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1. Bd. 2 - S. 209

1854 - Leipzig : Engelmann
209 Das Zeitalter Ludwigs Xiv. schlossene Waffenruhe benutzte die östreichische Regierung, besonders der den Ungarn feindlich gesinnte Minister Lobkowitz, zur allmählichen Vernich- tung der ungarischen Freiheiten und Rechte. Eine von den mächtigsten Edelleuten Ungarns gebildete Verschwörung zur Abwehr des von den östreichischen Beamten, Jesuiten und Soldaten geübten Drucks gab dem Kaiser die gewünschte Gelegenheit, Ungarns Selbständigkeit zu brechen. Nachdem die Häupter derselben aus dem Schaffet geblutet, erklärte ein kaiserliches Edikt, daß die Gewalt des Throns unumschränkt sei und die Ungarn fernerhin eine östreichische Kriegsmacht zu erhalten und die ihnen eigenmächtig aufgelegten Steuern zu entrichten hatten. Ein harter, ungerechter Fremdling ward als Haupt der neuen despotischen Militärregierung eingesetzt. Protestantische Prediger wurden als Ruderknechte verkauft; die Bekenner des Evangeliums, „die dem Preise des Abfalls, Bischofsstühlen, Hof- und Staatsamtern widerstanden, ihrer Kirchen, ja ihrer Kinder beraubt." Aber die Gewaltschritte weckten den Freiheitssinn und den Kriegsmuth der Ungarn. Emmerich Tb ko li, ein thatkräftiger, talentvoller Edelmann, dessen Güter eingezogen wurden, entfaltete die Fahne der Empörung. In Kurzem stand ihm eine beträchtliche Streitmacht zu Gebote, mit der er das östreichische Kriegsvolk aus Ungarn vertrieb. Ludwig Xiv. leistete ihm Bei- stand, und die Pforte, die ihn als zinspflichtigen König von Ungarn aner- kannte, trug zu seinem Schutz von Neuem den Krieg in das Herz von Oest- reich. Mit einem Heere von 200,000 Mann rückte der Großvezier Kara Mustapha sengend und brennend bis vor die Mauern Wiens. Der Hof flüchtete sich nach Linz, Oestreichs Hauptstadt schien verloren. Aber der Hel- denmuth der von dem entschlossenen Befehlshaber Rüdiger von Sta- remberg geleiteten Bürgerschaft und die Ungeschicklichkeit der Osmanen im Belagerungskrieg bewirkten, daß Wien 60 Tage lang allen Angriffen Trotz bot, bis die von Karl von Lothringen befehligte Reichsarmee und ein mit derselben vereinigtes polnisches Heer unter dem Heldenkönig Johann Sobieski der bedrängten Stadt zu Hülfe kam. Eine blutige Schlacht unter den Mauern Wiens entschied wider die Türken. Sie zogen eilig ab und ließen unermeßliche Beute in den Händen der Sieger. Kara Mustapha wurde auf Befehl des Sultans enthauptet, aber das Glück der Schlachten blieb bei dem christlichen Heere. Karl von Lothringen eroberte eine ungarische Stadt nach der andern, und als endlich auch Ofen, das die Türken 146 Jahre lang besessen, in die Gewalt der Oestreicher siel, glaubte Leo- pold seinen lang gehegten Plan gegen Ungarn ausführen zu können. Das Blutgericht von Eperies beraubte den Adel seiner unternehmendsten Häupter und schreckte die Nation so, daß die Stände auf dem Reichstag von Preß bürg in die Aufhebung d es Wah lkönigthums willigten und das wichtige Recht, verfassungswidrigen Verordnungen sich widersetzenzu dürfen, aufgaben. Weber, Geschichte. 11. 6. A'ufl. 14 1670. 1671. 1674. 1681. i. Setzt. 1683. 1687.
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