1. Bd. 2
- S. 468
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
17. Juni
1826.
20. Och
1827.
1828.
20.-22.
Juli
1829.
14. Sept.
1829.
13 Aug,
1831.
7. Mai
1832.
1834.
468 Die Zeit des heiligen Bundes.
zumal als um dieselbe Zeit die blutige Vernichtung der trotzigen Ju-
ni t sch a ren m a cht, wobei 15/000 Moslimen eines gewaltsamen Todes star-
den, das civilisirte Europa mit Entsetzen über die Unmenschlichkeit der Türken
erfüllte. Aus Eannings Antrag schlossen daher die drei Machte einen Vertrag,
daß sie durch gemeinschaftliche Maßregeln die Pforte zu einer beschränkten Frei-
lassung der Griechen bewegen wollten. Eine vereinte Bundesflotte erschien nun-
mehr in den Gewässern Morea's und verlangte von Ibrahim die Räumung der
Halbinsel; als diese zurückgewiesen ward, erfolgte die Seeschlacht von
Nava rin, wo die türkisch-ägyptische Flotte von der europäischen Seemacht
vernichtet wurde. Diese Entscheidung kam so rasch, daß die verbündeten Regie-
rungen über das „unerwartete Ereigniß" in Bestürzung geriethen. Darum blieb
auch die Schlacht von Navarin ohne Folgen, die öffentliche Stimme in dem für
seinen Handel besorgten England war so sehr gegen einen offenen Krieg mit der
Pforte, daß nach Eannings Tod das englische Cabinet sich dem türkischen In-
teresse wieder günstiger zeigte und von weitern Feindseligkeiten abstand. Da-
durch ermuthigt beharrte der standhafte, grimmige Sultan Mahmud auf sei-
nem Vorsatz, Griechenland nicht frei zu geben, und benahm sich den Russen ge-
genüber so trotzig, daß diese ihm den Krieg erklärten. Dies hob die Hoffnungen
der Griechen. Während die Macht der Osmanen aus Livadien in die Donau-
länder ziehen mußte, wurde Ibrahim endlich durch die französische Flotte zur
Räumung Morea's gebracht, worauf Capo d'jftria aus Corfú zum Präsi-
denten des griechischen Staats eingesetzt ward. Die kühnen Kriegsthaten der
Russen, die unter Diebitsch (Sabalkanski) den Balkan überstiegen und
erobernd bis nach Adrianopel vordrangen, nöthigten endlich die Pforte, die Ver-
mittlungsvorschlage der andern Mächte anzunehmen und im Frieden von
Adrianopel den Russen die Schifffahrt auf der Donau und in den Darda-
nellen und das Protectorat über Servien, Walachei und Moldau zu gewahren,
und die Unabhängigkeit der Griechen anzuerkennen. Aber lange konnte man sich
über die Grenzen nicht vereinigen und es drohte eine neue Schilderhebung (wo-
bei der Admiral Mi a u lis die griechische Flotte in die Luft sprengte, um sie
nicht in fremde Hände kommen zu lassen). Dies bewog endlich die Londoner
Conferenz, die Grenzen zu erweitern und aus den für unabhängig erklärten Ter-
ritorien (Moren, Livadien, einem Theil von Thessalien, Euböa und den Cycla-
den) ein constitutionelles Königreich zu bilden, über welches (da mittlerweile der
eigennützige Capo d'jstria von den Brüdern Mau r o mi ch a li ermordet worden)
Otto l. aus dem bayerischen Fürstenhaus als König eingesetzt ward.
Die abendländischen Völker, die in ihrer Begeisterung für Griechenlands Wieder-
belebung die Verdrängung der christenfeindlichen Osmanen aus Europa erwartet
hatten, fühlten sich über diesen ungenügendenausgang getäuscht. Selbst Samos
kam wieder in die Hände der Türken.
6. Die belgische Revolution und Polens Erhebung.
§. 799. Niederlande. Mühsam hatte die heilige Allianz 15 Jahre lang
den auf dem Wiener Congreß geschaffenen Zustand aufrecht erhalten. Da erregte
die Kunde von der Pariser Ju lirev o luti on in den Herzen aller Unzufrie-
denen und Gedrückten das Verlangen und die Hoffnung einer Aenderung. Zuerst
fand Frankreichs Beispiel Nachahmung in dem benachbarten, sprachverwandten
Belgien, das ohne Rücksicht auf die Verschiedenheit der Natur, der Religion,