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1. Bd. 2 - S. 392

1854 - Leipzig : Engelmann
392 Napoleon Bonaparte's Machtherrschast. Die drohende Haltung, die Napoleon von Hannover aus gegen den ganzen Norden annahm, verbunden mit seinen gewaltthatigen Uebergriffen in Italien, trugen dazu bei, das schon seit der Ermordung Enghiens erkaltete Bündniß zwi- schen dem französischen und russischen Kaiser vollends zu zerreißen. Als daher Pitt, durchdrungen von der Ansicht, daß für England und Europa keine Ruhe bestehen könne, so lange die alle historischen Rechte und alles Staatswesen gefähr- denden Ideen der Revolution in Frankreich Geltung hätten und von einem despo- tischen, allezeit schlagfertigen Soldatenkaiser aufrecht erhalten würden, den von Napoleon nach Errichtung des Kaiserreichs abermals angebotenen Frieden zurück- wies und mit Rußland über den Abschluß einer neuen Eoalition Unterhandlun- gen anknüpste, fand er eine günstige Stimmung. Kaiser Alexander, besorgt und eifersüchtig über Napoleons wachsende Macht in Italien (wo er sich durch eine nach Paris berufene Consulta zum König von Italien erklären und in Mai- Irtiib mit der eisernen Krone der Lombarden feierlich krönen ließ*), in Deutsch- land (wo bei den Entschädigungsverhandlungen keine russischen Gesandten zuge- lasien wurden), in Spanien (das durch einen neuen Vertrag sich zur Lieferung von Schiffen und zur Entrichtung jährlicher Subsidien an Frankreich verpflich- tete) und in Holland (wo der wackere Schimmelpennink gegen seinen Willen zur Errichtung einer monarchischen Verfaffung behülflich sein mußte (§. 747. 2), und gereizt durch mancherlei Kränkungen, die der französische Kaiser in seiner Heftigkeit dem russischen Gesandten in Paris zugefügt, schloß mit England ein Bündniß, um Europa vor Napoleons Herrschsucht und Ländergier sicher zu stel- len und Frankreich in seine frühem Grenzen zurückzudrängen. Bald trat Oest- isoö' reich und wenige Wochen später Schweden bei, und auch Neapel wurde leicht zum Anschluß gebracht, als eine englisch - russische Flotte an der campani- schen Küste erschien. England bezahlte mit Subsidiengeldern die Vortheile, die es durch die Coalition zu gewinnen hoffte. Preußen dagegen blieb neutral, so sehr auch die kriegerisch gesinnte Partei, die hochherzige Königin Luise und den lapfern aber sittenlosen Prinzen Ludwig Ferdinand an der Spitze, den fried- liebenden, unentschlossenen König zum Anschluß an die Coalition zu bewegen bemüht war, nahm jedoch eine zweideutige, drohende Haltung an, die den französischen Machthaber beleidigte, ohne ihm zu schaden. Ein zwischen dem König und dem Staatsministerium stehendes Kabinet, worin die französisch ge- sinnten, alles vaterländischen Gefühls ermangelnden Kabinetsräthe Haugwitz und Lombard und der eingebildete beschränkte Beyme herrschten, besaßen des Königs Vertrauen und übten einen verderblichen Einfluß. Eine Denkschrift des Freiherrn von Stein, der damals die Stelle eines Ministers über Zoll-, Handel-und'banksachen bekleidete und den König durch eine „Darstellung der fehlerhaften Organisation des Kabinets und der Nothwendigkeit der Bildung einer Ministerialconferenz" zur Entlassung seiner Räthe und zur Aenderung seiner Politik zu bewegen suchte, blieb vorerst ohne Erfolg. *) Ja Italien wurde nicht nur die i ta l i e n i s ch e R e p u b l i k in ein K ö n i g r e i ch Italien umgewandelt und als Stellvertreter des Kaisers sein Stiefsohn Eugen Beauharnais zum V icek ö nig eingesetzt, sondern Napoleon vergrößerte dasselbe auch durch Beifügung von Parma (welches die andern Mächte dem König von Sardinien als Ersatz für Piemont geben wollten), verlieh die zur engbegränzten Aristokratie cinge- 1803. schrumpfte Republik Lucca mit Piombin o und einigen umliegenden Orten seiner als Gönnerin der Gelehrten und romantischen Dichter gepriesenen Schwester Elisa und ihrem korsischen Gemahl Bacciochi als erbliches Fürstenthum, bis sie später, als auch 1800. Hetrurien (Toscana) mit Frankreich vereinigt ward, die Verwaltung dieses Landes
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