1. Bd. 2
- S. 396
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Nov.
1807.
1809.
27. Dec.
396 Napoleon Bonaparte's Machtherrschaft.
nachher zum Gro ß h erz og th um erhoben, erhielt eine neue Vergrößerung durch den
östreichisch en Breisgau, die Stadt Con sta nz und andere Gebietstheile. Unter
bemalten trefflichen Karl Friedrich gelangte das Großherzogthum zu hoher Blüthc.
Der Universität Heidelberg ward der frühere Glanz zurückgegeben, den sie im
l8. Jahrhundert verloren hatte; das fra n z ö sisch e G e setz b u ch verdrängte die ver-
schiedenartigen Territorialrechte; Gewerbe, Industrie und Ackerbau fanden Aufmunterung.
Sein Enkel Karl wurde mit der von Napoleon adoptirten Stephanie Beauhar-
nais, einer Nichte der Kaiserin Josephine, vermählt. Die den Preußen abgetrotzten
Clevesch en La n de mit Wesel wurden nebst dem von Bayern abgetretenen Herzog-
thum Berg zu einem Großherzogthum umgewandelt und dem Schwager Na-
poleons Joachim Mürat übergeben, nach dessen Erhebung auf den Thron von Neapel
dieses Gebiet theils an Frankreich kam, theils dem unmündigen Sohne Ludwig Bonapar-
te's zugewiesen wurde. Am 25. März 1806 hielt der prachtliebende Reitersührer seinen
glänzenden Einzug in Düsseldorf. Das schweizerische W elf ch-N eu cn bürg (Neuscha-
tel mit Balengin), dessen Bürgerschaft einst (1707) den König von Preußen, als Erben
des Hauses Oranien, zum Fürsten gewählt, (eine Wahl, die von dem Utrechter Frie-
densvertrag gutgeheißen worden, §. 636.) wurde dem Marschall Bcrthier verliehen. —
Für das an Oestreich gefallene Erzstift S alzb urg erhielt der frühere Großherzog von
Toskana, Bruder des östreichischen Kaisers, das Fürstcnthum Würzburg.
2. Holland. Holland, von dem ehrenhaften und vaterländischen Rath spensi o-
n ar i us Sch imm e lp en nin k bisher musterhaft regiert, wurde durch Napoleons
Ränke und Drohungen dahin gebracht, daß es sich einen Napoleonidcn als König erbat.
Der französische Kaiser bestimmte dazu seinen mit Hortense Beauharnais ver-
mählten Bruder Ludwig Bonaparte. Schimmelpcnnink, der die Umwandlung Hollands
in eine conftitutionelle Erbmonarchie umsonst zu hindern gesucht, dankte ab. Die Bestim-
mung, daß nur gcbornen Holländern die Staatsämter übertragen werden sollten, ward
wenig geachtet. Im Juni 1806 zog Ludwig in sein neues Königreich ein.
3. Italien. Das Streben Napoleons, gleich Karl dem Großen eine Universalmon-
archie zu gründen und alle europäischen Staaten von Frankreich abhängig zu machen, die
Kronen als Erblehen seinen Verwandten zu übertragen und die nach französischem Fuße
eingerichtete Staatsverwaltung und Rechtspflege durch Franzosen oder französisch gesinnte
Eingeborne leiten zu lassen, kam am deutlichsten in Italien zum Vorschein. Hier wurde
nicht blos das den Ocstreichcrn entrissene venetianische Gebiet mit dem König-
reich Italien verbunden und dem B i c e k ö n i g Eugen und seinen französischen Rath-
gebern untergeordnet; sondern Napoleons Schwestern Elisa und Pauline erlangten
Erweiterungen ihrer Ländcrgebiete (jene Massa und Carrara). Bald hernach wurde auch
das zum Königreich Etrurien erhobene Toscana, dem französischen Kaiserreich
beigefügt und in drei Departemente getheilt. Marie Luise von Spanien, Vormünderin
ihres Sohnes Karl Ludwig verlor Toscana wieder, das man ihr früher als Ersatz für das
entrissene Parma verliehen hatte (§. 740). Statt eines in Aussicht gestellten neuen Kö-
nigreichs in Portugal (§. 754) erhielt sie ein Kloster zum Kerker angewiesen. Zwei Jahre
später wurde Elise Bacciochi, Napoleons Schwester, bisher Herzogin von Lucca, als
Regentin eingesetzt, war aber eigentlich nur Statthalterin des Kaisers. — Das König-
reich Neapel wurde an Joseph Bonaparte unter des Kaisers Oberlehnshcrrlichkeit
verliehen. Die Königin Karolinc, die ihren Groll gegen die Franzosen und deren
Machthaber nicht ersticken konnte, hatte beim Wiederausbruch des Kriegs, gegen den mit
Napoleon eingegangenen Vertrag, eine russisch-englische Flotte landen lassen und die
gelandeten Truppen mit Freuden ausgenommen. Da Unterzeichnete, am Tag nach dem
Abschluß des Preßburger Friedens, Napoleon in Schönbrunn das Dekret, das die berüch-
tigte Formel enthielt: „Die Dynastie der Bourbonen in Neapel hat aus-