1. Bd. 2
- S. 393
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Das französische Kaiserreich.
erhielten. In Lucca blieb die Regierung Elisa's und ihres Gemahls in gutem Andenken.
Sie war voll Thätigkeit und guten Willens. Der Code Napoleon wurde eingeführt, die
Wohlthätigkeitsanstalten und Gefängnisse, das Erziehungswesen der höhern Stände wie
die Elementarschulen für das Volk und namentlich die Landgemeinden, Ackerbau und Ge-
werbe erfreuten sich gleichmäßiger Beachtung und verständiger Umgestaltungen. Besondere
Aufmerksamkeit ward dem Straßen- und Wasserbauwesen zu Theil; die reizenden Anlagen
im Thal der Lima bei den luchesischen Bädern entstanden damals; die Stadt verdankt
dieser Zeit und Regierung unendliche Verschönerungen. Elise verfocht die Interessen ihres
Landes gegen die französischen Anmaßungen und gegen die Machtgebote ihres kaiserl.
Bruders. — Auch der römische Fürst Borghese, der zweite Gemahl der schönen, leicht-
fertigen Pauline (Leclercs Wittwe), erhielt bedeutende Länderstrecken; und Genua
wurde gezwungen, um Einverleibung der Republik Lig urien mit Frankreich zu bitten.
Piemont, auf dcssen Rückerstattung an den ehemaligen Besitzer der Kaiser von Rußland
fortwährend gedrungen, blieb bei dem Kaiserreich.
tz. 747. Austerlitz. Wahrend die Aufmerksamkeit von ganz Europa
nach der Westküste von Frankreich gerichtet war, wo Napoleon Schiffe aller
Art mit großer Thatigkeit ausrüsten ließ und ein großartiges Heerlager in
Boulogne sammelte, um, wie man glaubte, eine Landung an der engli-
schen Küste zu linternehmen, traf er in aller Stille seine Anstalten zu dem
denkwürdigen Feldzug von 1805. Nie strahlte Napoleons Feldherrntalent
und militärisches Genie in glänzenderm Licht, als bei dem mit raschem Geist
und richtigem Blick entworfenen und mit Schnelligkeit und Glück ausgeführ-
ten Plane dieses Kriegszugs. Des Beistandes der meisten süddeutschen Für-
sten versichert, setzte Napoleon im Herbste mit sieben von den erfahrensten
Feldherren, wie Ney, Lannes, Marmont, Soult, Mürat u. A.
befehligten und aus den geübtesten Truppen bestehenden Heerabtheilungen
über den Rhein, um den in Bayern eingerückten Oeftreichern entgegen zu
ziehen. Jndeß Bernadotte, um sich mit den Bayern zu verbinden, ohne
Rücksicht auf Preußens Neutralität durch das Gebiet der Brandenbur-
gischen Markgrafschaft Anspach nach der Isar vordrang und da-
durch den schwankenden Friedrich Wilhelm Iii., der sich bisher bald den
Franzosen bald dem ihm persönlich befreundeten Kaiser von Rußland ge-
nähert, so beleidigte, daß sich dieser zur Unrechten Zeit zum Anschluß an die
Coalition entschloß, rückte Napoleon in Schwaben ein. Die Kurfürsten von
Baden, Würtemberg und Bayern verstärkten mit ihren Truppen die Heere
des übermächtigen Feindes, von dessen Gunst sie eben so viel zu hoffen als
von seinem Zorn zu fürchten hatten. Aehnliches thaten die Herzoge von
Hessen, Nassau u. A. Nach dem glücklichen Treffen, das Ney bei
Elchingen bestand, wurde der östreichische Obergeneral Mack in Ulm
eingeschlossen und von dem Hauptheer abgeschnitten. Rathlos und an aller
Rettung verzweifelnd knüpfte der unfähige, von muthlosen Edelleuten um-
gebene Feldherr mit dem Sieger Unterhandlungen an, welche die schmach-
volle Capitulation von Ulm zur Folge hatten. Durch diesen ehrlosen Ver-so. Oct.
trag geriethen 33,000 Oestreicher, darunter 18 Generäle, in Kriegsgefangen-