1. Bd. 2
- S. 200
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
200 Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts.
(§. 602. c) wieder aufzuheben, sondern auch dem jungen Oranien ein Staatsgehalt anzu-
weisen, beschlossen jetzt, das Ansehen, das ihnen der vortheilhaste Friedensschluß gewährte,
zur Sicherstellung der republikanischen Verfassung in Holland anzuwenden. Das von den
1667. holländischen Ständen beschlossene ewige Edikt bestimmte, daß in Zukunft der Ober-
befehl über die Land- und Seemacht von der Statthalterschaft getrennt sein sollte; nur
unter dieser Bedingung dürfe die Statthalterschaft wieder ins Leben treten. Diesem Be-
schluß traten allmählich alle Provinzen bei.
tz. 614. Der holländische Krieg 1672—1679. Noch ehe die
Kriegserklärung an die Generalstaaten erlassen worden, hatte Ludwig Xiv.
das günstig gelegene Lothringen, dessen Herzog mit den Holländern im
Bunde war, in Besitz genommen, ohne Rücksicht auf Kaiser und Reich,
unter deren Schutz derselbe stand. Jetzt rückte der König selbst an der Spitze
eines wohlgerüsteten, von den trefflichsten Feldherrn (Condü, Türenne,
Bauban) geführten Heeres von 120,000 Mann durch das Gebiet des Kur-
fürsten von Köln (der sich von dem französisch gesinnten Domherrn Für-
stend er g zu einem Bündniß mit dem Reichsfeinde hatte verleiten lassen)
an den Rhein, erzwang, durch kölnische und m ünst er sch e Truppen ver-
stärkt, den berühmten Uebergang über den Rhein bei Tolhuis
(Zollhaus) und drang im reißenden Siegeszug in das Herz der General-
staaten. Da war Holland in Noth. Die Republikaner, die bisher den
Staat geleitet, waren mehr auf Hebung der Seemacht als auf Erhaltung
und Mehrung der Landheere bedacht gewesen, und wenn gleich der große
Kurfürst von Brandenburg, der Oheim des jungen Wilhelm von
Oranien, aus Besorgniß für seine clevischen Länder sich der bedrängten
Holländer annahm, mit richtigem Blick die Gefahr ermessend, die von Frank-
reichs Uebergewicht dem zerrissenen Deutschland drohte, so waren doch weder
seine noch die holländischen Truppen vermögend, die überlegene Streitmacht
der Feinde aufzuhalten. Lüttich, Utrecht und Ober-Pssel kamen in
die Gewalt der Feinde; französische Dragoner streiften bereits in der Provinz
Holland und näherten sich der Hauptstadt auf zwei Meilen; die erschreckten
Republikaner baten um Frieden, wurden aber nicht erhört. Hätte der Kö-
nig Conde's Vorschlag, sogleich auf Amsterdam loszugehen, angenom-
men, so wäre Holland verloren gewesen; Louvois' Rath, zuvor die Festun-
gen einzunehmen und durch Besatzungen zu sichern, schwächte die französische
Streitmacht und gab den Holländern Zeit sich zu fassen. Ludwig Xiv., der
nur nach dem Ruhm und Gewinn, nicht nach den Beschwerden eines Feld-
zugs Verlangen trug, eilte bald zu seinen Hoffesten, Schmeichlern und Buh-
lerinnen zurück, während in Holland die oranischepartei, nachdem sie
auf blutigem Wege zur Herrschaft gelangt, mit Energie zur Rettung des
Vaterlandes schritt.
Die Anhänger des Prinzen schoben die ganze Schuld des Unglücks auf die
Republikaner, klagten den Großpensionar de Witt des Einverständnisses mit
Frankreich an und erzeugten eine solche Aufregung unter dem Volk, daß dieses