1. Bd. 2
- S. 232
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
332
7. Sept.
1706.
1707.
1707.
11. Juli
1708.
Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.
Oberitalien, wo an Vendome's Stelle der Herzog von Orleans und
zwei andere Befehlshaber das aus 80,000 Mann bestehende französische
Heer anführten, ähnlichen Kriegsruhm zu erkämpfen. Er vereinigte sich
durch einen meisterhaften Marsch mit dem Herzog von Savoyen und brachte
dann mit weit geringern Streitkräften den Franzosen bei Turin eine solche
Niederlage bei, ldaß die große Armee vernichtet oder zerstreut ward und ganz
Oberitalien in die Gewalt der Sieger kam. Eugen's Ruhm erschallte weit
hin und sein Name blieb fortan im Munde des Volkes, das seine Thaten
in Liedern pries. Von Mailand aus wurde im nächsten Jahr das König-
reich Neapel durch einen einzigen leichten Feldzug für Karl von Oe st-
reich gewonnen. — Nur in Deutschland, wo an die Stelle des kurz
vorher gestorbenen Ludwig von Baden ein unfähiger Feldherr zum An-
führer des langsamen, zwieträchtigen und unschlüssigen Reichsheers ernannt
worden, behauptete der Marschall Villars das Feld. Raubend und
verwüstend durchzogen seine Truppen, von Straßburg aus, Schwaben und
Franken.
tz. 635. Frankreichs Demüthigung. Ludwig Xiv., an einem
glücklichen Ausgang des Kriegs verzweifelnd und die Noth seines erschöpf-
ten Reichs erwägend, wünschte nunmehr Frieden. Aber durch den Einfluß
Eugens und Marlb oroughs, die das Kriegsglück zu Frankreichs
Demüthigung benutzen wollten, wurden seine Anträge von England,
Holland und Oe streich zurückgewiesen. Umsonst hoffte Ludwig durch
neue Anstrengungen Frankreichs gesunkene Kriegsehre wieder herzustellen und
dann wie früher die Friedensbedingungen vorzuschreiben — der glänzende
Sieg Eugen's und Marlborough's bei Oudenarde an der Schelde
über das von zwieträchtigen Anführern befehligte Heer der Franzosen ver-
nichtete die letzte Hoffnung Ludwigs, und da eine durch strenge Winterkälte
verursachte Mißernte den gedrückten Landmann an den Bettelstab brachte
und die Minister eine Fortsetzung des Kriegs für unmöglich erklärten, mußte
der stolze Monarch sich zu den größten Demüthigungen bequemen. Man
verlangte von ihm die unbedingte Entsagung auf Spanien, Mailand,,
die Niederlande und die außereuropäischen Besitzungen, und
als er dazu bereit war und für seinen Enkel nur Neapel und Sicilien
ansprach, steigerte man die Forderungen, indem man nicht nur auf die Ab-
tretung der ganzen spanischen Monarchie, sondern auch des Elsasses mit
Straßburg bestand; selbst unter diesen Bedingungen würde Ludwig den
Frieden angenommen haben, hätten nicht die beiden Feldherren und der hol-
ländische Großpensionar Heinsius, der damals in den Generalstaaten
größere Macht besaß als der Statthalter Wilhelm Friso, endlich noch
die entehrende Forderung beigefügt: Ludwig solle seinen eigenen
Enkel aus Spanien vertreiben helfen. Dies schien dem französi-
schen Hof zu hart und der Krieg dauerte fort. Aber in der mörderischen