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1. Bd. 2 - S. 246

1854 - Leipzig : Engelmann
246 Erste Hälfte des achtzehnter: Jahrhunderts. wörtlich gemacht, bildeten das politische Leben; die Fortschritte der europäischen Cultur blieben der Nation fremd. Sie verharrte in dem mittelalterlichen Zu- stande mit strenger Scheidung der Stande, wahrend das übrige Europa einer Auflösung der Standesbegrenzungen und einer Verschmelzung der verschiedenen Volksklassen zustrebte. Der hohe Klerus theilte die Vorrechte des Adels, der niedere die Unwistenheit und den Aberglauben der Leibeigenen, die zahlreiche und schmutzige Judenschaft war im Besitz des Kleinhandels und der wenigen Gewerbe. §. 644. Karls Xii. Siegeszüge. Nach geschlossenem Bund rückte 1699. Friedrich August mit einem sächsischen Heer an die Grenze von Liev- land, wo die von Patkul geleitete Ritterschaft geneigt schien, die schwedi- sche Herrschaft abzuschütteln, und bedrohte Riga, indeß die Russen in Esth land einsielen und Narwa belagerten, und Friedrich Iv. von Däne- mark den Herzog von Holstein - Gottorp mit Krieg überzog. Aber wie er- staunte Europa, als der junge Schwedenkönig plötzlich einen raschen, leben- digen Geist und ein ausgezeichnetes Kriegstalent entwickelte. Entrüstet über 1700. das ungerechte Beginnen seiner Gegner setzte er schnell mit seinem tapfern Kriegsheer und einer durch englische und holländische Schiffe vermehrten Flotte nach der Insel Seeland über, schritt alsbald zur Belagerung von Kopenhagen und verbreitete solchen Schrecken unter den Dänen, daß König i8,Aug.friedrich nach wenigen Wocherp im Travendaler Frieden dem Bünd- nisse gegen Schweden entsagte'und den Herzog von Holstein zu entschädigen versprach. Die edle Mäßigung, womit Karl jeden eigenen Gewinn ver- schmähte, steigerte die Bewunderung für den jugendlichen Kriegshelden und die strenge Mannszucht seines Heeres erwarb ihm die Liebe der Völker. Jetzt richtete Karl seine Waffen wider die andern Gegner. Am 30. November schlug er mit 8000 Mann Schweden das zehnmal stärkere Heer der Rus- sen vor Narwa und erbeutete 105 Kanonen und anderes Kriegsgeräth. Die Gefangenen ließ er größtenteils laufen. Dann zog er über L iev land, wo die Sachsen seine Ankunft nicht abgewartet hatten, nach Kurland, zerstreute ein russisch-sächsisches Heer und bedrohte die Polen mit einem Kriege, wenn sie nicht ihren König absetzen würden. Die polnische Republik erklärte, daß sie Friedrich Augusts Einfall in Lievland weder gebilligt noch unterstützt hätte, wies aber die Anmuthung des Schwedenkönigs zurück und bat um Anerkennung ihrer neutralen Haltung. Allein Karl beharrte mit un- *. wandelbarem Starrsinn bei seinem Vorhaben, den Kurfürsten von Sachsen, 1701- der indessen seinen Bund mit dem Zaar erneuert hatte, der polnischen Krone zu berauben. Ohne sich auf Unterhandlungen mit ihm einzulassen, rückte er mit seinen schwedischen Truppen in Polen ein und stand in wenigen Tagen vor Warschau. Zitternd überreichte ihm die Bürgerschaft die Schlüssel der Sun. Hauptstadt und bezahlte die aufgelegte Kriegssteuer. Nach dem Siege bei Klissow über das sächsisch-polnische Heer nahm Karl auch von Krakau Besitz und verfolgte Hann seinen Gegner nach Polnisch-Preußen, alle Vor-
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