1. Bd. 2
- S. 202
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
202 Ausgang des siebenzehnten Jahrhunderts.
Umstände eine andere Wendung nahmen. Um dieselbe Zeit nämlich, wo das
englische Parlament den König und sein Ministerium nöthigte, den durch
Tromps und de Ruyters Heldenmuth bisher zum Nachtheil Englands ge-
führten Seekrieg aufzugeben und gegen eine Entschädigungssumme Frieden
zu schließen, wurden die geistlichen Fürsten von Köln und Münster durch den
Reichstag zur Entsagung des französischen Bündnisses gezwungen und die
kaiserlichen Feldherren brachten durch dringende Vorstellungen den Kaiser zur
Entfernung des bestochenen Ministers Lobkowitz. Die Folgen waren bald
sichtbar. Die Franzosen sahen sich genöthigt, nach dem unglücklichen Treffen
^1675*1! Saßbach, wo Türenne durch eine Kanonenkugel getödtet ward, das
rechte Rheinufer, das sie vom Breisgau bis zum Neckar furchtbar verheert
hatten, zu verlassen und über den deutschen Strom zurückzukehren.
Der Fall des Marschalls Türe n n e war für Frankreich ein empfindlicherer Verlust
als die Niederlage selbst. Er galt für den eigentlichen Begründer der neuern auf umfassen-
den Plänen und künstlichen Märschen und Stellungen beruhenden Kriegskunst. Conde,
von Gichtleidcn geplagt, nahm gleichfalls feinen Abschied und starb zehn Jahre später auf
seinem Landgute, vom Hofe vergessen. Aber auch die Holländer verloren ihren siebenzig-
1676. jährigen Seehelden de Ru y ter in einer Seeschlacht bei Sicilien, als er das unter fran-
zösischem Schuhe von Spanien abgefallene Messina mit geringen Streitkräften
erobern sollte.
Kurz vor der Schlacht von Saßbach hatte Ludwig Xiv. die Schweden,
seine Verbündeten, bewogen, von Pommern aus in das brandenburgische Gebiet
einzufallen, um den großen Kurfürsten zum Abzug von der Rheinarmee zu ndthi-
gen. Aber ehe diefeinde die geringsteahnung hatten, erschien der thatkräftige
Fürst in der von den Schweden hart heimgesuchten Mark, besiegte die überrasch-
2i675m ten schwedischen Truppen in der glorreichen Schlacht von Fehrbellin und
eroberte Stettin und den größten Theil von Pommern, während die holländische
und dänische Flotte Rügen, Gothland u. a. Orte wegnahm. Diese Schlacht legte
den Grund zu Preußens Größe. — Von nun an zog sich der Krieg hauptsächlich
nach den Niederlanden, wo Wilhelm Hi., dem indessen die Statthalter-
schaft als erb li ch e Würd e seines Mannstamms verliehen worden, trotz
der französischen Uebcrmacht und des überlegenen Talents eines Luxem-
bourg, Crequi, Schömberg, Catinat u. A. mit Ehren das Feld
behauptete. Das barbarische System der Länderverwüstung, wodurch Lou-
vois die Feinde von einem Einfall in Frankreich abhalten wollte, wurde schon
jetzt an der Mosel und Saar angewendet. Als aber England Miene machte,
sich an das seit Wilhelms Iii. Vermählung mit der Tochter des Herzogs von
Pork (Karls Ii. Bruder), eng verbundene Holland anzuschließen und die
Zahl der Feinde Frankreichs zu vermehren, beschloß Ludwig, dem Kriege ein
Ende zu machen. Klug wußte aber die französische Staatskunst die Gegner
zu trennen, damit ihr König als Gebieter auftreten könne. Nachdem Hol-
1678. land, durch Zugeständnisse gewonnen, die Waffen niedergelegt und seine