1. Bd. 2
- S. 209
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
schlossene Waffenruhe benutzte die östreichische Regierung, besonders der den
Ungarn feindlich gesinnte Minister Lobkowitz, zur allmählichen Vernich-
tung der ungarischen Freiheiten und Rechte.
Eine von den mächtigsten Edelleuten Ungarns gebildete Verschwörung zur
Abwehr des von den östreichischen Beamten, Jesuiten und Soldaten geübten
Drucks gab dem Kaiser die gewünschte Gelegenheit, Ungarns Selbständigkeit zu
brechen. Nachdem die Häupter derselben aus dem Schaffet geblutet, erklärte ein
kaiserliches Edikt, daß die Gewalt des Throns unumschränkt sei und die Ungarn
fernerhin eine östreichische Kriegsmacht zu erhalten und die ihnen eigenmächtig
aufgelegten Steuern zu entrichten hatten. Ein harter, ungerechter Fremdling
ward als Haupt der neuen despotischen Militärregierung eingesetzt. Protestantische
Prediger wurden als Ruderknechte verkauft; die Bekenner des Evangeliums, „die
dem Preise des Abfalls, Bischofsstühlen, Hof- und Staatsamtern widerstanden,
ihrer Kirchen, ja ihrer Kinder beraubt."
Aber die Gewaltschritte weckten den Freiheitssinn und den Kriegsmuth
der Ungarn. Emmerich Tb ko li, ein thatkräftiger, talentvoller Edelmann,
dessen Güter eingezogen wurden, entfaltete die Fahne der Empörung. In
Kurzem stand ihm eine beträchtliche Streitmacht zu Gebote, mit der er das
östreichische Kriegsvolk aus Ungarn vertrieb. Ludwig Xiv. leistete ihm Bei-
stand, und die Pforte, die ihn als zinspflichtigen König von Ungarn aner-
kannte, trug zu seinem Schutz von Neuem den Krieg in das Herz von Oest-
reich. Mit einem Heere von 200,000 Mann rückte der Großvezier Kara
Mustapha sengend und brennend bis vor die Mauern Wiens. Der Hof
flüchtete sich nach Linz, Oestreichs Hauptstadt schien verloren. Aber der Hel-
denmuth der von dem entschlossenen Befehlshaber Rüdiger von Sta-
remberg geleiteten Bürgerschaft und die Ungeschicklichkeit der Osmanen im
Belagerungskrieg bewirkten, daß Wien 60 Tage lang allen Angriffen Trotz
bot, bis die von Karl von Lothringen befehligte Reichsarmee und ein
mit derselben vereinigtes polnisches Heer unter dem Heldenkönig Johann
Sobieski der bedrängten Stadt zu Hülfe kam. Eine blutige Schlacht unter
den Mauern Wiens entschied wider die Türken. Sie zogen eilig ab und
ließen unermeßliche Beute in den Händen der Sieger. Kara Mustapha
wurde auf Befehl des Sultans enthauptet, aber das Glück der Schlachten
blieb bei dem christlichen Heere. Karl von Lothringen eroberte eine ungarische
Stadt nach der andern, und als endlich auch Ofen, das die Türken
146 Jahre lang besessen, in die Gewalt der Oestreicher siel, glaubte Leo-
pold seinen lang gehegten Plan gegen Ungarn ausführen zu können. Das
Blutgericht von Eperies beraubte den Adel seiner unternehmendsten
Häupter und schreckte die Nation so, daß die Stände auf dem Reichstag
von Preß bürg in die Aufhebung d es Wah lkönigthums willigten
und das wichtige Recht, verfassungswidrigen Verordnungen
sich widersetzenzu dürfen, aufgaben.
Weber, Geschichte. 11. 6. A'ufl. 14
1670.
1671.
1674.
1681.
i. Setzt.
1683.
1687.