1. Bd. 2
- S. 296
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das Revolutions-Zeitalter.
4. Juli
1776.
1776.
Herbst
1777.
15. Oft.
1777.
solchen Enthusiasmus für Freiheit und Demokratie, daß der junge,
reiche Marquis von Lafayelle und andere gleichgesinnte Edelleute in edler
Begeisterung übers Meer setzten, um Gut und Blut für den amerikanischen
Freiheitskampf zu wagen, durch welchen sie Rousseau's Ideale verwirklicht zu
sehen glaubten. Im Vertrauen auf diese in Frankreich herrschende Stim-
mung sprachen die Abgeordneten der 13 vereinigten Staaten die Unab-
hängigkeit der amerikanischenkolonien von England aus.
Diese von dem klugen amerikanischen Staatsmann Jefferson ausgearbei-
tete Unabhangigkeitserklarung stellte das Recht der Amerikaner in ein so helles
Licht, daß ihr Kampf in Europa allgemeine Theilnahme fand, daß sich aus ver-
schiedenen Landern freisinnige Männer ihrer Sache anschloffen (Kalb, Steu-
den, Kosciuszko, Laroche foucauld, die Brüder Lam eth, Rocham-
beau u. A. m.) und daß alle für Freiheit empfängliche Herzen dem Ausgange
eines Kriegs, den man als Kampf der Vernunft und Menschenrechte gegen ver-
jährte angemaßte Ansprüche betrachtete, erwartungsvoll entgegenschlugen.
Aber trotz dieser Sympathien, die selbst von den englischen Oppositions-
Häuptern Pitt, Fox u. A. getheilt wurden, und trotz der Anstrengung der
hochherzigen Führer des jungen Staats schien doch die Sache der Amerikaner
einen schlimmen Ausgang zu nehmen, als die englische Regierung Vertrage
mit mehreren deutschen Fürsten abschloß und ein großes Heer von Hessen,
Hannoveranern, Wald eckern u. a. auf schmähliche Weise durchwer-
der zusammengetriebenen und um Geld an England verkauften Deutschen
über das Meer geführt wurde, um ihre europäische Kriegskunst an den freien
Söhnen der neuen Welt zu erproben. Mit Mannschaft und Kriegsbedarf
aufs Beste versehen gelang es nunmehr dem englischen Feldherrn Ho w e sich
Neu-Porks zu bemächtigen und die Feinde aus den angrenzenden Provinzen
zu verdrängen, während andere Führer in Canada den Amerikanern, die
auch dieses Land zum Abfall zu bringen suchten und darum einige Truppen
dahin geschickt hatten, mit Glück widerstanden. Aber durch die Sorglosigkeit
Howe's, der im Winter seinen Vergnügungen nachging, glückte es dem wach-
samen Washington um Weihnachten unvermerkt über den gefrornen Dela-
ware zu setzen, eine Truppenabtheilung Hessen (bei Trenton) gefangen zu
nehmen und die Engländer (bei Princetown) zu schlagen. Die dadurch er-
langten Vortheile gingen zwar wieder verloren, indem Washington von dem
wackern englischen General Corn wa l lis am Flusse Bran dp wi ne be-
siegt und dann Philadelphia eingenommen wurde; aber die bald darauf
erfolgte Capitulation vor Saratoga, wodurch 7000 Mann englische
Truppen, die bisher unter Bourgoyne in Canada einen höchst beschwerlichen
Feldzug gemacht, nebst dem ganzen Kriegsvorrath in die Gewalt des ameri-
kanischen Generals Gates sielen, änderte die Lage der Dinge so sehr zum
Vortheil des jungen Freistaats, daß jetzt die Franzosen, welche die wachsende
Blüthe der englischen Colonien schon längst mit Neid und Aerger betrachtet