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1. Bd. 2 - S. 391

1854 - Leipzig : Engelmann
Das französische Kaiserreich. 391 recht des Bauern an den Grund und Boden, machte den Druck erträglicher. Wohl war das Conscriptionsgesetz wahrend der blutigen Kriege eine schwere Auchtruthe und die directen und indirecten Steuern (Oioits reunis) eine große Last, aber dennoch mehrte sich die Bevölkerung und der Wohlstand, weil der gemeine Mann ein Eigenthum besaß und das Gefühl persönlicher Freiheit ihn zur Thatigkcit anspornte. Wohl war die drückende Continentalsperre, wodurch der englische Handel ruinirt werden sollte, eine harte Plage, die das unsittliche Gegengift eines großartigen Schleichhandels nothwendig machte — aber im Innern des mächtigen Kaiserreichs blühte der Handel ohne hem- mende Schranken und an Geld war Uebersiuß. Die Industrie schritt mit Riesen- schritten voran, bürgerliche Künste nahmen einen gewaltigen Aufschwung, Ge- werbschulen bildeten Handwerker, die bei dem allgemeinen Wohlstand prospe- rirten und wohlhabend wurden. Die praktischen Wissenschaften fanden Schutz und Beförderung und erreichten eine hohe Blüthe, und selbst Poesie und drama- tische Kunst ermangelten nicht der Aufmunterung, wenn gleich Frau von Stack, die Dichterin der Corinna, aus Paris verbannt ward. Großartige Straßen, wie die über die Alpen, Kanäle, Brücken und Anlagen aller Art sind noch heut zu Tage sprechende Denkmale der rastlosen Thätigkeit dieses merkwürdigen Man- nes. In Paris erhoben sich glänzende Paläste, majestätische Brücken und herr- liche Straßen; im Louvre war Alles vereinigt, was die Kunst irgendwo Großes und Herrliches geschaffen hatte, die französische Hauptstadt prangte in nie gesehe- ner Pracht. Der Ruhm, der von dem Kaiser der Nation verliehen wurde, machte dieser jedes Joch leicht; sie vergaß, daß unter dem Geräusche der Waffen und unter dem Schall der Trompeten die Sprache der Freiheit verhallte und daß der hochtrabende Ton der Schlachtberichte (Bulletins) und die Prunkreden des Senats und des gesetzgebenden Körpers Wahrheit und Aufrichtigkeit vertilgten. 3. Der dritte Coalitionskrieg. §.746. Die neue Coalition. Während die Engländer den Wieder- ausbruch des Kriegs mit Frankreich benutzten, um holländische und franzö- sische Schiffe unerwartet wegzunehmen, ließ Bonaparte seine Truppen unter Mortier an die Weser rücken, um das dem englischen Könige zugehörende Kurfürstenthum Hannover zu besetzen. Volk und Heer waren entschlossen, Gut und Blut an die Vertheidigung des Vaterlandes zu setzen, aber der selbstsüchtige Adel und die feige Beamtenwelt zogen eine schmachvolle Capitu- lation , die das ganze Land bis an die Elbe den Franzosen preis gab, einem ehrenvollen, möglicherweise mit Verlusten verbundenen Kampfe vor. Knir- schend mußte sich die tapfere Armee zuerst über die Elbe ins Lauenburgische zurückziehen und dann in die von der mattherzigen Regierung befohlene Auflösung willigen. Waffen, Kriegsvorräthe und treffliche Pferde kamen in die Hände der Franzosen, die nunmehr das Land mit ihren Truppen besetzten und durch Kriegssteuern und Lieferungen aussogen. Viele von Muth und Ehrgefühl erfüllte und von Vaterlandsliebe beseelte Männer flüchteten sich nach England, wo sie in die Reihen der „deutschen Legion" traten und die angestammte Tapferkeit in manchen Gefechten fern von der Heimath be- währten. Mai 1803.
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