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1. Bd. 2 - S. 260

1854 - Leipzig : Engelmann
260 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Vater aus Laune besten beabsichtigte Vermahlung mit einer englischen Prinzessin, oder, wie es in andern Nachrichten heißt, mit Maria Theresia von Oestreich, nicht gestattete, mit einigen jungen Freunden den Plan faßte, sich durch die Flucht der väterlichen Gewalt zu entziehen. Eine Reise des Königs in die Rhein- gegenden schien eine günstige Gelegenheit zu bieten. Aber ein ausgefangener Brief Friedrichs an seinen Vertrauten, den Lieutenant von Katte, brachte das Ge- heimniß an den Tag. Der König schäumte vor Wuth. Er ließ den durch ein Kriegsgericht als Ausreißer zum Tode verurtheilten Kronprinzen auf die Festung Küstrin bringen und Katte vor besten Fenstern hinrichten; alle, von denen der König nur den leisesten Verdacht eines Einverständnisses mit seinem Sohne hatte, wurden von dem über die Verletzung seiner hausvnterlichen Autorität auf- gebrachten Monarchen schwer gezüchtigt. Friedrichs Schwester (die durch ihre Denkwürdigkeiten bekannte nachmalige Markgräsin von Bayreuth) erhielt als Mitwisserin Faustschläge ins Gesicht. Erst als Friedrich reumüthig des Vaters Vergebung anflehte und sich der Kaiser von Oestreich für ihn verwendete, wurde er aus der Festung entlasten, mußte aber noch einige Zeit auf der Domänen- kammer in Küstrin arbeiten, ehe ihm Uniform und Degen zurückgegeben wurden. Bald darauf erfolgte Friedrichs Vermählung mit einer Fürstentochter von Braunschweig - Bevern, allein sein Geist fand wenig Gefallen an den engen Schranken der Häuslichkeit; er sah seine Gemahlin selten, besonders seitdem ihm der Vater das Städtchen R Heinsberg überlassen, wo er fortan im Kreise geistreicher, gebildeter und freidenkender Freunde (wie Kaiserling, Jordan, Cha- zot, Fouquet u. A.) ein von Witz, Scherz und munterer Unterhaltung erheitertes und von ernsten und vielseitigen Studien gehobenes Leben führte. Er las die Werke der Alten in französischen Uebersetzungen und schöpfte daraus die edle Ruhmbegierde, an Großthaten und Geistesbildung den griechischen und römischen Helden nachzustreben; er bewunderte die französische Literatur und faßte für Voltaire eine solche Verehrung, daß er ihm die schmeichelhaftesten Briefe schrieb und den persönlichen Umgang eines so großen Geistes als das höchste Glück prieß; mit den bedeutendsten Gelehrten und Schriftstellern des In- und Auslandes trat er in brieflichen Verkehr. Kein Wunder, daß seine Thron- besteigung in ganz Europa als ein wichtiges Ereigniß angesehen ward, zumal da gleich seine ersten Handlungen den grom und freisinnigen Regenten beur- kundeten. Des Vaters kostspielige Riesengarde wurde abgeschafft und das Geld besser angewcn- det. Der Philosoph Wolf ward von Marburg nach Halle zurückberufen, weil in Fried- richs Staaten „Jeder nach seiner Fayon selig werden könne." V o ltaire besuchte den Kö- nig und nahm später sogar auf längere Zeit seinen Aufenthalt in Berlin; aber der persön- liche Umgang, der die eigennützige, selbstsüchtige und eitle Natur des Franzosen, so wie sein von Neid und Bosheit erfülltes Herz an's Licht brachte, benahm dem König viel von seiner frühern Bewunderung. Ein so spottsüchtigcr Mann wie Voltaire, der nie einen Witz oder eine» pikanten Einfall, wie verletzend sie auch sein mochten, unterdrücken konnte, war nicht zum Umgang mit einem Fürsten von ähnlicher Natur geschaffen. Besser eigneten sich dazu minder bedeutende Geister, wie der wegen seiner freigeistigen Denkungsart aus Frankreich verwiesene witzige Spötter Lamettrie und der materialistische Philosoph d'ar ge ns. Der französische Mathematiker Maupertuis wurde zum Präsidenten der von Friedrich wieder begünstigten Berliner Akademie der Wissenschaften ernannt. §. 655. Kirchliches. — a) Verfolgungen. Religio nswechsel. Vereinigungsversuche. — Die Bestimmungen des Westfälischen Friedens
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