriegswürde gezwungen und Fair fax, ein talentvoller, aber ganz von Cromwell geleiteter Feldherr, trat an die Spitze des Gesammtheers. Cromwell, das Haupt der Independenten, hatte die Selbstentsagungsakte am eifrigsten betrieben. Er begab sich zum Heer, um sein Commando in Fairfax' Hände niederzulegen. Aber dieser erklärte alsbald dem Parlamente: Cromwell sei unentbehrlich; nur Er könne die Reiterei führen;— denn wo Er mit seiner gottseligen Schaar im Namen des Herrn kämpfte, da war stets der Sieg. Das Parlament willigte ein und die Schlacht bei Naseby, wo der Rest der königlichenarmce zerstreut und 12* Januar 1645. Februar 1645. 14. Juni 1645.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer