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1. Bd. 2 - S. 472

1854 - Leipzig : Engelmann
472 Die Zeit des heiligen Bundes. deln, immer im Vertrauen auf die Vermittelung der Mächte und die beruhigen- den Zusagen der Diplomaten, wahrend Rußland mit Energie handelte. Der tapfere D w e r n i ck i, der Volhynien zum Aufstand bringen wollte, wurde durch die Uebermacht der Feinde so sehr ins Gedränge gebracht, daß er sich nur durch einen kühnen Marsch, der den größten Waffenthatcn der neuern Kriegsgeschichte beizuzahlen ist, auf östreichisches Gebiet retten konnte, wo man ihn nebst seinen 6000 tapfern Streitern als Kriegsgefangene zurückhielt. Endlich erwachte Skrzy- necki aus seiner Unthätigkeit; er zog im Mai über den Bug, wurde aber von -6 Mai Diebitsch durch einen kühnen Eilmarsch erreicht und in der Schlacht von Ostro len ka besiegt. Sie war der Wendepunkt der polnischen Revolution. Zwietracht, Parteiung, Verrath und die Sirenenstimme der französischen Zwi- schenträger führten Polen seinem schnellen Untergang entgegen. Diebitsch starb s. Juni, an der Cholera. Sein Nachfolger wurde der unternehmende Paskiewitschfder von der Eroberung der persischen Stadt Eriwan mit dem umliegenden Gebiet (1828) den Beinamen Eriwan ski führte). Dieser setzte (unterstützt von Preußen, das von demerfolg der polnischen Revolution den Abfall seiner östlichen Provinzen fürchtete) über die preußische Weichsel und näherte sich den Mauern von Warschau, wo die größte Rathlosigkeit herrschte. Das Volk der Hauptstadt, im Glauben, daß das Mißlingen der Revolution von Verrath herrühre, ließ seine Rache an den Aristokraten und Russenfreunden aus und mordete 30 dieser Unglück- August. lichen. Entsetzt floh Czartoryski in das Lager, wo Dembinski in Skrzynecki's Geist den Oberbefehl führte, und bewirkte durch seine Entfernung, daß die Regie- rungsgewaltin die Hände eines Mannes gerieth, der entweder ein höchst beschränkter Kopf oder ein Verräther war; — Krukowiecki wurde von dem Reichstage zum Regierungs-Präsidenten mit dictatorischer Gewalt ernannt. Dieser gab, als Paskiewitsch sich mit seinem großen Heere der Hauptstadt näherte, durch die widersprechendsten Maßregeln und verkehrtesten Einrichtungen seine Muthlosigkeit und Verzweiflung an jedem Erfolge zu erkennen. Tapfer widerstand die polnische Armee den stürmenden Feinden bei Wola, der alten Wahlstätte der Könige, und die Heldenthaten des vierten Regiments im dortigen Kirchhofe wurden seither in Liedern gefeiert; über 11,000 Russen waren bei dem zweitägigen Sepil'r' Sturme bereits gefallen; da übergab Krukowiecki Warschau und Praga ver- 1831. tragsmäßig und überlieferte sich, von dem abziehenden Heer als Verräther ausge- ftoßen, dem siegreichen Feinde zum Kriegsgefangenen. Regierung und Reichstag begaben sich mit der Armee nach Modlin. Unter sich entzweit und von den Russen bedroht blieb ihnen kein Ausweg, als sich auf preu ß isch es Gebiet zu flüchten. Hier wurden die tapfern Streiter, 24,000 Mann stark, entwaffnet und so lange verpflegt, bis, nach gänzlicher Bezwingung Polens, Kaiser Nicolaus durch eine Amnestie den Meisten die Rückkehr gestattete. Dasselbe Schicksal hatte Ram orino, der sich schon vorher mit seinem Heer nach Galizien geflüchtet. Der Gnade des zürnenden Kaisers mißtrauend kehrten die polnischen Patrioten zu Tausenden ihrem Vaterlands den Rücken und wanderten nach Frankreich, Eng- land, der Schweiz und andern Ländern aus, vorziehend das Brod der Trübsal auf freiem, wenn auch fremdem Boden zu essen, als der allmählichen Vernich- tung der polnischen Nationalität geduldig zuzusehen. Die Theilnahme der deut- schen Völker, welche die Unglücklichen auf ihrem schweren Gange aufnahmen und bewirtheten, war eine Linderung ihres Kummers. In Polen, Litthauen, Vol- hynien ergingen schwere Strafgerichte über die Schuldigen; Sibiriens Bergwerke bevölkerten sich mit Verurtheilten, einige wurden am Leben, eine große Anzahl an ^1832^' ®ui beschädigt. Durch das „organische Statut" verlor Polen seine
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