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1. Bd. 2 - S. 440

1854 - Leipzig : Engelmann
440 Auflösung des Kaiserreichs und Begründung neuer Zustände. Aber Mürat fühlte bald das Unnatürliche dieses Verfahrens; er führte den Krieg lau und kam mit sich selbst in Zwiespalt; der Friede seines Innern war dahin und der Argwohn seiner Feinde wach. Seinem geraden militärischen Sinn wi- derstrebte ein solcher Verrath der gemeinschaftlichen Sache. Napoleons Landung und Siegeszug war für ihn das Signal zu einer neuen Schilderhebung. Umsonst warnte ihn der Kaiser vor übereilten Schritten; wie einst die Königin Karoline konnte auch er nicht abwarten, wie sich die Dinge gestalten würden. Er erklärte an Oestreich den Krieg und rief die Völker Italiens zu den Waffen, um die Ein- »3^'vheit uni) Unabhängigkeit des schönen Apenninenlandes zu begründen. Die 'i8i5.^ S ch l a ch t von Tolentino entschied wider ihn; sein Heer löste sich auf und wahrend er als Flüchtling nach dem südlichen Frankreich eilte, zogen die Oestrei- cher in seine Hauptstadt ein und gaben den erledigten Thron dem frühern Besitzer Ferdinand zurück. Mürats Gemahlin und Kinder fanden Schutz bei dem Kaiser von Oestreich. Nach der Schlacht von Waterloo irrte Mürat eine Zeit- lang an der französischen Südküste umher, nur mühsam sich vor den Nachstellun- gen der Bourbonen verbergend. Endlich entkam er nach Corsika und unternahm von da aus mit einigen Anhängern eine Landung in Calabrien, um das Volk zum Aufstand gegen Ferdinand zu bewegen. Aber er wurde mit seinen wenigen Begleitern leicht überwältigt und büßte sein Unternehmen mit dem Tode. Am 15. October 1815 wurde Joachim Mürat, der durch Kriegsmuth und Glück vom Sohne eines Gastwirths zum König des schönsten Landes emporgestiegen, zu Pizzo erschoffen. Er starb als tapferer Soldat mit Muth und Standhaftigkeit. §. 777. Waterloo. Ueber eine halbe Million Krieger setzten die europäischen Machte wider den geachteten Usurpator in Bewegung. Noch ehe diese alle ausgezogen waren, rückte Napoleon, nach Eröffnung der 7.Zuni. Kammern in Paris, mit den Soldaten, die ihm von allen Seiten zm strömten, in die Niederlande vor, um den dort versammelten Heeren Blüchers und Wellingtons die Spitze zu bieten. Der Anfang des Feld- i6.Juni.zugs war den Franzosen günstig. Bei Ligny wurden die Preußen nach dem tapfersten Widerstand zurückgedrängt, wahrend Ney bei Qu aire b ras dem aus Engländern, Holländern, Hannoveranern u.a. zusammengesetzten Heere Wellingtons mit Erfolg widerstand. Dort wurde Blücher verwundet, hier fand der ritterliche Herzog Wilhelm von Braunschweig (tz. 762.) den Tod. Auch am entscheidenden Tage schwankte lange der Sieg. Erst als die Preußen im rechten Momente dem bedrängten Heere Wellingtons zu Hülfe kamen, indeß der von Napoleon zur Verfolgung Blüchers abgeschickte Marfchall G rouchy sich vom Kampfplatz fern hielt, wurden die Franzosen, trotz der heldenmüthigften Tapferkeit der alten Krieger, in der Schlacht von i». Juni. Belle-Alliance oder Waterloo gänzlich besiegt. Furchtbar war der Kampf auf der Höhe von Mont St. Jean, wornach die Franzosen die Schlacht benennen, und die Worte, die man später dem General Cam b ro nn e in den Mund gelegt hat: „Die Garde stirbt, aber ergiebt sich nicht!" blieben bei der Nation in ehrendem Andenken, indeß die Schmach, die B o u r m o n t durch seinen Verrath und Grouchy durch seine zweideutige Haltung auf sich luden, durch keine Schutzreden getilgt werden konnte. — Bleich und verwirrt
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