1. Bd. 2
- S. 383
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Consulat.
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Oestreichern übergeben worden und diese demnach im Besitz des ganzen Lan- 4. Juni,
des waren. Dieser Zustand änderte sich jedoch bald. Fünftage nach Genua's
Fall erlitten die Oestreicher bei Montebello (durch Lannes'tapferkeit) 9-Sun»,
eine Niederlage und kurz nachher wurde unweit Alessandria die Schlacht von
Marengo geliefert, wo die Oestreicher unter Me las anfangs siegten, aber^-Zuni.
bei Erneuerung des Treffens durch den kurz zuvor aus Aegypten zurück-
gekehrten Desaix vollständig geschlagen wurden. Desaix, einer der edelsten
und größten Männer der Revolutionszeit, starb bei Marengo den Helden-
tod; ihm und dem jungen Kellermann war dieser Sieg, dessen Preis die
Wiedereroberung der Lombardei war, hauptsächlich zuzuschreiben. — Gleich-
zeitig war eine Armee unter Moreau, Lecourbe u. A. in Schwaben und
Bayern eingedrungen, hatte die Oestreicher bei M öskirch und auf dem
berühmten Schlachtfelde von H öchstädt und B lend h eim (§. 632.) zu- 19-Suni-
rückgeschlagen und zu dem Waffenstillstand von Parsdorf genöthigt, deris.juli,
den Süden von Deutschland den Franzosen eben so völlig preis gab, wie der
nach der Schlacht von Marengo abgeschlossene Vertrag von Alessan-
dria Italien. (Auf diesem Zuge siel der tapfere Latour d'auv ergn e,
der „erste Grenadier von Frankreich.") Da jedoch das Wlener Kabinet Beden-
ken trug, ohne England einen Frieden einzugehen, so wurde der Krieg bald
wieder erneuert. Aber der glorreiche Zug Macdonalds undmoncey's über
die mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Graubündtner Alpen und Moreau's
glänzender Sieg in der blutigen Schlacht von Hohenlinden, der den Fran- 3-®ef-
zosen den Weg nach Wien öffnete, nöthigte die Oestreicher, in dem Frieden y*.
von Lüneville die in Campo Formio eingegangenen Bedingungen anzuneh-
men und den Thalweg der Etsch und des Rheins als die Grenzen
des französischen Reichs anzuerkennen. Die Bildung einer italienischen
Republik unter Bonaparte's Präsidentschaft und die Bestimmung, daß die
zu Verlust gekommenen deutschen Fürsten und Reichsstädte durch säculari-
sirte Kirchengüter und aufgehobene Reichsstädte auf der rech-
ten Seite des Rheins entschädigt werden sollten, waren die folgenreichsten
Artikel des Friedens von Lüneville.
Aus dcr cisalpinischen Republik wurde eine italienische Republik, deren nach
Lyon berufene und von Talleyrand schlau geleitete Vertreter (Consulta) Bonaparte zum
Präsidenten wählten und ihm die Regierungsgewalt gänzlich anheimgaben.
Die g ese tz geb e n d e Ma ch t wurde einem aus verschiedenen Ständen gewählten Rath
und dessen Ausschüssen (Staats-Consulta) übertragen. — Die Unterhaltung eines großen
Heeres für den Dienst Frankreichs war eine drückende Last, wofür jedoch eine mäßige
Preßfreiheit und Theilnahme an dem öffentlichen Staatsleben einigen Ersatz gewährte.
Die Italiener, die von römischer Freiheit und Rcpublikanismus geträumt, krochen bald im
Staube vor dem neuen Machthaber, der in Mailand zum ersten Mal wieder die Messe be-
suchte, als Einleitung zum Abschluß des Concor dats. — Toscana wurde zu einem
Königreich Etrurien umgeschaffen und dem spanisch-b ourbonisch en Herzog
vonparma Ludwig I. übergeben, auf den zwei Jahre später sein unmündiger Sohn
Karl Ludwig unter dcr Vormundschaft seiner Mutter Marie Louise von Spanien folgte,