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1. Bd. 2 - S. 470

1854 - Leipzig : Engelmann
470 Die Zeit des heiligen Bundes. Nov. baf der unter P o tte rs Leitung gebildete N a t i o n a l c o n gr e ß die Unabhängig- keit Belgiens und die Ausschließung des Hauses Oranien von dem belgischen Thr one aussprach. Da man aber an der constitutionellen Monarchie festhielt, so entsagte Potter, der nach einer republikanischen Verfassung gestrebt, allen Würden und begab sich nach Paris. Nun traten die fünf Hauptmächte in Lon- don zu einer Conferenz zusammen, wo nach langen diplomatischen Verhand- lungen, an denen der alte Talleyrand im Interesse der französischen Juliregie- rung Antheil nahm, die Unabhängigkeit Belgiens anerkannt und die Grenzen gegen Holland regulirt wurden. König Wilhelm hatte sich durch sein abstoßendes Betragen und durch die sophistische Auslegung, daß der Wiener Conferenzbe- schluß, wornach der Rhein bis zum Meer (jusqu’ à la mer) frei sein solle, die Anlegung eines Zolles an der Mündung dieses Flusses nicht verwehre, unter den europäischen Fürsten viele Gegner gemacht. Um so weniger war die Londoner Conferenz geneigt, durch längere Zurückhaltung ihrer Anerkennung des belgischen Staats die in Europa herrschende Aufregung zu vermehren. Es wurde daher be- ~i83]U1u schlossen, daß der dem englischen Königshaus verwandte und bald darauf mit einer französischen Prinzessin in zweiter Ehe vermählte Leopold von Sach- sen-Koburg die belgische Krone tragen und dieliberalen durch Verleihung einer freisinnigen Repräfcntativ-Verfassung, die katholische Geistlichkeit durch völlige Unabhängigkeit der Kirche vom Staat versöhnen solle. Umsonst ver- suchten jetzt abermals die Holländer mit Kriegsmacht die Abgefallenen zur Unter- werfung zu zwingen. Trotz der Tapferkeit des Landheers und des Muths der Seemannschaft (van Spyk) sahen sie sich zum Rückzug genöhigt, als eine eng- lische Flotte die holländische Küste bedrohte und ein französisches Heer unter Gene- 2i’s32c" ral Gérard den Belgiern zu Hülfe kam und die Citadelle von Antwerpen dem muthigen Chasse entriß. Aber noch lange stritt man sich über die Grenzen, bis endlich auch hierüber eine Ausgleichung vermittelt wurde. §. 800. Polen. Der glückliche Ausgang der französischen und belgischen Revolution ermunterte die P o len zum Aufstand. Das Andenken an den alten Bund mit Frankreich und an die gemeinschaftlichen Kriegsthaten und Kriegsleiden unter Napoleons Adlern war so wenig erloschen als die Erinnerung an die frühere Größe der Republik: und wenn die letztere das Nationalgefühl und die Sehn- sucht nach einer Wiedergeburt des Vaterlands wach hielt, so nährte jene die Hoff- nung auf den Beistand der mitfühlenden Franzosen. Zwar war Polen unter der russischen Herrschaft zu einer höhern Blüthe gelangt als unter der alten Anarchie. Die Constitution mit Reichstagen und einer Nationalbewaffnung gewährte dem Volke eine geordnete Freiheit, die Industrie kam in Aufschwung, die Literatur hob sich, gangbare Heerstraßen erleichterten den Verkehr; selbst zur Lösung der Bande der Leibeigenschaft wurden Schritte gethan; allein diese Vortheile traten in Schatten durch die despotische Natur des Vicekönigs Constantin, der sich man- cherlei Eingriffe und Willkürlichkeiten in die Rechte des Volks gestattete und nur dem polnischen Heerwesen seine Aufmerksamkeit zuwendete; doch war es vor Allem der nie schlummernde Gedanke an Wiederbelebung des unterdrückten und vielge- spalteten Polenthums, was den Aufstand herbeiführte. Es war am 29. Nov. 1830‘ Abends sechs Uhr, daß 20 bewaffnete Jünglinge der Kadettenschule, Theilnehmer einer weitverbreiteten Militärverschwörung, in den Palast des Vicekönigs dran- gen, um diesen zu tobten, während andere Verschworene das Volk der Hauptstadt zu den Waffen riefen. Nur mit Mühe entging Constantin dem ihm zugedachten Schicksale; er wich dem Sturme und zog mit seinen russischen Soldaten und Beamten aus dem Lande. Eine aus angesehenen Polen (Lubecki, Czarto-
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